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ATP: Muss sich Daniil Medvedev neu erfinden?

Nach seinem frühen Ausscheiden bei den Australian Open 2023 wird Daniil Medvedev nach langer Zeit aus den Top Ten der ATP-Weltrangliste fliegen.Schafft es der Russe ganz zurück an die Spitze?

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 26.01.2023, 16:20 Uhr

Wo geht der Weg von Daniil Medvedev hin?
© Getty Images
Wo geht der Weg von Daniil Medvedev hin?

Im Spätsommer 2021 hat Daniil Medvedev ein kleines Kapitel Tennisgeschichte geschrieben. Oder, je nach Blickwinkel, ein großes Kapitel Sportgeschichte verhindert. Novak Djokovic hätte im Endspiel der US Open den Kalender-Grand-Slam vervollständigen können, einen Leistung, die in der Neuzeit des Tennissports fast nicht vorstellbar schien (den Golden Slam hatte Djokovic wenige Wochen davor in Tokio schon Alexander Zverev vermasselt).

Medvedev also besiegte den serbischen Großmeister in drei erstaunlich glatten Sätzen, setzte auf seine vier davor gewonnenen ATP-Masters-1000-Titel und jenem bei den ATP Finals 2020 noch einen drauf. Dass Medvedev im Frühjahr 2022 die Spitze der ATP-Weltrangliste erreichen sollte, war einerseits abzusehen. Aber natürlich auch dem Umstand geschuldet, dass Novak Djokovic weder in Australien noch bei den großen Turnieren in den USA antreten durfte.

Medvedev mit wenigen Optionen

Lang ist´s her, zumindest gefühlt. Denn Daniil Medvedev, der vor knapp zwölf Monaten - etwas überspitzt formuliert - nur einen verwerteten Breakball gegen Rafael Nadal vom Titel bei den Australian Open entfernt war, wird die kommenden Wochen, vielleicht Monate mit einem zweistelligen Ranking durch die Welt reisen. Sebastian Korda hat den 26-jährigen Russen in der dritten Runde von Melbourne verabschiedet, in drei Sätzen, während denen man selten den Eindruck hatte, dass Medvedev in der Lage wäre, das Ruder herumzureißen. Wie übrigens auch nicht im Match gegen Nick Kyrgios bei den US Open im vergangenen Jahr.

Die Statistik der Partie gegen Korda zeigt ziemlich gut, wo der Hund bei Medvedev begraben liegt: Er verteidigt nach wie vor gut, verteilt auch kaum Geschenke. So weist die Bilanz 26 „unerzwungene“ Fehler auf, bei Korda waren es 55. Aber: Der junge US-Amerikaner erzielte 50 direkte Punkte, Medvedev nur 28. Wenn er offensiv werden muss, dann ist derzeit nur auf den Aufschlag Verlass. Den ersten, wohlgemerkt. Da holte Daniil Medvedev immerhin zwei Drittel der Punkte. Nach seinen Einwürfen zweiten konnte Medvedev nur 43 Prozent der Punkte gewinnen (was allerdings exakt auch auf Korda zutraf).

Beste Chance bei den US Open

Muss sich Medvedev also auch in den Ballwechseln neu erfinden, offensiver werden? Am Netz fühlt sich der Jungvater nicht besonders wohl, das natürliche Volley-Talent, das auch jemanden wie Korda auszeichnet, ist ihm nicht zu eigen. Der vermehrte Einsatz von Stopps ist auch keine Lösung, zu vorhersehbar sind diese auch in Australien ausgefallen. Aber irgendwie wird Medvedev an seinem Spiel schrauben müssen - sonst wird es mit einem zweiten Major-Sieg eher schwierig.

Andererseits: Ein bisschen Zeit hätte er für dieses Vorhaben ja. Denn als nächstes Grand-Slam-Event steht ja Roland Garros an, mit dem sich Medvedev ob des Belags nicht anfreunden mag. Und ob er in Wimbledon spielen darf, steht noch in den Sternen. Vielleicht sind es dann wirklich wieder die US Open, bei denen Daniil Medvedev an der eigenen Erfolgsgeschichte weiter schreibt.

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von Jens Huiber

Donnerstag
26.01.2023, 20:10 Uhr
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