Destanee Aiava: "Die ITF-Tour ist ein buchstäblicher Alptraum“

Einst als große Hoffnung des australischen Damentennis gefeiert, bestreitet Destanee Aiava ihren sportlichen Alltag auf der ITF World Tennis Tour. Wie kaum eine andere Spielerin legt die 23-jährige in den Social Media ihre traumatischen Erfahrungen auf der untersten Stufe des internationalen Welttennis offen und berichtet sogar von einem gescheiterten Selbstmordversuch.

von Dietmar Kaspar
zuletzt bearbeitet: 18.09.2023, 22:42 Uhr

Destanee Aiava zeichnet ein erschreckendes Bild von ihrem Alltag auf der ITF-Tour.
© Getty Images
Destanee Aiava zeichnet ein erschreckendes Bild von ihrem Alltag auf der ITF-Tour.

Große Hoffnung der Tennisnation Australien

Als Teenagerin schien der Weg in die absolute Weltklasse für Destanee Aiava vorgezeichnet zu sein. 2016 durfte sie bereits mit 16 Jahren per Wildcard beim WTA-Turnier in Hobart und den folgenden Australian Open ihr Talent jeweils in der Qualifikation zur Schau stellen. Ein Jahr später verewigte sie sich als Teenagerin in den Geschichtsbüchern des Tennissports, indem sie in Brisbane als erste Spielerin des 2000er-Jahrgangs nach überstandener Qualifikation auch ein Hauptfeld-Match auf WTA-Ebene gewinnen konnte. Dank ihres Triumphs bei den australischen U18-Meisterschaften bekam sie eine Wildcard für das Hauptfeld in Melbourne und trat dort als erste im neuen Millennium geborene Spielerin auf Major-Ebene an. Im selben Jahr erreichte sie mit Rang 147 ihre höchste Platzierung in der Weltrangliste und wurde mit dem „Junior Athlete of the year-Award“ ausgezeichnet.

Trister Alltag auf der ITF-Tour

Trotz solcher Auftritte auf großer Bühne heißt es für die Nachwuchstalente erst einmal, sich auf der untersten Ebene des Welttennis zu beweisen, um sich eine dauerhafte Teilnahme auf der großen WTA-Tour zu erarbeiten. Im Falle der 23-jährigen Aiava ist dieser Schritt bis heute noch nicht vollzogen. Trotz ihrer insgesamt fünf Einzel-Titel auf der Future-Tour ist sie aktuell nur auf Position 250 im WTA-Ranking notiert.

Ein tristes Bild von ihrem Alltag auf der ITF World Tennis Tour zeichnet Aiava mit ihren Postings auf Instagram. Sie fühle sich „erschöpft“, weil sie „pleite“ sei. Laut Statistik auf der WTA-Website, wo sie mit einer Match-Bilanz in dieser Saison von 31-19 geführt ist, soll sie bereits knapp 46.000 US-Dollar verdient haben. Ihre wahre Liquidität beschreibt die Australierin wie folgt: „Mein Konto steht im Minus (-$35 um genau zu sein), weil das Turnier, an dem ich vor zwei Wochen teilgenommen habe, mich noch nicht ausbezahlt hat und ich deshalb eine weitere Woche warten muss.“

Ihre weitere Karriere sieht sie aufgrund des finanziellen Engpasses mehr als gefährdet: „Ich weiß nicht, ob ich es mir leisten kann, nächstes Jahr wieder beruflich zu reisen. Ich muss auch eine Hypothek und Rechnungen bezahlen, aber ich zahle ständig für Unterkünfte und Flüge für mein Tennis.“

Gedanken an Ausbruch und Selbstmordversuch

Sehnsüchte nach einem normalen Alltag ohne Geldsorgen kommen ihr immer wieder: „Ich ertappe mich oft dabei, wie ich mir in Tagträumen vorstelle, den Schläger in die Ecke zu stellen, einen Van auszustatten, in dem ich leben und herumreisen kann um in Wasserfällen zu duschen und mit Kühen zu reden.“

Die bislang schlimmste Stufe ihres Traumas erreichte Aiava im April letzten Jahres. Wie sie in einem Instagram-Post schilderte, wollte sie ihrem Leben mit einem Sprung von einer Brücke ein Ende setzen. Glücklicherweise bemerkten drei Passanten ihr Vorhaben, hielten sie davon ab und brachten sie nach Hause. Einen Monat später feierte sie ihren 22. Geburtstag, dem hoffentlich noch viele weitere folgen werden.

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von Dietmar Kaspar

Dienstag
19.09.2023, 11:39 Uhr
zuletzt bearbeitet: 18.09.2023, 22:42 Uhr