Ein Youngster versetzt Tennisclub in Going in Euphorie
Wenn am heutigen Montag die 12. Ausgabe der HTT Generali Open Kitzbühel beim TC Going in Szene geht,...
von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet: 31.07.2023, 14:18 Uhr
Wenn am heutigen Montag die 12. Ausgabe der HTT Generali Open Kitzbühel beim TC Going in Szene geht, dann wird der dortige Tennisclub samt seinen Mitgliedern wieder höchst begeistert bei der Sache sein. Heuer vielleicht sogar noch ein Stück mehr, sorgt doch ein heimischer Spieler seit letzter Woche für eine kleine Tennis-Euphorie in der knapp 2000 Einwohner zählenden Tiroler Gemeinde am Wilden Kaiser. Die personifizierte Titelhoffung heißt Alexander Wieser, ist 16 Jahre jung, grandios in Form und nach seinem Going Open Future Erfolg von letzter Woche vor Selbstvertrauen strotzend. Der Tiroler Teenager schickt sich nun also an, für den ersten “echten” Goinger Heimsieg in der Geschichte der HTT Generali Open zu sorgen. Ein Bericht von C.L
Als Stefan Braun im Jahr 2020 den TC Going schon einmal jubeln ließ
Erster Goinger Heimsieg? Moment einmal! Da war doch 2020 schon mal was mit einem Titelgewinn eines Goingers Vereinsmitglieds bei den HTT Generali Open in Kitzbühel. Stimmt, damals in der Corona-Saison vor drei Jahren benötigte der Gastgeber-Verein allerdings die Hilfe eines “zugerasten Südtirolers”, um erstmals nach neun Jahren sehnsüchtiger Wartezeit einen “Heimsieg” feiern zu können. Der damals 40jährige Stefan Braun aus Vahrn holte im Endspiel des Kitzbühel-Challenger-Turniers 2020 am Centercourt am Kapserfeld in der Gamsstadt gegen Lukas Kröll aus Ellmau den Titel in drei Sätzen, und sorgte so nebenbei auch für den ersten Südtitoler Turniersieg der langen HTT-Historie. Natürlich ist Braun längst anerkannt, sowohl als Bewohner der Gemeinde, wie auch als Mitglied der Goinger Meistermannschaft, die vor wenigen Wochen den Titel in der Tiroler Bezirksliga 2 eroberte. Und doch ist die schnelllebige Zeit schon wieder reif für eine neue Goinger Heldensaga. Ein Titelgewinn vom waschechten Goinger Alexander Wieser bei der anstehenden 11. Ausgabe des HTT Generali Open Challengers wäre nochmals eine Stufe über den Braun-Triumph von 2020 zu stellen.
Alexander Wieser hat Begehrlichkeiten geweckt
Und so abwegig ist ein solches Szenario gar nicht. Der junge Tiroler hat mit seinem vorwöchigen Auftritt beim Goinger Future-Turnier im Rahmen des Generali Race to Kitzbühel Begehrlichkeiten und Erwartungen geweckt. Es war vorallem die Art und Weise, wie Wieser seine sieben Matches auf den hemischen Courts bestritt. Der 16jährige begeisterte die Goinger Tennisfans mit einem erfrischend und modern vorgetragenen Tennis. Die größte Waffe des Youngsters ist mit Sicherheit seine rasante Vorhand, mit der er ein Spiel nicht nur diktieren und gestalten, sondern anders als die meisten Spieler auf HTT Future-, und Challenger-Ebene auch direkte Winner schießen kann. Beim Service überzeugt Wieser vorallem mit einem richtig starken zweiten Aufschlag, der ihn auch von den meisten anderen Spielern auf dieser Turnierebene abhebt. Und der junge Mann hat neben seinen flinken Beinen noch einen weiteren Trumpf in seinem Spiel. Für seine 16 Jährchen ist die Goinger Zukunftshoffnung nämlich ein mental ziemlich gereifter Spieler. Er behält in engen Situationen nicht nur die Nerven, sondern er kann in den heiklen und entscheidenden Momenten eines Tennismatches auch sein bestes Tennis abrufen. Natürlich hat der aufgehende Stern am Goinger Tennishimmel aber auch seine Schwächen. Da wäre einmal sein Flugballspiel, das anders als seine Fähigkeiten an der Grundlinie noch ausbaufähig erscheint. Dabei wäre ein sicherer und mit hohem Percentage gespielter Volley eine weitere wichtige Variante im Spiel des 16jährigen auf dem Weg nach Oben.
Wenn Hochmut & Lässigkeit dem Youngster in die Quere kommen
Auf sein jugendliches Alter ist auch ein weiteres Manko im Spiel des Goinger Nachwuchsstars zurückzuführen. Bruder Leichtsinn überimmt beim sympathischen Tiroler manchmal auf dem Platz das Kommando. So auch in der letzten Woche im Viertelfiale des Going Challengers beim Generali Race to Kitzbühel, als er dem serbischen HTT Newcomer Goran Nava am heimischen Centercourt eie Lehrstunde erteilte, und bis 6:1, 5:0 eine wahre Gala-Vorstellung auf die rote Goinger Asche zauberte. Vom akklamierenden Beifall der zahlreichen heimischen Fans auf der Clubterrasse angetrieben, die der Wieser-Show beiwohnten und ihren Gefallen am glanzvollen Auftritt des Lokalmatadors fanden, wurde der 16jährige plötzlich vom Hochmut verleitet, für die Gallerie zu spielen. Die Vorhand wollte Wieser von einer Sekunde auf die andere noch schärfer und noch exakter im Feld des Gegners platzieren. Ein Tweener-Versuch hier, ein Stop-Lob-Spielchen da, aus der hoch konzentrierten und vorzüglichen Darbietung wurde mit einem Schlag ein aufzreizend lässiger Versuch, die Fans vor Ort nochmals extra zu begeistern. Das ging am Ende nur nicht ins Auge, weil sein serbisches Gegenüber einfach nicht die spielerischen Mittel hatte, um den Youngster vom TC Going zu stoppen.
Euphorisierter Tennisclub träumt vom Traumfinale zwischen Alexander Wieser und Stefan Braun
Am Ende ist nichts passiert, und Wieser scheint bei aller Leichtigkeit und Lässigkeit die sein Tennis manchmal prägt, auch bereit zu sein, sich gute Tipps und weise Ratschläge für die Weiterentwicklung seines Spieles zu holen. So fühlte Wieser im Vorfeld des größten Tiroler HTT Turniers schon mal bei seinem von 2020 siegreich gebliebenen Clubkollegen Stefan Braun vor, wie man denn im Kitzbüheler Tennisstadion am Kapserfeld dem Druck eines Endspieles standhält. Und der 16jährige dürfte sich auch beim ehemaligen ATP-Tennisprofi und dem Generali Open-Turnierdirektor & Servus TV Tennisexperten Alexander Antonitsch den ein oder anderen Tipp für sein nächstes großes Ziel, den Heimsieg in der kommenden Woche geholt haben. Alexander Wieser ist also bereit für den großen Coup, voll mit Selbstvertrauen, jeder Menge aufgesaugter Expertise und dem Rückhalt der Goinger Tennisfans, die ihren Alex auf dem Weg zum Heimsieg wie immer tatkräfitg und lautstark unterstützen werden. Gut möglich also, dass Wieser in den kommenden Tagen das ein oder andere Spiel zur besten Zeit am Centercourt bestreiten wird, um damit den aus ganz Österreich angereisten Topstars der Hobby-Tennis-Tour die Show oder zumindest den Auftritt am Centercourt zu stehlen. Tja, und wenn man die aktuelle Goinger Tennis-Euphorie noch weiter “spinnen” möchte, dann wäre ein Traumfinale am Samstag beim HTT Generali Open Kitzbühel Challenger zwischen Shootingstar Alex Wieser und dem an Nr. 2 gesetzten Kitz-Challenger-Champion von 2020 Stefan Braun, das Sahnehäubchen oben drauf, auf eine hoffentlich wieder grenzgeniale Tenniswoche hoch oben beim TC Going.