Yvonne Neuwirth exklusiv – „Ich gebe mir noch ein Jahr“

Die einst große heimische Zukunftshoffnung im tennisnet.com-Interview über ihr lange anhaltendes Verletzungspech.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 19.08.2016, 11:38 Uhr

Stück für Stück hatte sich Yvonne Neuwirth in der Weltrangliste hochgearbeitet, bis auf Platz 305 am 14. Juli 2014, schien sich auch bei größeren Turnieren nach und nach durchzusetzen. Dann traf die junge Niederösterreicherin anhaltendes Verletzungspech. tennisnet.com sprach mit der mittlerweile 24-Jährigen über ihre verpatzten letzten anderthalb Jahre, die Neuwirth dazu veranlasst haben, sich zumindest noch ein Jahr als Profi zu geben. Was passieren muss, damit es auch danach noch weitergeht? Das lest ihr hier.

Yvonne, du hast mir im Vorgespräch erzählt, dass du seit eineinhalb Jahren fast nur mit Verletzungen zu kämpfen hattest. Was ist in der Zeit denn alles passiert?

Ich habe vor eineinhalb Jahren eine Rückenoperation gehabt. Dann habe ich schon immer ab und zu gespielt, aber es ging nie so wirklich – denn es kamen auch Adduktorenprobleme und Bauchmuskelzerrungen dazu, mit dem Rücken hat es ebenfalls nicht gepasst. Insgesamt hat es also wirklich eineinhalb Jahre gedauert, bis alles vorbei war. Und jetzt geht es wieder wirklich – jetzt habe ich keine Schmerzen, gar nichts mehr.

Wie sehr verzweifelt man in so einer langen Zeit? Hast du öfters mal daran gedacht, die Karriere zu beenden?

Ja, oft. Oft, weil ich auch alles verloren habe: meine ganzen Sponsoren und alles rundherum, mein ganzes Umfeld – das muss ich alles gerade wieder neu suchen, und das ist alles nicht so lustig, weil das Geld natürlich auch fehlt. Aber jetzt passt es momentan eh, und ich gebe mir noch ein Jahr. Und wenn nichts weitergeht, werde ich halt aufhören und was anderes machen. Aber ich werde das Jahr noch einmal Vollgas geben, und dann schauen wir, wie ich so spiele.

Du warst 2014 mit 21, knapp 22 Jahren vor dem Sprung unter die Top 300 und zu den höher dotierten ITF-Turnieren. Ist es etwas, das du kritisieren würdest und das dich enttäuscht hat, dass sich – kaum gibt es ein paar Rückschläge – dein Umfeld und deine Sponsoren verabschiedet haben?

Na ja, es hat allgemein einen ziemlichen Knackpunkt gegeben, als ich dann meine Operation gehabt habe und plötzlich um 1000 im Ranking gestanden bin – da denkt man dann halt schon nach. Es ist nicht mehr einfach, nach vorne zu kommen, es wird immer schwieriger und schwieriger. Jede auf der Tour kann heute Tennisspielen. Das ist vom Kopf her natürlich extrem taff, denn man muss immer mehr und immer noch mehr arbeiten. Es gibt eigentlich keinen Tag, wo man sich jetzt mal ausrasten könnte. Du musst eigentlich immer mehr als die anderen machen, sonst kommst du nicht weiter.

Hast du das Gefühl, dass du diesbezüglich jetzt wieder auf einem guten Weg bist?

Ja, auf jeden Fall, das bin ich. Ich kenne mich halt gut, sodass ich weiß: Ich brauche jetzt echt viele Matches, bis ich wieder reinkomme. Ich bin so ein Typ, ich brauche zwei, drei Monate. Da kann ich auch gegen irgendjemanden verlieren, aber ich kann auch wieder gegen echt gute Spielerinnen gewinnen, das ist halt bei mir so. Man weiß halt nie bei mir, ich weiß es nämlich selber auch nicht.(lacht)

Du hattest zwischenzeitlich René Lackner als Trainer. Wo trainierst du derzeit?

Bei ihm bin ich jetzt nicht mehr. Ab und zu spiele ich weiterhin bei Babsi Schwartz, bei Karo(Karoline Kurz; Anmerkung)trainiere ich ab und zu mit. Ich mache jetzt aber eigentlich auch viel alleine, muss ich sagen. Ich habe momentan keinen fixen Trainer, ich bin auf der Suche. Im Sommer ist es eh okay, da spiele ich viele Turniere, und ich weiß ja, was ich so trainieren muss. Konditionstraining mache ich bei Alex Pichler, sonst habe ich aber keinen Trainer.

Wenn du also sagst, du gibst dir noch ein Jahr: Was muss in diesem Jahr denn passieren, dass du es auch darüber hinaus weiter versuchst?

Ich muss halt sehen, dass ich wirklich wieder Erfolge habe. Wenn ich diese nicht habe, bringt es das nicht, und das ist dann auch schade ums Geld, und das wäre auch für mich generell im Kopf nur mehr eine Belastung. Ich will halt schauen, wie weit ich jetzt noch komme und es schaffe. Ein Jahr ist im Tennis eigentlich eh sehr wenig. Es kann so schnell vorübergehen, und wenn du die Chance nicht nützt, hast du ein Pech. Mein Ziel wäre, dass ich heuer schon wieder unter die Top 500 komme, und wenn ich das schaffen sollte, dann denke ich über den nächsten Schritt nach.

Das Gespräch führte Manuel Wachta.

von tennisnet.com

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