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Australian Open: Von Mr. Hyde zu Dr. Jekyll - Plötzlich wird Zverev ernst genommen

Alexander Zverev fehlen noch zwei Siege, um als dritter Deutscher bei einem Grand Slam zu gewinnen. Doch sein Halbfinalgegner Dominic Thiem ist selbst in blendender Form.

von SID
zuletzt bearbeitet: 30.01.2020, 11:47 Uhr

Alexander Zverev ist auf einer Mission
© Getty Images
Alexander Zverev ist auf einer Mission

Vergangene Woche hat ihn keiner ernst genommen. Als Alexander Zverev nach seinem Auftaktmatch bei den Australian Open das verblüffende Versprechen abgab, er werde im Falle seines Turniersieges in Melbourne sein gesamtes Preisgeld für die Opfer der Buschfeuer spenden, war dies den australischen Zeitungen genau kein Wort wert. Zverev? Der gerade beim ATP Cup eine kleine Horrorshow geboten hatte? Pfff.

Ja, "kann man leicht sagen nach der ersten Runde, richtig?", gestand selbst Zverev mit einem Lächeln, nachdem er ins Halbfinale am Freitag (9.30 Uhr MEZ) gegen seinen Freund Dominic Thiem (26) aus Österreich eingezogen war. Er hat ja selbst nicht erwartet, dass sein Versprechen ihn nochmal einholen würde, aber nun: Nehmen sie ihn ernst. Und er meint es ernst. Das "German Gun" (The Age) ist auf einmal in aller Munde.

Zverev hat sich die Aufmerksamkeit verdient. 4,12 Millionen Australische Dollar (ca. 2,55 Millionen Euro) sind eine gewaltige Summe - "auch für mich", hat er nun nochmal erklären müssen, und dann auch, warum er das Geld am Sonntag trotzdem hergeben würde: Seine Eltern hätten ihn so erzogen, er habe gelernt, dass "Geld die Welt verändern kann", und es gebe hier in Australien nun mal viele Menschen, die es wirklich nötiger hätten als er.

Zverev hat den Aufschlag in den Griff bekommen

Dass er nun vermehrt darüber reden muss, mag auch für Zverev überraschend kommen nach dem Desaster beim ATP Cup, mit drei Niederlagen in drei Matches und 31 Doppelfehlern in 31 Aufschlagspielen. "Aber ich hatte dort nicht nur mit meinem Aufschlag Probleme. Ich hatte Probleme mit allem: mit meiner Vorhand, mit meiner Rückhand, meinem Stopp, meinem Slice, meinem Return und dem Aufstehen am Morgen." Und nun? Mr. Hyde ist weg, Dr. Jekyll da.

"Dies ist ein Grand Slam. Hier solltest du dein bestes Tennis spielen, und das tue ich gerade", betont der 22 Jahre alte Hamburger. Und dennoch wird er sich jetzt ein weiteres Mal steigern müssen: Auch Zverev mag erwartet haben, dass er gegen Rafael Nadal spielt, die leichtere Aufgabe ist Thiem freilich nicht. Wer den Weltranglistenersten in einem mehr als vier Stunden dauernden epischen Match niederringt, sollte ernst genommen werden.

Bis zum grandiosen Sieg gegen Nadal flog auch Thiem unter dem Radar, nicht mal die hastige Trennung von Co-Coach Thomas Muster nach nur zweiwöchiger Zusammenarbeit machte groß die Runde in Australien. Dass er im Halbfinale nun auf Zverev trifft, findet der 26 Jahre alte Weltranglistenfünfte "lustig": Es sei, bemerkte er leicht amüsiert, "das erste Mal, dass ich in einem Grand-Slam-Halbfinale gegen einen jüngeren spielen muss."

Thiem um drittes Major-Finale

Thiem hat schon viermal in einem Halbfinale gestanden - seit 2016 bei den French Open in Paris. In den ersten beiden Jahren unterlag er Novak Djokovic (Serbien) und Nadal, in den beiden vergangenen Jahren stand er im Finale und verlor jeweils gegen Nadal. Auf Zverev freut er sich: "Wir haben keine Geheimnisse voreinander. Wir haben eine nette Rivalität." Lässt sich leicht sagen, wenn man von acht Duellen sechs gewonnen hat.

Thiem sagt, er freue sich für Zverev, dass dieser im Halbfinale stehe, "er hat seinen Durchbruch bei einem Grand Slam geschafft." In Australien kennen sie nun mindestens 4,12 Millionen Gründe, warum sie den Deutschen endlich ernst nehmen sollten.

Hier das Einzel-Tableau in Melbourne

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Donnerstag
30.01.2020, 13:44 Uhr
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