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Philipp Kohlschreiber - Turnier-Rückzug und nahender Abschied

Philipp Kohlschreiber konnte zu seinem Zweitrunden-Match bei den Australian Open 2020 gegen Stefanos Tsitsipas nicht antreten. Die langjährige deutsche Nummer eins steht womöglich an einem Scheidepunkt.

von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet: 22.01.2020, 11:35 Uhr

Was hält die Zukunft für Philipp Kohlschreiber?
© Getty Images
Was hält die Zukunft für Philipp Kohlschreiber?

An guten Tagen kann der Tennisveteran Philipp Eberhard Hermann Kohlschreiber noch immer die Guten und Besseren der Tenniswelt ärgern. Der dritte Grand-Slam-Tag in Melbourne hätte vielleicht einer dieser guten Tage werden können, Kohlschreiber war gegen den amtierenden ATP-Weltmeister Stefanos Tsitsipas angesetzt, den jungen, 21-jährigen Griechen mit der Messias-Erscheinung. Aber zu diesem prickelnden Generationenduell ist es dann gar nicht erst gekommen in Melbourne, Kohlschreiber (36) erklärte am Morgen wegen einer schmerzhaften Bauchmuskelverletzung seinen Rückzug von den Australian Open. „Wenn dir jede Bewegung weh tut, hat es keinen Sinn“, sagte Kohlschreiber, „da musst du schon die Reißlinie ziehen.“ 

Es war ein bitterer Moment für Kohlschreiber, aus mehreren Gründen. Da war die Erinnerung an die vielen Monate des letzten Jahres, in denen sich Kohlschreiber mit Hüftproblemen und dann sehr schmerzhaften Rückenbeschwerden als Wanderarbeiter im Tourbetrieb herum schlug. Kohlschreiber verlor viele Spiele, sehr viele Spiele, und weil die „Balance zwischen Gewinnen und Verlieren“ nicht mehr stimmte, wurde er irgendwann der ganzen Arbeit überdrüssig. „Da kommst du schon ins Grübeln“, sagt Kohlschreiber, einer, der in vielen Jahren tapfer als deutsche Nummer eins die Fahne hochgehalten hatte. In einer Zeit, in der Tommy Haas und Nicolas Kiefer aufgehört hatten und in der noch keine Rede vom neuen Hoffnungsträger Alexander Zverev war.

Kohlschreiber schaut ins Ungewisse

Nun hatte sich Kohlschreiber noch mal mit aller gebotenen Selbstdisziplin und Akribie aufs neue Jahr vorbereitet, mit frischem Mut und zupackender Haltung auch. Und dieses neue jahr hatte dann auch alles andere als schlecht begonnen - während seine nationalen Kollegen beim ATP Cup kaum überzeugen konnten, gewann der Veteran ein gutklassig besetztes Challenger-Turnier im australischen Bendigo. Er rückte auch einige Plätze in der Weltrangliste hoch, vorübergehend auf Platz 74. Eine Runde gewann er dann auch in Melbourne, aber beim Sieg gegen den US-Amerikaner Marcos Giron spürte er schon früh „ein Stechen im Bauch.“ „Aufregung und Adrenalin“ hätten die Schmerzen weggedrückt, sagte Kohlschreiber, „ich hab´s dann glücklich zu Ende gebracht.“ 

Aber die „tolle Herausforderung“ gegen Tsitsipas blieb ihm verwehrt, ein Einriss des Bauchmuskels wurde von den Turnierärzten diagnostiziert. Die Empfehlung, nicht weiter im Turnier mitzuspielen, gab´s dazu. „Das ist natürlich bitter“, so Kohlschreiber, „denn ich weiß ja nicht, wie oft ich hier noch antreten kann.“ Kohlschreiber schaut ein wenig ins Ungewisse, wenn er nach vorne schaut, zu den nächsten Monaten, zu seiner Karriere überhaupt. Bis Ende 2021 habe er weitermachen wollen, ohne große Ambitionen noch, ein sanftes Ausklingen. Aber ein Jahr mit vielen Verletzungen, einen ewigen Kampf gegen den eigenen Körper wolle er sich auch nicht mehr antun, sagt Kohlschreiber, „dann würde das Ende näher rücken.“ Dann könne es sein, dass er eines Tages für sich feststellen werde: „Das war´s“

Hier das Einzel-Tableau bei den Australian Open

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von Jörg Allmeroth

Mittwoch
22.01.2020, 11:55 Uhr
zuletzt bearbeitet: 22.01.2020, 11:35 Uhr

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