Eric Babolat - „Dominic Thiem fühlt sich bei uns wohl“

Firmenchef Eric Babolat im Interview über seine beiden Starspieler Rafael Nadal und Dominic Thiem, über die Wichtigkeit der Bespannung und die Avancen von konkurrierenden Unternehmen.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 07.12.2019, 09:55 Uhr

Eric Babolat hatte 2019 viel Grund zum Jubeln
© Jürgen Hasenkopf
Eric Babolat hatte 2019 viel Grund zum Jubeln

tennisnet: Monsieur Babolat. Wie fällt Ihre Bilanz für das Tennisjahr 2019 auf der ATP Tour aus?

Eric Babolat: Für uns und unsere Spieler war es sicherlich ein großartiges Jahr. Dass Rafa Nadal die Saison an Position eins abschließt, ist toll. Und auch ein wenig überraschend. Und die Art und Weise, wie Dominic Thiem in diesem Jahr gespielt hat, war ebenfalls großartig. Wir haben hier zwei Generationen, was natürlich nicht heißt, dass Rafas Zeit schon vorbei ist. Aber er ist älter und zeigt trotzdem, dass er noch die Nummer eins sein kann. Und die Generation um Dominic ist wieder stärker geworden, auch wenn sie noch den letzten Schritt zu gehen hat. Und wir sind auch sehr glücklich darüber, dass wir Félix Auger-Aliassime in unserem Team haben. Und auch bei den Frauen haben wir ein gutes Jahr gehabt.

tennisnet: Dominic Thiem hat während der Saison begonnen, mit einer neuen Saite zu spielen. War das aus seiner Sicht nicht ein Risiko?

Babolat: Den Grund, warum er die Saite wechseln wollte, weiß nur Dominic. Aber ich glaube, dass Dominic einer jener Profis ist, die wissen, dass man sich ständig verändern muss, wenn man besser werden möchte. Dominic hat mit uns gesprochen, und wir haben etwas entwickelt, das ihm gleichzeitig mehr Power und mehr Kontrolle gegeben hat. Wir werden diese Saite, mit der Dominic sehr erfolgreich gespielt hat, jetzt auf den Markt bringen. Es sind immer nur kleine Dinge, die den Unterschied ausmachen. Aber Babolat ist sehr nah an den Spielern dran. Und versteht, was die Spieler brauchen. Und wenn die Spieler bereit für eine Veränderung sind, dann springen wir zur Hilfe.

Rafael Nadals Racket bringt Power

tennisnet: Dominic Thiem spielt immer noch mit einer Hybrid-Bespannung?

Babolat: Jetzt nicht mehr. Im Moment spielt er nur noch mit unserer RPM Power Saite. Die soll ihm helfen, dass er im kommenden Jahr endlich sein erstes Grand-Slam-Turnier gewinnt. Die richtige Saite ist dafür sehr wichtig. 50 Prozent macht der Schläger aus, 50 Prozent die Bespannung. Dominic fühlt sich mit unseren Produkten wohl, weil diese gut sind. Aber auch, weil er eine gute Beziehung zu unseren Mitarbeitern hat. Und das macht ihn stark und selbstbewusst.

tennisnet: Wenn es 2020 zum dritten Mal in Folge zum French-Open-Finale zwischen Rafael Nadal und Dominic Thiem kommen sollte - für wen schlägt Ihr Herz dann?

Babolat: Das wäre fantastisch für uns und die Tennisfans. Weil man einen Kampf zwischen zwei Generationen sieht. Dominic lernt jedesmal etwas Neues dazu. Aber wir sind natürlich neutral. Und glücklich, dass wir am Ende einen Gewinner haben.

Eric Babolat hat noch selbst als Bespanner begonnen
© Jürgen Hasenkopf
Eric Babolat hat noch selbst als Bespanner begonnen

tennisnet: Noch ein Wort zu den Saiten: Sie haben mit Naturdarm begonnen, dann die synthetische Saite entwickelt. Wo gäbe es noch Verbesserungspotenzial?

Babolat: Ganz sicher gibt es noch etwas zu verbessern. Die Bespannung ist wie ein Trampolin, auf dem man die Geschwindigkeit und die Power bekommt. Wir arbeiten immer daran, das Verhältnis zwischen Power und Kontrolle zu optimieren. Weil normalerweise muss man sich für eines der beiden entscheiden. Die größte Entwicklung der letzten Jahre hat es aber bei den Spielern gegeben: Diese sind athletisch viel stärker als in der Generation davor. Und dazu noch viel beweglicher. Einige Spieler gehen nun auch wieder vermehrt ans Netz. Die Saite ist dazu da, diesen Trends zu folgen, den Spielern zu helfen, die Kontrolle zu behalten. Und da arbeiten wir mit verschiedenen Materialien. Und auch an der Produktionstechnologie der Saite, auch an der Beschaffung, damit das Spielen mit viel Spin möglich ist. Und die Hybrid-Kombination ist weiterhin sehr interessant.

tennisnet: Dominic Thiem und Rafael Nadal sind zwei sehr unterschiedliche Spielertypen, die noch dazu zwei sehr unterschiedliche Schlägertypen verwenden. Wie kommen Sie damit klar?

Babolat: Rafas Racket ist eines für Power und Spin, während Dominics Rahmen mehr auf Kontrolle ausgerichtet ist. Es ist immer noch sehr kraftvoll, und wir versuchen, den Pure Strike mit Dominic weiterzuentwickeln. Aber es ist wie in jedem Club: Es gibt unterschiedliche Spieler, die mit unterschiedlichen Schlägern spielen. Wir haben immer drei Arten von Rackets herzustellen versucht: jene mit der Power, jene mit der Kontrolle - und jene, die diese beiden Attribute miteinander kombinieren. Damit wollen wir 90 Prozent der Anforderungen der Spieler gerecht werden.

tennisnet: Ihr Markenzeichen ist auf jedem Schläger Ihrer Vertragsspieler gut zu sehen. Wie man hört, gibt es aber auch Spieler anderer Fabrikate, die Ihre Saiten nutzen. Wie gehen Sie damit um?

Babolat: Tatsächlich waren wir die Ersten, die ein Logo auf der Bespannung angebracht haben. Damals das „VS“ auf den Schlägern von Björn Borg. Dann haben die Racket-Hersteller ihre Logos auf unseren Saiten platziert, also haben wir unsere typischen zwei Linien erfunden, die man unten an der Bespannung anbringt. Wir haben auch jetzt noch Spieler, die unsere Saiten nutzen, aber bei anderen Herstellern unter Vertrag stehen. Da dürfen wir unser Logo natürlich nicht nutzen.

Die Nachfragen der Konkurrenz hören irgendwann auf

tennisnet: Im kommenden Jahr wird eine langjährige Kooperation zu ihrem Ende kommen: Babolat und die French Open werden nicht mehr zusammen arbeiten. Warum?

Babolat: Das stimmt. Wir haben seit 2011 eine spezielle Beziehung mit Roland Garros gepflegt, sowohl was die Rackets aber auch das Bespannungsservice anbelangt. Und das war eine sehr schöne Geschichte. Im vergangenen Jahr haben wir dann mit dem Französischen Tennisverband gesprochen. Und die FFT wollte eine andere Geschichte erzählen als wir. Dann haben wir gesagt, dass wir unsere Kooperation nicht mehr fortführen wollen. Aber wir arbeiten ja auch mit einem weiteren Grand-Slam-Turnier zusammen: mit Wimbledon. Dort gibt es eine Zusammenarbeit hinsichtlich der Bespannung, der Rackets und der Schuhe. Aber wir werden natürlich auch weiterhin in Roland Garros präsent sein. Nur eben nicht mehr als offizieller Partner.

tennisnet: Zurück zu Ihrem Hauptsitz in Corbas. Sie scheinen hier wirklich jeden Mitarbeiter, jede Mitarbeiterin zu kennen. Bricht es Ihnen nicht das Herz, wenn Menschen durch Maschinen ersetzt werden?

Babolat: Das sehe ich nicht so, dass wir Menschen durch Maschinen ersetzen. Natürlich wollen wir uns immer verbessern. Wir haben erst letzte Woche unser 40-jähriges Bestehen der Naturdarm-Produktion gefeiert. Und dort sehen Sie, dass die Werkzeuge den Menschen helfen. Wir sind jetzt in der fünften Generation als Familien-Unternehmen, das langfristig ausgerichtet ist. Und so werben wir auch die Leute an, die bei uns hoffentlich sehr lange arbeiten. Wir sind sehr glücklich, dass wir in der Sportbranche arbeiten, weil die Leute Sport mögen.

tennisnet: Ein so erfolgreiches Unternehmen wie Babolat ruft doch sicherlich Begehrlichkeiten größerer Rivalen hervor. Wie oft müssen Sie Übernahmeangebote von Konkurrenten abschmettern?

Babolat: So etwas passiert regelmäßig, wenn auch nicht jedes Jahr. Wenn man oft genug „Nein“ sagt, dann hören diese Nachfragen auch irgendwann auf.

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