Revanche für 2009 – Fernando Verdasco nimmt Rafael Nadal raus!

Der "Matador" scheitert beim Grand-Slam-Turnier in Melbourne bereits in Runde eins an seinem Landsmann.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 19.01.2016, 08:19 Uhr

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Rafael Nadal - Fernando Verdasco - ATP-Tour

Es war ein epischer und hochklassiger Fünf-Satz-Tenniskrimi, in dem sich Rafael Nadal 2009 im Australian-Open-Halbfinale mit 6:7 (4), 6:4, 7:6 (2), 6:7 (1), 6:4 durchgesetzt hatte. Sieben Jahre darauf ist Fernando Verdasco jetzt die Revanche gelungen. Der 32-Jährige entschied am Dienstagmorgen nach MEZ in der Rod Laver Arena das Duell der spanischen Linkshänder für sich, der Madrider rang den "Stier von Manacor" nach 4:41 Stunden Spielzeit sensationell mit 7:6 (6), 4:6, 3:6, 7:6 (4), 6:2 nieder. Für Nadal ist es erst die zweite Erstrunden-Niederlage der Karriere bei einem Grand-Slam-Turnier nach Wimbledon 2013, als der 29-Jährige am Belgier Steve Darcis gescheitert war. Verdasco steht somit in der zweiten Runde, wo er auf den Israeli Dudi Sela treffen wird.

Nadal hatte nach einer für seine hohen Ansprüche höchst bescheiden verlaufenen Saison 2015 zuletzt wieder aufsteigende Tendenz demonstriert, zum Jahresbeginn das Einladungsturnier in Abu Dhabi gewonnen und beim ATP-World-Tour-250-Event in Doha erst im Finale verloren , und auch das nur gegen den Herrentennis-Dominator Novak Djokovic . Eine recht interessante Angelegenheit war gegen Verdasco durchaus zu erwarten gewesen - mit einer 15:2-Bilanz im Rücken ging "Rafa" aber dennoch als hoher Favorit in die Begegnung. Doch der Mallorquiner hatte das Pech, Verdasco wie 2009 an einem absoluten Ausnahme-Tag zu erwischen, während er selbst hingegen nicht an sein zuletzt gezeigtes Leistungsvermögen anschließen konnte. Und sein Gegner im Finish sogar noch zuzulegen vermochte.

90 Winner: Gala von Verdasco

Verdasco hatte die vergangene Spielzeit als 49. beendet, sein schlechtestes Jahresend-Ranking seit 2003, am zweiten Hauptfeld-Spieltag in Melbourne war eine eher schwächere Verfassung allerdings nie zu erkennen. Ganz im Gegenteil: Der Ex-Weltranglisten-Siebte, der in Doha im Achtelfinale ebenso gegen Djokovic ausgeschieden war, legte eine echte Galavorstellung hin, schoss dem 14-maligen Grand-Slam-Titelträger und Ex-Branchenprimus sage und schreibe 90 Winner um die Ohren, Nadal kam gerade mal auf deren 37. Das ungemein große Risiko sollte sich trotz 91 Eigenfehlern bezahlt machen. Verdasco vergab erst bei 4:4 und 0:40 die einzigen drei Breakbälle im ersten Satz, lag im Tiebreak bis zum 6:5 stets zurück, bis er seinen zweiten Satzball verwertete - und Nadal so den Kampf erklärte.

Der "Matador" reagierte darauf zunächst so, wie es von einem dermaßen großen Champion zu erwarten war: mit einer Leistungssteigerung. Der Melbourne-Sieger von 2009 und zweimalige Finalist verspielte zwar eine 3:1- und 4:2-Führung, sicherte sich den zweiten Durchgang dann aber doch und dominierte den dritten mit Breaks im ersten und letzten Spiel. Die Welt sah für Nadal schon wieder freundlicher aus, und noch mehr, als er im vierten Satz aus einem 3:5 und 30:40 ein 6:5 und 0:30 bei Aufschlag Verdasco machte, dieser zog sich allerdings nervenstark aus der Affäre und hatte im Tiebreak abermalig das bessere Ende für sich. Bei 2:0 sowie einer Chance auf das Doppelbreak zum 3:0 schien Nadal, wie so oft, in einem alles entscheidenden fünften Abschnitt den längeren Atem zu besitzen.

Nach Rückstand im 5. Satz nicht zu halten

Doch es kam anders: Verdasco reagierte auf die äußerst heikle Situation gleich mit drei Assen in Serie (insgesamt kam er auf deren 20), glich kurz darauf zum 2:2 aus und war anschließend nicht mehr zu halten. Nadal konnte seine Offensivbemühungen nicht mehr anbringen, versank in der Defensive, vor allem auch weil Verdasco aus allen Rohren schoss - und dabei fast alles traf. 21 von seinen 90 Gewinnschlägen verzeichnete er im mit 44 Minuten gar zweitkürzesten Satz des Matches, ganz standesgemäß beendete er das Spiel mit einem fantastischen Vorhand-Cross-Returnwinner. "Ich habe einfach damit begonnen, Winner zu schlagen - ich weiß nicht, wie", hatte Verdasco im Siegerinterview selbst Mühe, seinen Lauf im Finish zu erklären. "Ich habe meine Augen geschlossen und alles ist hineingegangen."

"Er hat im letzten Satz unglaublich gespielt. Man muss einfach akzeptieren, wenn sich alles in einem Satz entscheidet und dein Gegner probiert, die Bälle mit 100 Prozent zu schlagen, dann kriegst du Probleme. Er hatte viel an Erfolg damit, jeden Ball mit voller Kraft zu schlagen. Ich muss ihm gratulieren", sagte Nadal. "Ich hatte meine Chancen, mit diesem 0:30 bei 6:5, da hat er gut gespielt, und das war's. Er hat besser als ich gespielt, er hat aggressiver als ich gespielt, er hat mehr als ich riskiert und er hat gewonnen, und wahrscheinlich verdient er es", fasste er mit versteinerter Miene zusammen. "Es ist für mich natürlich eine harte Niederlage. Es ist vor allem hart, weil ich nicht so wie im letzten Jahr schlecht spielend hergekommen bin und mich nicht bereit gefühlt hatte. In diesem Jahr ist es eine komplett andere Geschichte. Ich habe gut gespielt und trainiert. Es ist hart, wenn man so viel arbeitet, ein wichtiges Event steht an, und man verliert zu früh. Heute war ich nicht imstande, so zu spielen, wie ich trainiere."

Murray ohne Probleme, Anderson muss aufgeben

Abgesehen von Nadal hielten sich die Gesetzten größtenteils dagegen schadlos. Andy Murray (Großbritannien/2) hatte zu Beginn mit Deutschlands 18-jährigem Jungstar Alexander Zverev beim 6:1, 6:2, 6:3 wenig Mühe und trifft also am Donnerstag auf Aufschlaggeschwindigkeits-Weltrekordhalter Sam Groth (Australien). David Ferrer (Spanien/8) eliminierte den deutschen Qualifikanten Peter Gojowczyk mit 6:4, 6:4, 6:2. John Isner (USA/10) knallte Jerzy Janowicz (Polen) bei einem 6:3, 7:6 (7), 6:3 unfassbare 37 Asse ins Feld. Ausgeschieden ist aber Kevin Anderson : Der elftgereihte Südafrikaner war schon mit physischen Beschwerden an den Start gegangen und gab gegen Rajeev Ram (USA) beim Spielstand von 6:7 (4), 7:6 (4), 3:6, 0:3 auf - nachdem er die letzten 15 Punkte allesamt verloren hatte.

Hier die Ergebnisse und Auslosungen der Australian Open: Einzel , Doppel , Einzel-Qualifikation .

Hier der Spielplan.

von tennisnet.com

Dienstag
19.01.2016, 08:19 Uhr