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Andrey Rublev: Australian Open eine Frage der Fitness?

Ganz abseits des großen Rampenlichts spielt ein Spieler gerade ganz groß auf. Die Rede ist von Andrey Rublev, der im Kalenderjahr 2020 noch kein Match verloren hat und in der Nacht von Freitag auf Samstag bereits seinen zweiten Titel der Saison holen könnte.

von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet: 17.01.2020, 21:09 Uhr

Werden die Australian Open für Andrey Rublev zur Fitness-Frage?
Werden die Australian Open für Andrey Rublev zur Fitness-Frage?

Als Daniil Medvedev und Karen Khachanov gerade mit Serbien um den Einzug ins Finale des ATP-Cups rangen, dachten wohl nur die Wenigsten in Russland an die Nummer drei des Landes: Andrey Rublev. Zur selben Zeit legte der 22-Jährige aber einen sensationellen Erfolgslauf beim ATP-250-Event in Doha hin und holte sich ohne Satzverlust seinen dritten Karrieretitel. Obwohl er eigentlich allen Grund zur Freude hatte, sparte Rublev nicht an Kritik an dem Teamevent: „Es ist nicht leicht mit dem ATP Cup. Ich bin der Meinung, dass sie etwas ändern müssen, denn es ist nicht fair. In der Hälfte der Länder wäre ich die Nummer eins, in fast allen die Nummer zwei, aber ich darf nicht um diese Punkte spielen, da ich nicht unter den Top zwei meines Landes bin“, bedauert Rublev.

Statt sich wie viele Spieler vom ATP Cup vor dem ersten Grand Slam des Jahres eine Pause zu nehmen, ist Rublev auch beim ATP-Event in Adelaide am Start – und auf bestem Wege, auch dieses für sich zu entscheiden. Nachdem er sich hauchdünn gegen Felix Auger-Aliassime durchgesetzt hat, wartet nun Lloyd Harris im Finale. Gegen die Nummer 91 der Welt ist Andrey Rublev der glasklare Favorit.

Rublev plötzlich Mitfavorit bei den Australian Open?

Aufgrund dieses Siegeslaufs müsste man Rublev eigentlich auch bei den Australian Open Außenseiterchancen einräumen. Die Form könnte besser nicht sein und auch spielerisch hat Rublev durchaus das Zeug, in einem Grand Slam weit zu kommen. Doch wird der junge Russe das körperlich durchhalten? Mit acht Spielen in den Beinen wird Rublev zu den am Montag startenden Australian Open anreisen – und das innerhalb von nur elf Tagen. Da werden auch die zwei Tage Regenerationszeit vor seinem Erstrundenmatch wenig Erholung bringen.

Hinzu kommt, dass er bereits im Viertel- und Halbfinale in Adelaide über die volle Distanz gehen musste, zuletzt gegen Auger-Aliassime fast drei Stunden am Platz stand. Zwar hat Andrey Rublev in den ersten beiden Runden mit dem Australier Christopher O´Connell und Yuichi Sugita aus Japan eine relativ gute Auslosung erwischt, bereits in Runde drei würde aber wohl David Goffin warten. Der Belgier präsentierte sich beim ATP Cup in guter Verfassung und konnte gar den Weltranglistenersten, Rafael Nadal, in die Knie zwingen. Außerdem ist der athletische Belgier bekannt dafür, gerne lange Ralleys zu gehen. Spätestens hier könnten die Australian Open für Rublev also zu einer Frage der Fitness werden.

Im Interview nach seinem Sieg in Doha beteuerte der Russe, mit recht geringer Erwartungshaltung in das erste Grand Slam des Jahres zu gehen: „Ich erwarte mir gar nichts. Ich will einfach in das Turnier hieingehen und auch wenn ich in der ersten Runde verliere, aber mein Bestes gegeben habe, werde ich zufrieden sein.“ Ob er nach seinen Vorstellungen in Adelaide genauso denkt und gleichzeitig das Antreten bei diesem ATP-250-Event nicht ein wenig bereut, darüber lässt sich nur mutmaßen. Eine optimale Vorbereitung für ein kräftezehrendes Grand-Slam in der Hitze Australiens sieht aber wohl anders aus.

von Michael Rothschädl

Freitag
17.01.2020, 21:25 Uhr
zuletzt bearbeitet: 17.01.2020, 21:09 Uhr