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Kann Roger Federer mit seinen Leistungen bei den Australian Open zufrieden sein?

Roger Federer ist im Halbfinale der Australian Open an Novak Djokovic und an seinem Körper gescheitert. Der 38-jährige Schweizer konnte sein Vorjahresergebnis aber toppen und in die Runde der letzten Vier einziehen – kann Roger Federer also mit seinen Australian Open zufrieden sein?

von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet: 30.01.2020, 18:33 Uhr

Roger Federer ist im Halbfinale der Australian Open an Novak Djokovic gescheitert.
Roger Federer ist im Halbfinale der Australian Open an Novak Djokovic gescheitert.

„Ehrlich gesagt, meine Erwartungen sind relativ gering“, sagte Roger Federer in einer Pressekonferenz im Vorfeld der Australian Open. Der Schweizer hatte zuvor den ATP Cup ausgelassen, um sich auf seine Weise auf das erste Grand Slam des Jahres vorzubereiten – über der Form des 38-Jährigen lag deshalb aber ein großes Fragezeichen.

Nun sind die Australian Open für den 20-fachen Grand-Slam-Champion Geschichte. In der Vorschlussrunde war gegen den Topfavoriten Novak Djokovic Endstation. Damit konnte der Schweizer sein Vorjahresergebnis aber trotzdem deutlich toppen – 2019 war er nämlich bereits im Achtelfinale an Stefanos Tsitsipas gescheitert. Roger Federer hatte also erneut das Halbfinale eines Grand Slams erreicht, so richtig überzeugen konnte der Schweizer aber nicht.

Starker Turnierstart von Roger Federer

Dabei brauchte der Schweizer nur wenige Games, um bei den Australian Open auf Betriebstemperatur zu kommen. Federer rauschte durch die ersten beiden Runden, ließ Steve Johnson und Filip Krajinkovic nicht den Hauch einer Chance. Was folgte, war ein mit Spannung erwartetes Wiedersehen: John Millman konnte Roger Federer nämlich bei den US Open 2018 im Achtelfinale besiegen, in Melbourne sollte der Australier bereits in Runde drei auf den Schweizer treffen.

Im alles entscheidenden Match-Tiebreak des fünften Satzes sah es beim Stand von 8:4 bereits nach einer neuerlichen Überraschung durch den Australier John Millman aus. Doch Roger Federer bewies Kampfgeist, konnte sechs Punkte in Folge holen und stand plötzlich doch im Achtelfinale – obwohl er schon überlegte, wie er denn den Journalisten die Niederlage erklären könne. In Erinnerung blieb eine sensationelle Aufholjagd, spielerisch konnte der Schweizer in dieser Partie aber nicht zwingend überzeugen.

Ein zweites Wahnsinns-Comeback

Es folgte das Achtelfinalduell gegen einen in Topform agierenden Marton Fucsovics, der unter anderem Denis Shapovalov bezwingen konnte. Hier zeigte sich Roger Federer aber deutlich formverbessert, steckte einen Kaltstart gut weg und ließ dem Ungarn in den Sätzen zwei, drei und vier keine Chance. Auch im Viertelfinale blieb Federer ein Duell mit einem gesetzten Spieler erspart, stattdessen stand ihm Tenny Sandgren gegenüber.

Hätte man noch glauben können, Roger Federer hätte mit seinem Comeback gegen John Millman sämtliche Unterstützung Fortunas aufgebraucht, belehrte der Maestro in diesem Viertelfinale eines Besseren. Sieben (!) Matchbälle konnte der 38-Jährige in Satz vier abwehren und trotz offensichtlicher körperlicher Beschwerden nach fünf Sätzen als Sieger vom Platz gehen. Und wieder war es besonders die kämpferische Leistung, die dem Schweizer den Sieg brachte.

So durfte sich Roger Federer bis zum Halbfinalduell mit Novak Djokovic gedulden, ehe ihm ein Top-40-Spieler gegenüberstand. Hier war dann auch Endstation für einen Federer, dem die Strapazen der letzten Partien anzusehen war, der sichtlich mit seinem Körper kämpfte. Dennoch fand der 38-Jährige besonders im ersten Satz einige Chancen vor, hätte diesen wohl für sich entscheiden (müssen).

Gemischte Gefühle

Roger Federer hat also das Halbfinale der Australian Open erreicht. Eine Leistung, die wohl bei den meisten anderen Spielern frenetisch gefeiert worden wäre. Aber Federer ist eben nicht irgendein Spieler. Vor allem mit Blick auf die Auslosung des Schweizers fällt es schwer, diesen Halbfinaleinzug allzu sehr zu glorifizieren. Roger Federer hat die Pflicht erfüllt, er hat vor allem eine kämpferische Leistung gezeigt, die ihn vom Durschnitts-Athleten unterscheidet.

Spielerisch ist beim Schweizer wohl noch deutlich Luft nach oben – wie sehr ihn seine körperliche Verfassung ab der dritten Runde beeinträchtigt hat, lässt sich nur schwer sagen – in den Matches gegen Sandgren und Djokovic lässt sich aber auch nicht leugnen, dass eine Beeinträchtigung gegeben war.

Am Ende stehen fünf Erfolge gegen Spieler, die in der Weltrangliste zig Plätze hinter Federer liegen und eine Niederlage gegen einen Spieler, der als der wohl Beste bei den Australian Open gilt. Auch Federer selbst tut sich im Anschluss an sein Ausscheiden schwer, seine Leistungen einzuschätzen: „Am Ende des Tages bin ich relativ glücklich. Ich glaube, dass ich grundsätzlich ziemlich solide gespielt habe, weiß aber, dass ich besser spielen kann. Gleichzeitig weiß ich aber auch, dass ich deutlich schlechter spielen kann. Ohne Turniere im Vorhinein finde ich, dass es ein sehr, sehr gutes Resultat ist.“

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von Michael Rothschädl

Donnerstag
30.01.2020, 18:08 Uhr
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