Ex-Junioren-Grand-Slam-Sieger Oliver Anderson beendet knapp 8-jähriges Martyrium

Der ehemalige Junioren-Grand-Slam-Sieger Oliver Anderson, der seine Karriere nach einer Sperre aufgrund von Match-Fixing und anschließender Verletzungsmisere beendet hatte, schaffte nach fast achtjähriger Unterbrechung seinen ersten Hauptfeld-Sieg auf der Profi-Tour.

von Dietmar Kaspar
zuletzt bearbeitet: 05.05.2024, 21:59 Uhr

Ex-Junioren-Grand-Slam-Sieger Oliver Anderson tauchte plötzlich wieder auf der Profi-Tour auf.
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Ex-Junioren-Grand-Slam-Sieger Oliver Anderson tauchte plötzlich wieder auf der Profi-Tour auf.

Dass eine erfolgreiche Karriere auf Junioren-Eben keine Garantie dafür ist, dass man es im Anschluss in die absolute Weltspitze bei den Herren schafft, dafür gibt es genügend Beispiele. Einen der markantesten Fälle diesbezüglich lieferte der Australier Oliver Clark Anderson ab, wie der heute 26-jährige in vollem Wortlaut im Spielerprofil der ITF aufgeführt ist.

Dabei startete der in Brisbane geborene Anderson 2016 grandios durch. Mit einer Wildcard in der Qualifikation beim ATP-Turnier in Brisbane bedacht, spielte sich der damals 17-jährige mit Siegen gegen Dennis Novikov und Tim Smyczek, damals immerhin die Nummern 150 und 109 der Welt, ins Hauptfeld des 250er-Turniers. Für die folgenden Australian Open bekam er eine Wildcard für die Qualifikation bei den Herren und für das Hauptfeld bei den Junioren. Nach dem Zweitrundenaus im Qualifikationsfeld bei den Männern spielte er sich in einen wahren Rausch und holte sich den Grand-Slam-Titel bei den Junioren.

Doch unmittelbar nach dem großen Erfolg beim Heim-Major begann sogleich der Absturz des großen Hoffnungsträgers. Erste Verletzungen schränkten seinen Turnierplan ein. Noch schlimmer sollte es dann im Oktober 2016 beim Challenger in Traralgon kommen. Bei der Auftakt-Partie gegen seinen Landsmann Harrison Lombe verlor er den ersten Durchgang mit 4:6, eher der Begegnung mit zwei klar gewonnenen Sätzen mit 6:0 und 6:2 noch eine deutliche Wendung geben konnte. Im Nachhinein sollte dieses Match noch unrühmlich in die Geschichte des Tennsisports eingehen.

Kurz danach vermeldete die Tennis Integrity Unity (TIU), der Vorläufer der heutigen Tennis Integrity Agency (ITIA), dass gegen ihn wegen des Verdachts der Manipulation aufgrund des verlorenen ersten Satzes wegen Match-Fixing ermittelt wird. Ab sofort wurde der Youngster provisorisch für alle kommenden Wettkämpfe gesperrt. Nach 19 Monaten der Ermittlungen wurde er für schuldig befunden, seine Strafe aber mit der Sperre von 19 Monaten als abgegolten erklärt. Theoretisch wäre er also sofort wieder bei den Turnieren spielberechtigt gewesen, jedoch beendete er aufgrund zahlreicher Verletzungen sofort seine Karriere, um als Tennis- und Performance-Trainer zu arbeiten.

Umso größer die Überraschung vor wenigen Wochen, als Anderson urplötzlich wieder auf der ITF World Tennis Tour auftauchte. Nachdem er bei seinem Comeback-Turnier im australischen Mildura nach zwei gewonnenen Matches in der dritten Quali-Runde die Segel streichen musste, schaffte er in der letzten Woche beim Turnier im mexikanischen Xalapa über die Qualifikation den Einzug ins Hauptfeld, in dem er zwei Partien gewinnen und somit ins Viertelfinale einziehen konnte. Wie ambitioniert sein Comeback sein wird, werden die nächsten Monate, oder in seinem Fall eher Jahre, zeigen.

von Dietmar Kaspar

Montag
06.05.2024, 08:02 Uhr
zuletzt bearbeitet: 05.05.2024, 21:59 Uhr