Olympia: Donna Vekic hat ihr Lächeln wiedergefunden
Donna Vekic spielt einen überragenden Sommer, auch wenn das ganz große Happy-End ausgeblieben ist. Über ihre Silbermedaille bei den Olympischen Spielen freut sie sich dennoch.
von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet:
04.08.2024, 16:14 Uhr
Donna Vekic beim Tennisspielen zuzusehen, ist nicht immer der ganz große Spaß. Kaum eine andere Spielerin wirkt derart angespannt - oft hat man den Eindruck, Vekic sei schon zu Beginn eines Matches völlig erschöpft, so gestresst scheint sie. Ein bisschen Carlitos-Happy-go-lucky-ich-will-Spaß-ich-geb-Gas-Mentalität würde man ihr ehrlich wünschen.
Vekic hatte mehrfach schon mit einem Karriereende geliebäugelt, zuletzt vor den French Open zumindest eine längere schöpferische Pause angedacht. Zu viel Einsatz von ihrer Seite, zu wenig Gegenliebe des Tennisgottes auf der anderen, so ihr Gedanke. “Es ist verrückt, wie schnell sich die Dinge ändern können”, philosophierte sie später in Wimbledon, als sie das Halbfinale erreicht hatte.
Dort unterlag sie Jasmine Paolini in dramatischen drei Sätzen, mit Schmerzen am ganzen Körper, die sie bereits während des Spiels zu Tränen zwangen. Unter größter Anspannung, vielleicht auch, weil Vekic wusste, wie selten und wie groß die Chancen auf einen Grand-Slam-Titel hier war.
Silber gewonnen, nicht Gold verloren
In Paris nun, bei den Olympischen Spielen, untermauerte sie ihre Form, schlug Coco Gauff in zwei Sätzen und Marta Kostyuk in einem Dreisatzdrama (10:8 im Tiebreak in Satz 3). Gegen Qinwen Zheng hatte sie Chancen, aber unterlag am Ende doch klar.
Der Frust war groß bei der Kroatin, die am Ende aber dann doch lächelte. Ältere Tennisfans denken gerne - oder eher: sehr ungerne - an die bedröppelten Nicolas Kiefer und Rainer Schüttler bei der Medaillenvergabe 2004, nachdem die beiden Deutschen vier Matchbälle im Golddoppel gegen Fernando Gonzalez und Nicolas Massu liegen gelassen hatten. Kiefer erklärte Jahre später, wie er sich am Ende aber doch mit der Silbermedaille angefreundet habe und stolz darauf sei.
Vekic schien das schneller getan zu haben: Sie lächelte bei der Siegerehrung wieder, ebenso wie Iga Swiatek, die nach dem Bronze-Sieg auch nicht so ganz happy wirkte.
Olympia ist eben Olympia, dabei sein ist alles. Und eine Silbermedaille: ein großer Grund zur Freude.