Australian Open 2021: Im Schatten der Pandemie

Der Zuschauerzuspruch bei den Australian Open 2021 ist niedriger als erwartet. Das hängt auch mit den Eintrittspreisen zusammen.

von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet: 11.02.2021, 16:38 Uhr

Wer gewinnt? Tippt jetzt!
French Open Herren Quali
Alles ein bisschen undeutlich bei den Australian Open 2021
© Getty Images
Alles ein bisschen undeutlich bei den Australian Open 2021

Als Serena Williams am Mittwoch die zweite Tennis-Pflichtübung bei den Australian Open 2021 erledigt hatte, ein 6:3, 6:0-Sieg gegen die Serbin Nina Stojanovic, da dankte die legendäre Amerikanerin natürlich auch für die „nette Unterstützung“ von den Rängen der Rod-Laver-Arena. „Es ist schön, dass ihr da seid“, rief Williams den Fans auf dem Centre Court zu. Später wurde sie dann noch einmal auf die Kulisse angesprochen, auf die überschaubare Zahl von Besuchern – und Williams antwortete knapp und bündig: „Besser wenige als gar keine. Bei den US Open und den French Open war es gespenstisch.“

Das Interesse der Tennisfreunde in Melbourne und ganz Australien hält sich allerdings in Grenzen. Der lange Schatten der Pandemie hängt schwer über dem Turnier, das sich gern als „Happy Slam“ begreift, als jährliches Freudenfest für Profis und deren Anhänger. 30.000 Zuschauer können in der Startphase des ersten Major-Wettbewerbs der Saison täglich die Anlage am Yarra River betreten – theoretisch. Doch bei den Erstrundenmatches kamen jeweils nur etwa 18.000 Zuschauer, aufgeteilt in die Tages- und in die Nachtvorstellung im National Tennis Center. Die verhaltene Resonanz alarmierte die Veranstalter um Turnierchef Craig Tiley so sehr, dass sogar diskret einige Freikarten vergeben und eilige Rabattaktionen aufgelegt wurden. 

Nicht nur die stolzen Preise hemmen den Zulauf

Ganz erstaunen kann die soweit schwächelnde Bilanz freilich nicht: Denn für viele Australier ist das Tennisvergnügen schlichtweg nicht erschwinglich. Nach Monaten des harten Lockdowns und wirtschaftlicher Sorgen sind die meisten Tickets selbst für die eisernsten Fans zu teuer – die billigste Eintrittskarte für den Centre Court etwa kostet momentan 65 australische Dollar. In den sozialen Medien wurde den Turnierbossen vorgerechnet, dass eine vierköpfige Familie für den Besuch einer Abendveranstaltung auf dem Topplatz locker an die 1000 Dollar ausgeben müsse. „Vielleicht hätte man doch ein wenig beim Preisgeld für die Spieler kürzen und vernünftige Ticketpreise organisieren sollen“, schrieb bei Twitter eine Melbournerin.

Nicht allein die stolzen Preise hemmen den Zulauf zu den Australian Open. Anders als in normalen Grand-Slam-Zeiten ist der Hochsommer Down Under schon vorbei – und mit ihm auch die Ferienzeit für Familien. Für den gewohnten Trip nach Melbourne gebe es gerade an Wochentagen „für viele Eltern und Kinder keine Möglichkeit“, hieß es im nationalen TV-Sender ABC News, „da bleibt oft nur das Zuschauen vor dem Fernseher.“ Auch die komplizierten Reiseregelungen zwischen den australischen Bundestaaten schreckten viele Fans vor dem Australian-Open-Besuch ab, sagt der Nachrichtenjournalist Richard Evans bemerkte der „Sydney Morning Herald“. Erst am Dienstag kündigte South Australia eine Grenzschließung zum Großraum Melbourne an, nachdem am Grand-Slam-Standort in einem Quarantänehotel mehrere Corona-Fälle entdeckt wurden.

Manche Fans, so vermuten australische Medien, hätten allerdings auch grundsätzlich mit ihren Füßen gegen das Grand-Slam-Turnier abgestimmt – gegen dessen Austragung in der Pandemie, gegen Profispieler, die nach ihrer privilegierten Einreise noch über Quarantänebestimmungen und die Qualität des Essens lamentiert hätten. 

von Jörg Allmeroth

Donnerstag
11.02.2021, 19:30 Uhr
zuletzt bearbeitet: 11.02.2021, 16:38 Uhr