Emanuel Ivanisevic: „Mein Vater ist überwiegend Dad für mich“

Im Draw der ITF German Juniors in Bamberg kommt der Tennisfan nicht an dem Namen Emanuel Ivanisevic vorbei. Vor seinem Erstrunden-Match beim Jugend-Weltranglistenturnier der Kategorie J300 stellte sich der Sohn des ehemaligen Wimbledonsiegers Goran Ivanisevic dem tennisnet-Interview.

von Dietmar Kaspar
zuletzt bearbeitet: 11.06.2025, 14:35 Uhr

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Auch bei den ITF German Juniors in Bamberg begibt sich Emanuel Ivanisevic auf große Spuren.

Ursprünglich brachte man den Namen Ivanisevic mit Matches auf den größten Courts der Welt in Verbindung. Alleine auf dem Centre Court in Wimbledon stand Goran Ivanisevic insgesamt viermal im Endspiel von Wimbledon. Und gerade, als vor Turnierbeginn 2001 keiner mehr mit einem Triumph des Kroaten rechnete, spielte sich der ehemalige Weltranglisten.2, ausgestattet mit einer Wildcard, zum Titelgewinn an der Church Road. Umso größer der Kontrast nun zu den ITF German Juniors, wo sich sein Sohn Emanuel Ivanisevic auf Court 13 des ausrichtenden TC Bamberg mit dem deutschen Wildcard-Spieler Sebastian Heinrich auseinanderzusetzen hatte. Vor der Begegnung sprach der 17-Jährige im tennisnet-Interview unter anderem über seinen bayerischen Ursprung, über die Rolle seines Vaters und seine Ziele.

tennisnet: Emanuel, du spielst gerade bei den ITF German Juniors. Welche Erfahrungen hast du in Deutschland bislang gemacht?

Emanuel Ivanisevic: In Bamberg bin ich zum allerersten Mal. Es ist wirklich eine wunderschöne Stadt und hat eine herrliche und idyllisch gelegene Tennis-Anlage. Mit Bayern verbinde ich natürlich etwas ganz Spezielles, da ich in München geboren wurde. Meine Mutter kannte eine Ärztin von dort und hat mich deshalb in dieser Stadt zur Welt gebracht.

Dein Vater war bekanntlich ein guter Fußballer, der in der Jugend von Hajduk Split gespielt hat. Hast du dich auch in anderen Sportarten versucht oder gab es für dich nur die Option Tennisprofi?

Ich habe im Alter von 7 Jahren mit Tennis und Fußball angefangen und beides gleich ambitioniert betrieben. In Zagreb, wo ich aufgewachsen bin und auch immer noch lebe, habe ich ideale Voraussetzungen dafür gefunden. Mit 12 Jahren habe ich mich aber dann endgültig für das Tennis als meinen Sport entschieden.

Wie hast du die aktive Karriere deines Vaters als Tennisprofi wahrgenommen?

Mein Vater war einer der besten Tennisspieler der Welt und hat mit die größten Turniere gewonnen, die es überhaupt gibt. Auch wenn ich es als Kind nicht mehr persönlich erleben konnte, habe ich mir viele Videos von seinen Matches angeschaut. Darunter natürlich auch das Finale von seinem Wimbledon-Triumph.

Welche Vor- und Nachteile hast du bislang in deiner Karriere wahrgenommen, die in Verbindung mit deinem, im Tennissport zweifellos großen, Nachnamen stehen?

Mit dem Namen verbinde ich immer etwas Druck bei meinen Matches. Denn jeder erwartet von mir, dass ich aufgrund des Namens richtig gut bin. Andererseits eröffnet es mir öfters auch gute Möglichkeiten, die ein anderer Spieler vielleicht nicht in dieser Weise erhalten würde.

Du hast ja trotz deiner Geburt in München einzig die kroatische Staatsbürgerschaft. Wie sieht die Unterstützung durch den kroatischen Tennisverband aus?

Wir haben aktuell eine etwas komplizierte Situation im kroatischen Verband, deshalb ist da gerade diesbezüglich wenig zu erwarten. Ich trainiere aber schon seit längerem in der Akademie von Ivan Ljubicic und da fühle ich mich bestens aufgehoben.

Die aktuelle Spielzeit wird deine letzte auf Junioren-Ebene sein. Welche Ziele setzt du dir dabei?

Ich fokussiere mich eigentlich schon wesentlich mehr auf die Herren-Tour. Ich möchte mich aber bis zum Saisonende unter die besten 100 in der Jugend-Weltrangliste spielen, um im nächsten Jahr über dieses Ranking die Startplätze bei den ITF-15er-Turnieren bei den Herren zu bekommen.

Wie würdest du deinen Spielstil beschreiben und wo siehst du deine Stärken und Schwächen?

Die Beinarbeit sehe ich bei mir noch als großen Schwachpunkt. Ich spiele nach guten Aufschlägen sehr aggressiv, schlage sehr hart und suche oft den Weg ans Netz. Ich denke, mein Spiel ist schon eher für die schnelleren Beläge gemacht.

Auch wenn du im Gegensatz zu deinem Vater als Rechtshänder agierst, klingt dein Spielstil schon sehr in seine Richtung?

Das aggressive und kompromisslose Spiel meines Vaters hat mich schon sehr inspiriert. Es ist aber auch mein Naturell, im Spiel selbst die Entscheidung zu suchen und nicht auf die Fehler des Anderen zu warten. Ich denke, wenn man bei den Herren etwas Großes erreichen möchte, muss man das Spiel selbst in die Hand nehmen.

Wie würdest du die Rolle deines Vaters in Bezug auf dich beschreiben?

Neben seiner Rolle als Vater ist er auch etwas Trainer und Manager, alles in einer Person vereint. Ich habe aber einen eigenen Coach von meiner Akademie in Zagreb, wodurch er im Regelbetrieb kaum eingebunden ist. In erster Linie ist er aber überwiegend mein Dad.

Hält er dich auch über seine Pläne auf dem Laufenden?

Wir sprechen da nicht allzu viel darüber. Aber natürlich bin ich schon darüber informiert, dass er ab dem Turnier in Halle mit Stefanos Tsitsipas zusammenarbeiten wird. Ich konzentriere mich aber komplett darauf, meinen eigenen Weg zu gehen und meine Ziele zu erreichen.

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg in der weiteren Karriere.

Hier das Einzel-Tableau aus Bamberg

von Dietmar Kaspar

Mittwoch
11.06.2025, 15:39 Uhr
zuletzt bearbeitet: 11.06.2025, 14:35 Uhr