Das ganz besondere ITF-Turnier in Santander: "Ich liebe die Stadt und den Club"

Eine exzellente Lage am kantabrischen Meer mit hervorragenden Sandstränden und einem reichen Sommerprogramm. Damit glänzt noch heute die nordspanische Metropole Santander, obwohl die meisten historische Monumente in der Altstadt durch einen Großbrand im Jahre 1941 in Schutt und Asche gelegt worden sind.

von Florian Heer aus Santander
zuletzt bearbeitet: 28.08.2022, 15:20 Uhr

© Florian Heer

Zu den alljährlichen Veranstaltungen zählt auch ein internationales Tennisturnier, welches im äußersten Osten der Landzunge auf der Halbinsel La Magdalena, unweit des berühmten El Sardinero Strandes, ausgetragen wird. Ein immer wiederkehrendes „Plopp, plopp, plopp“ ist dort zu vernehmen. Allerdings nicht von der Tennisanlage. Direkt nebenan trainieren die Einheimischen des eleganten 180.000 Einwohner Seebads ihre durchaus beachtlichen Fähigkeiten im Beachball.

Das Events häufig in landschaftlich reizvollen Örtlichkeiten ausgetragen werden, mag bestimmt nichts Neues sein. Die Lage des Real Sociedad de Tenis de la Magdalena ist jedoch ein besonderer Augenschmaus, versehen mit bestem Blick auf das Meer, den größten der insgesamt 30 öffentlichen Parks der Stadt und dem Palacio de la Magdalena.

Der Club wurde vom spanischen König Alfons XIII. sowie Adligen im April 1906 gegründet und gehört zu den ältesten Tennisvereinen des Landes. Über 8.000 Mitglieder zählt der Real Sociedad de Tenis de la Magdalena heute, wobei Neueintritte oftmals Kindern oder Angehörigen aktueller „socios“ vorbehalten sind.

Club mit strenger Tür

So gehört es sich auch für einen exklusiven Club, dass eine strenge Kontrolle am Eingang vollzogen wird. Einfaches passieren, um ein paar Ballwechsel bei der 73. Ausgabe des Torneo Internacional RST La Magdalena zu erhaschen? Unmöglich. Nur wer einen gültigen Mitgliedsausweis oder sich im Besitz einer Gästekarte befindet, darf dem ITF-World-Tennis-Tour M25 Event beiwohnen. Auch eine bestimmte Kleiderordnung ist erwünscht. Fast fühlt man sich in die Zeit eines Teenagers zurückversetzt, der in Gegenwart des Türstehers um den Eintritt in einen begehrten Partyclub seiner Stadt buhlt.

Wie viele professionelle Tennisturniere heutzutage lediglich unter den Augen der eigenen Vereinsmitglieder ausgetragen werden? Keine Ahnung. Eine Besonderheit in Zeiten der Kommerzialisierung stellt es jedoch bestimmt dar.

„Für mich ist das ein besonderer Platz“, erzählt Oscar Jose Gutierrez. Der 29-jährige Brasilianer ist in dieser Augustwoche der Top-gesetzte Spieler beim mit $25.000 Preisgeld dotierten Sandplatzevent. „Ich bin bereits das dritte Mal hier und die Atmosphäre ist sehr speziell. Ich liebe die Stadt und den Club“, bekräftigt die Nummer 371 der ATP-Weltrangliste.

„Hier gibt es einen ausgezeichneten Blick auf das Meer und viele hervorragende Restaurants befinden sich in der näheren Umgebung“, schwärmt Gutierrez, der 2019 im Einzel und im vergangenen Jahr im Doppel in Santander erfolgreich war.

Highlight Davis Cup

Dass der Real Sociedad de Tenis de la Magdalena auch Veranstaltungen größerer Dimensionen stemmen kann, bewiesen die Verantwortlichen im Juli vor 22 Jahren, als die Davis-Cup-Halbfinalbegegnung zwischen Spanien und den Vereinigten Staaten ausgetragen wurde.

Die Luftaufnahmen des eindrucksvollen drei-Tage Events unterstreichen noch heute die Einzigartigkeit der Location. Für Spanien war es zudem der Aufgalopp zu einem historischen Ereignis. Fünf Monate später konnte die Selección mit einem 3-1 Triumph über Australien im Palau Sant Jordi zu Barcelona ihren ersten Sieg im Davis-Cup erzielen.

Droguet holt ITF-Titel

Einen weiteren Erfolg für Gutierrez gab es indes in diesem Jahr nicht. Der Brasilianer unterlag dem 21-jährigen Franzosen Titouan Droguet im Finale mit 7:6, 6:0. Auch der diesjährige Champion war vom Turnier mehr als angetan. „Das ist das beste Event, das ich in dieser Saison bisher gespielt habe“, kommentierte Droguet.

von Florian Heer aus Santander

Sonntag
28.08.2022, 14:15 Uhr
zuletzt bearbeitet: 28.08.2022, 15:20 Uhr