Federer fixiert Australian-Open-Kracher gegen Nadal

Der Eidgenosse nahm den Schotten im Melbourne Park im Viertelfinale in vier Sätzen raus und trifft nun auf seinen Langzeit-Rivalen.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 22.01.2014, 12:55 Uhr

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Schon beim 6:3,-7:5,-6:4-Erfolg über Jo-Wilfried Tsonga im Achtelfinale hatte der „Maestro" zu beeindrucken gewusst und an alte Zeiten erinnert. Am Mittwoch hat Roger Federer nahezu nahtlos an diese Galavorstellung angeknüpft: Mit einer weiteren ganz starken Leistung hat der Schweizer in Melbourne zum bereits elften Mal in Serie die Vorschlussrunde erreicht. Der 17-malige Grand-Slam-Triumphator rächte sich bei Andy Murray für die Fünf-Satz-Niederlage von 2013. Mit einem 6:3, 6:4, 6:7 (6), 6:3 nach 3:20 Stunden Spielzeit verkürzte er im Head-to-head mit dem britischen Weltranglisten-Dritten auf 10:11.

Damit fixierte Federer den Semifinal-Kracher gegen Rafael Nadal, der zuvor Grigor Dimitrov (Bulgarien/22) mit 3:6, 7:6 (3), 7:6 (7), 6:2 niedergerungen und dabei ebenfalls seinen ersten Satzverlust im Turnierverlauf kassiert hatte. Es wird am Freitag das 33. Duell der beiden. Die Bilanz führt der topgesetzte spanische Branchenprimus klar mit 22:10 an. Den zweiten Platz im Endspiel machen einander am Donnerstag in der Nightsession der Rod Laver Arena (9:30 Uhr MEZ) Stanislas Wawrinka (Schweiz/8) und Tomas Berdych (Tschechien/7) aus. Ein rein Schweizer Finale ist damit nunmehr zum Greifen nahe gerückt.

Federer lange auf der Höhe seiner Kunst

Ganz besonders im ersten Satz zwischen Federer und Murray erlebten die Zuseher in der Rod Laver Arena, in der sich auch ihr Namensgeber befand, den „Maestro" auf all der Höhe seiner Kunst. Ein Break zum 3:1 sicherte ihm souverän den Eröffnungsdurchgang. Danach gelang es Murray weit besser, Federer in längere Rallies zu verstricken. Das Ergebnis war zwar ähnlich und nur der einen oder anderen kleinen Unaufmerksamkeit des Schotten im fünften Game zu schulden. Doch zusehends entwickelte sich nun ein offenerer Schlagabtausch, in dem Murray allmählich auch vermehrt seine Qualitäten unter Beweis stellen konnte.

Das war auch darauf zurückzuführen, dass von Federers konsequenter Chancenauswertung im dritten Durchgang nicht mehr so viel überblieb. Hatte er bis dahin seine beiden Möglichkeiten jeweils sofort genützt, ließ er nun im ersten Game drei Breakbälle und im dritten Game einen weiteren Breakball aus. Im Finish schlug Federer zum 5:4 dann doch zu, nachdem er sich mit einem umstrittenen Lob-Punktgewinn ein 15/30 erarbeitet hatte. Murray protestierte, dass der Ball zwei Mal auf Federers Platzhälfte aufgeprallt sei und hatte sich auch beim Seitenwechsel nach dem Game noch keineswegs beruhigt.

Der „Maestro" behält am Ende die Nerven

Die auch im Stadion eingespielten Zeitlupen-Wiederholungen der Szene brachten keine echte Klarheit. Murray lieferte aber die bestmögliche Antwort, indem er Federer, der bis dahin nicht mal eine Breakchance abwehren hatte müssen, plötzlich das Service zum 5:5 abnahm und sich wieder zurück ins Spiel brachte. Es ging in den Tiebreak, wo Federer nach dem Minibreak bei 2:2 mit 5:2 und 6:4 in Führung ging. Die Entscheidung schien gefallen, doch da hatte Murray etwas dagegen: Mit dem Rücken zur Wand stehend, drehte er den Tiebreak tatsächlich noch um und erzwang einen vierten Durchgang.

Viele der ganz großen, wichtigen Partien hatte Federer in den letzten Jahren knapp verloren. Sollte es diesmal wieder dazu kommen? Die Anspannung war jedenfalls merklich gestiegen, und so vergab der 32-Jährige bei 1:0 im vierten Satz in einem epischen Marathon-Game, das 19 Minuten lang dauerte, sechs Breakchancen. Bei 3:2 ließ er ebenfalls noch einen Breakball aus, der Druck stieg damit nur weiter. Doch Federer behielt letztendlich die Nerven: Bei 4:3 erspielte er sich ein 0/40, Murray gewann die nächsten zwei Punkte, Federer aber schlug bei der dritten Chance zu und servierte nach 0/30-Rückstand aus.

„Mein Selbstvertrauen ist viel größer als letztes Jahr"

Mit seinem zehnten Ass nützte Federer seinen gesamt dritten Matchball und durfte jubeln. Die Erleichterung war ihm anzusehen, besonders wegen des unglücklich verlorenen dritten Satzes: „Ich hatte ja keine andere Wahl, als da draußen auf dem Platz zu bleiben. Ich war immer noch in Führung! Aber klar, es war schwierig. Ich bin dagesessen und dachte mir, dass es eigentlich schon vorbei sein könnte, doch ich musste mich auf den vierten Satz vorbereiten. Letztendlich bin ich glücklich, es geschafft zu haben", strahlte der Australian-Open-Sieger von 2004, 2006, 2007 und 2010 im Interview auf dem Platz mit US-Tennislegende Jim Courier.

Zugute kam Federer im Finish wohl auch, dass Murray körperliche und bewegungstechnische Probleme bekam - der 26-Jährige hatte bekanntlich letzten Herbst eine Rückenoperation über sich ergehen lassen müssen. Doch ungeachtet dessen befand Federer: „Mein Selbstvertrauen ist viel größer als letztes Jahr, das Vertrauen in meine Bewegung - und es ist ja ein Spiel der Bewegung geworden. Im Vorjahr hat das kleine Bisschen gefehlt. Andy hat heute wohl auch etwas mit sich mitgetragen und war nicht mehr ganz fit, aber bei mir war es im vorigen Jahr einfach nicht genug und das war taff, aber ich habe weiter meine Arbeit gemacht."

„Es wird sicher ein gutes Match, hart, brutal und all diese Dinge"

Federer blickt nun dem Schlager gegen Nadal entgegen: „Ich freue mich drauf, es wird sicher ein gutes Match, hart, brutal und all diese Dinge. Morgen habe ich erst mal einen Tag frei und gebe jetzt meinem Team ein ‚High Five' (mit den Händen einschlagen; Anmerkung), danach geht es gegen ‚Rafa'. Wir hatten schon tolle Duelle. Er hat ein unglaubliches Comeback nach sieben Monaten Verletzungspause gehabt, es ist toll, ihn zurück zu sehen." Federer weiß gut: „Das Head-to-head spricht für ihn. Ich freue mich, mit Stefan (Edberg, seinem neuen Trainer; Anmerkung) zu reden, denn wir haben klar darüber gesprochen, wie man gegen ‚Rafa' spielt."

Murray musste indes seine Wunden lecken, war aber nicht unzufrieden: „Das ist der höchste Level, auf dem ich seit langem gespielt habe. Er hat extrem stark begonnen, ich finde, er hat besonders gut serviert. Mein Aufschlag ist zu Beginn des vierten Satzes langsamer geworden. Ich habe mich durchgebissen und fast zurück ins Spiel gebracht", meinte er stolz, denn: „Ich weiß nicht, wie viele Spieler von einer Operation wieder zurückgekommen sind und gleich ihren ersten Grand Slam gewonnen haben... ihr zweites Turnier. Ich habe in den letzten vier Monaten einen langen Weg zurückgelegt." Murray ist bewusst: „Manche Leute haben eine Operation und kommen gar nicht gut zurück, das ist im Hinterkopf. Es ist nicht leicht."(Text: MaWa)

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Mittwoch
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