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Australian Open: Daniil Medvedev schimpft, siegt und steht im Finale

Daniil Medvedev ist Rafael Nadal ins Endspiel der Australian Open gefolgt. Der Weltranglistenzweite besiegte Stefanos Tsitsipas in einem hochklassigen Match in vier Sätzen. Zwischenzeitlich sorgte der Russe jedoch mit deftigen Worten an den Schiedsrichter für Aufsehen. 

von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet: 28.01.2022, 12:22 Uhr

Daniil Medvedev steht bei den Australian Open im Endspiel
Daniil Medvedev steht bei den Australian Open im Endspiel

Das Match begann so, wie das im Vorfeld auch zu erwarten war: Daniil Medvedev und Stefanos Tsitsipas stellten von Beginn an eindrucksvoll ihre Aufschlagstärke zur Schau. Der Russe tat dies gar in Reinkultur, gab bis zum Stand von 5:6 aus seiner Sicht nicht einen Punkt bei eigenem Aufschlag ab. Zur Verdeutlichung: 22 Punkte in Serie wanderten auf das Konto von Aufschläger Medvedev.

Und Stefanos Tsitsipas? Der wackelte einmal – und das gehörig. Beim Stand von 4:4 sah sich der Grieche mit einem 0:40 konfrontiert, wehrte diese und auch einen weiteren Breakball mit mutigem Tennis ab. Das sollte es an Gelegenheiten für die Rückschläger für diesen Satz gewesen sein – ein Tiebreak musste die Entscheidung bringen.

Enges Tiebreak an Medvedev

In diesem war es just der 23-jährige Grieche, der sich früh das Minibreak – und damit den zweiten Punkt bei Aufschlag Medvedev – sichern konnte. Dieses konnte Tsitsipas lange halten, ehe Medvedev mit einem sehenswerten Passierball zum 4:4 egalisieren konnte. Ein Bruch in diesem Tiebreak, Medvedev servierte sich sehenswert zum 6:5 und profitierte bei Satzball von einem vermeidbaren Fehler Tsitsipas`. Satz eins ging folgerichtig nach 47 Minuten an den Russen.

Stefanos Tsitsipas zeigt sich davon unbeeindruckt, erspielte sich direkt im ersten Game einen Breakball – und wusste diesen nach einer sehenswerten Rallye per Vorhandwinner auch zu nutzen. Damit hatte der Grieche in einem Game in Satz zwei doppelt so viele Punkte gemacht wie im gesamten ersten Durchgang. Zwar musste Tsitsipas wenig später das Rebreak hinnehmen, bekam dann beim Stand von 4:4 jedoch eine weitere Chance. Mit kräftiger Mithilfe von Daniil Medvedev, der mit zwei Doppelfehlern maßgeblich zum Break des Weltranglistenvierten beitrug. Tsitsipas nahm dieses Geschenk dankend an und servierte Durchgang zwei mit 6:4 aus.

Medvedev beschwert sich lautstark

Die Pikanterie in diesen Momenten: Daniil Medvedev kriegte sich nach dem kassierten Break zum 4:5 gar nicht mehr ein, fragte den Schiedsrichter mehrmals schreiend, ob er denn „dumm“ sei und monierte lautstark wegen angeblichen Coachings von Apostolos Tsitsipas. Verwarnung gab es für diese Schimpftirade – unerklärlicherweise – keine. Und auch in der Satzpause schimpfte der Russe noch weiter, nannte den Schiedsrichter durchaus eigenwillig eine „kleine Katze“, würde er den Griechen nicht bei nächster Gelegenheit verwarnen. So sprach der Weltranglistenzweite also und verabschiedete sich zum „Abkühlen“ in eine Toilettenpause.

Das zeigte Wirkung, das Geschehen in der Rod Laver Arena beruhigte sich zum Start in den dritten Satz zusehends, bei Aufschlag Medvedev hatte Stefanos Tsitsipas nun wieder - mit Ausnahme von zwei Breakbällen zu Beginn des Satzes - überhaupt keinen Zugriff. Der 23-Jährige selbst überwand zunächst einige brenzlige Situationen – und servierte sich ebenfalls locker durch. Bis zum Stand von 4:5 aus der Sicht des Weltranglistenvierten: Dann aber zog der Russe mächtig an, spielte zwei großartige Punkte, erspielte sich drei Breakbälle – und machte nach einem sauber vorgetragenen Ballwechsel Satz drei mit 6:4 zu.

Medvedev übernimmt Kommando 

Anfang des vierten Satzes gab es dann das, was Daniil Medvedev schon so lange gefordert hatte: eine Code Violation für Stefanos Tsitsipas für unerlaubtes Coaching vom Trainervater Apostolos. Dieser musste nämlich mitansehen, wie sein Sohn zusehends nur noch Passagier in diesem Match war, bei Aufschlag Medvedev kaum noch zu punkten vermochte und auch bei eigenem Service zunehmend unter Druck geriet. 

Die logische Konsequenz: Beim Stand von 1:2 setzte es das nächste Break für den Griechen - viel fehlte Daniil Medvedev nun nicht mehr zu seinem vierten Einzug in das Endspiel eines Major-Turniers. Und der Weltranglistenzweite, er ging diese letzten Schritte mit Bravour. Medvedev legte ein weiteres Break nach und machte nach nicht einmal zweieinhalb Stunden den 7:6 (5), 4:6, 6:4 und 6:1-Erfolg perfekt. 

Schlechte Emotionen nicht förderlich für Medvedev

"Ich glaube nicht, dass mir schlechte Emotionen in diesem Match geholfen haben. Ich habe schon manche Spiele so verloren, man verliert die Konzentration. Ich hab es geschafft, mich wieder zu konzentrieren und mich zurück in dieses Match zu fighten - vor allem mit meinem Service", sagte der Russe angesprochen auf die hitzigen Momente in diesem Match. 

Im Finale am Sonntag geht es nun gegen den Spanier Rafael Nadal, der in Melbourne um seinen 21. Triumph bei einem Grand-Slam-Turnier fightet. Nadal hatte sein Halbfinalduell mit Matteo Berrettini ebenfalls in vier Sätzen für sich entscheiden können. Im Head-to-Head mit Medvedev liegt der Weltranglistensechste mit 3:1 in Front. 2019 besiegte Nadal Medvedev im Endspiel der Australian Open. 

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von Michael Rothschädl

Freitag
28.01.2022, 12:18 Uhr
zuletzt bearbeitet: 28.01.2022, 12:22 Uhr

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