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Matteo Fath – Kleiner Mann als großer Kitz-Challenger-Sieger

Der kleinste Spieler im Feld, avancierte am Ende der Tiroler Turnierwoche zum großen und vorallem al...

von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet: 06.08.2023, 12:18 Uhr

Der kleinste Spieler im Feld, avancierte am Ende der Tiroler Turnierwoche zum großen und vorallem allerersten Sieger der HTT Generali Open Kitzbühel 2023. Der 11jährige Matteo Fath vom TWR Team Donaufeld wurde am Samstag Nachmittag auf der Kitzbühler-ATP-Tennisanlage seiner Favoritenrolle im Endspiel des HTT Challenger-Bewerbs voll auf gerecht, und deklassierte den als Nummer 2 ins 389. HTT Challenger-Turnier der Open Ära gestarteten Südtiroler Stefan Braun in knapp einer Stunde mit 6:1 und 6:1. Damit krönte Fath einen phantastischen Kitzbühel-Auftritt, der mit dem souveränen Finalsieg und insgesamt nur 11 abgegebene Games im gesamten Turnierverlauf zur imposanten One Man Show ausgeartet war. Ein Bericht von C.L

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Langes Warten auf das HTT Kitzbühel-Challenger-Finale 2023

Gleich einmal vorweg! Die 12. Auflage der HTT Generali Open Kitzbühel 2023 ist wider aller Erwartungen, sämtlicher düster ausgefallener Wetterprognosen und den unzähligen Unkenrufen der zahlreichen HTT Kritiker in trockenen Tüchern, wie man so schön sagt. Am gestrigen Finaltag  mit der absolut schlechtesten Wetter-Vorhersage der ganzen Turnierwoche war aber zunächst einmal langes Warten und am Ende banges Zittern angesagt, ob denn die Endspiele tatsächlich zu einem guten und vorallem trockenen Ende gelangen würden. Das Warten und das Bangen hatten sich ausgezahlt. Im einzigen kleinen Wetterfenster mit einer rund zweieinhalbstündigen Regenpause – es nieselte freilich auch in dieser Phase in Kitzbühel durch – versuchten die ATP und die HTT ihre Finalprogramme über die Bühne zu bringen. Und so marschierten um 15:45 Uhr der souverän durch die Turnierwoche gecruiste Matteo Fath und die letzte Goinger Titelhoffnung Stefan Braun aus Italien auf Court Alpquell ein, um zunächst einmal vier Games im Endspiel des Kitzbühel-Challengers der HTT auszuspielen. Bei 4:0 setzte Regen ein, machte die rote Kitzbüheler Asche richtig seifig, und ein Weiterspielen vorerst unmöglich. Nach einer längeren Unterbrechung und der Bearbeitung des Show-Courts mit einem Borsten-Besen, kam der HTT Kitzbühel-Challenger-Sieger von 2020 Sefan Braun kurzzeitig besser ins Spiel, verkürzte mit seinem ersten und einzigen Break auf 1:4, um kurz darauf den ersten Satz doch mit 1:6 abgeben zu müssen.

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Matteo Fath mit finaler Gala-Vorstellung im Regen

Zu Beginn des zweiten Satzes keimte noch einmal kurz Hoffnung für die Goinger Titel-Ambitionen auf. Nachdem den neuen Goinger Tennishelden Alexander Wieser bereits im Viertelfinale gegen den topgesetzten Wiener Kevin Supptin das Aus ereilte, trug nun ja der Südtiroler Haudegen Stefan Braun die Last, den Goinger Gastgebern den zweiten HTT-Heimsieg nach 2020 zu bescheren. Eine Last die am Samstag Nachmittag in der Gamsstadt aber nicht zu stemmen war. Braun war meilenweit davon entfernt, sich seinen zweiten HTT Kitzbühel-Challenger-Pokal nach 2020 zu sichern. Damals in der Corona-Saison brillierte der mitlerweile 43jährige aus Vahrn mit einem heldenhaft errungenen Dreisatz-Erfolg über den Ellmauer Lukas Kröll, und das noch dazu im großen Kitzbühler Tennisstadion. Selbst die Erinnerungen an diesen damals sonnigen Finaltag am Centercourt halfen nichts, Braun glückte zwar gleich im ersten Aufschlagspiel die 1:0 Führung, danach aber setzte sich der Klasse-Unterschied und die Gier des 11jährigen, gegen den gemütlich mit Taxifahrer-Kappe spielenden Wahl-Goinger durch. Fath holte sechs Games am Stück, und feierte als Nr. 954 der aktuellen HTT Computer-Rangliste seinen zweiten HTT Karriere-Titel, und den ersten auf HTT Challenger-Ebene.

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Matteo Fath – der junge Mann für die großen HTT-Bühnen

Nach dem grandiosen finalen Auftritt bekam “Matteo” dann zum einzigen Mal in dieser Turnierwoche gröbere Probleme. Und zwar bei der ersten provisorischen Siegerehrung am Grand Stand und dem Emporheben der mächtigen in Silber gehaltenen Trophäe, die den 11jährigen fortan an seinen bislang größten und wichtigsten HTT-Erfolg erinnern wird. Wobei der junge Fath überhaupt ein Mann für spezielle Momente, die prestigeträchtigen Events und die großen HTT-Bühnen zu sein scheint. So feierte Matteo Fath im vergangenen Dezember den HTT Finals-Titel der Junioren, um sich ein halbes Jahr später auch in der exquisiten Siegerliste aller Kitzbühel-Challenger-Champions zu verewigen. Dort findet man Namen wie jenen von Nemanja Dejanovic aus dem Jahr 2014, von Felix Sagasser 2015, oder auch von Klaus Klune aus der Saison 2018. “Ich habe in der Woche vor Tirol ein Extra-Training eingeschoben, weil ich mich auf Kitzbühel gut vorbereiten wollte. Der Finaleinzug und ein Match auf der ATP Anlage war mein Ziel. Ich habe mich aber vorallem in Going auf den Plätzen sehr wohl gefühlt, und mein Tennis von Match zu Match gesteigert. Am Samstag vor dem Finale habe ich dann nur noch gehofft, dass sich das mit dem Wetter ausgeht. Die Bedingungen auf Court Alpquell waren aufgrund des Regens nicht einfach, aber ich habe mein Spiel trotzdem irgendwie auf den Platz gebracht. Ich freue mich jetzt schon riesig auf das nächste Jahr in Kitzbühel, so der frischgebackene HTT Kitzbühel-Challenger-Sieger 2023.

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Nicht den Pokal verloren, sondern einen Teller zum Speckessen gewonnen – Lokalmatador Stefan Braun sorgt für Goinger Highlight

Ein unauffälliges, bis zum Finale aber ebenfalls bärenstark gespieltes Turnier, auch Stefan Braun kann auf eine gelungene Turnier-Woche durchaus mit Stolz zurückblicken. Immerhin stürmte der Südtiroler ohne Satzverlust in sein zweites HTT Kitzbühel-Challenger-Finale nach 2020. “Damit hätte ich nie und nimmer vor dem Turnier gerechnet”, zeigte sich Braun schon vor dem finalen Showdown zufrieden. Vielleicht um die Spur zu zufrieden, denn auf dem seifigen Untergrund wirkte der Goinger Meisterschaftsspieler nicht so, als ob er sein letztes Hemd riskieren wollte. Der zweite italienische HTT Challenger-Turniersieg in Serie nach dem Vorjahreserfolg von Michele Saturnini, und der dritte Kitzbühel-Challenger-Erfolg für Bella Italia in den letzten vier Jahren, war aber rasch außer Reichweite. “Das macht gar nichts. Matteo ist ein junger, hungriger Spieler, der außerordentlich gut Tennis spielt. Das Ergebnis passt so. Ich freue mich über den zweiten Platz und den Teller. Einen dieser großen Pokale habe ich eh schon daheim, und den Teller kann ich bestens fürs Speck-Essen gebrauchen” verabschiedete sich Stefan Braun mit einem Südtiroler Schmäh.

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von Claus Lippert

Sonntag
06.08.2023, 11:41 Uhr
zuletzt bearbeitet: 06.08.2023, 12:18 Uhr