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Rafael Nadal - Der Matador imponiert bei seinem jüngsten Comeback

Rafael Nadal ist souverän in die dritte Runde bei den Australian Open 2022 eingezogen. Dabei stand die Teilnahme des Spaniers am ersten Major des Jahres lange nicht fest.

von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet: 19.01.2022, 11:34 Uhr

Rafael Nadal nach seinem Erfolg gegen Yannick Hanfmann
© Getty Images
Rafael Nadal nach seinem Erfolg gegen Yannick Hanfmann

Yannick Hanfmann war schon längst in den Katakomben der Rod Laver-Arena verschwunden, als sich sein Bezwinger Rafael Nadal (35) wieder einmal als absoluter Gentleman präsentierte. „Sehr gefährlich“ sei dieser Hanfmann gewesen, „ein Mann mit harten Schlägen, gutem Aufschlag und gewaltigem Potenzial“, erklärte Nadal verschwitzt im Blitzinterview auf dem Centre Court: „Er spielt viel besser als sein Ranglistenplatz aussagt.“ Dann packte auch Nadal seine Siebensachen zusammen, der noble und wiedererstarkte 6:2, 6:3, 6:4-Zweitrundensieger, dessen Melbourne-Mission gerade erst so richtig begonnen und Fahrt aufgenommen hat. Wer den 35-jährigen Spanier bei diesen Australian Open nicht auf der Titelliste habe, befand TV-Experte Boris Becker kategorisch, „der versteht überhaupt nichts vom Tennis. Der ist hier, um den Pott zu holen“.

Düstere Perspektive für Federer

Was, gleichzeitig, alles andere als eine selbstverständliche Angelegenheit wäre. Denn Nadal bastelt in diesen ersten Tagen des Jahres 2022 am werweißwievielten Comeback seiner legendären, allerdings auch von steten Verletzungssorgen begleiteten Karriere. Im August hatte der bullige Mallorquiner die ohnehin schon holprige Saison 2021 für bendet erklärt, eine komplizierte Fußverletzung zwang ihn damals zum Rückzug. Rücktrittspekulationen machten in den Monaten von Nadals Abwesenheit die Runde, doch kurz vor Weihnachten kehrte er für ein Showturnier in Abu Dhabi zurück ins Geschäft. Er fing sich dort, in der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, dann eine Corona-Infektion ein, litt einige Tage „ziemlich heftig“ unter der Viruserkrankung – aber zum Start der neuen Spielserie meldete er sich schließlich pünktlich und zum Aufschlag bereit an der Grundlinie ein. „Rafa is back“, jubelte Melbournes „Herald Sun“, als der schier unverwüstliche Spanier auf den Spielfeldern des National Tennis Centers gesichtet wurde.

Beim Auftakt-Grand Slam im Tourbetrieb ist er nun 2022 der einzige aktive Pokalgewinner im Wettbewerb. Roger Federer, sein ewiger Kontrahent und Freund, ist nach mehreren Knieoperationen daheim in der Schweiz zum Zuschauen verurteilt, eine Rückkehr ins Tennisgeschäft erscheint ungewiss. Novak Djokovics Schicksal ist hinlänglich bekannt, der neunmalige Melbourne-Champion war zwar in Australien, aber nicht geduldet von den Autoritäten. Und auch Stan Wawrinka, der Sensationssieger des Jahres 2014, wirkt nicht mit bei den laufenden Grand Slam-Festspielen, er steht verletzt an der Seitenlinie, die Schweizer Presse nannte ihn unlängst ein „Phantom.“ Bleibt also Nadal, der sich als einziger der Altvorderen und Mega-Stars mit den Jüngeren und Jüngsten herumschlagen muss – und eben auch mit seinem Körper, der ihm ständig „gewisse Schmerzen“ bereitet. „Ich lebe in meiner ganzen Laufbahn mit Schmerzen“, sagt Nadal, „ich habe gelernt, damit zu leben. Aber hart ist es schon manchmal.“

Nadal kein Typ für den Fitnessraum

Einmal hat Nadal die Australian Open gewonnen, 2009 in einem dramatischen Fünf-Satz-Finale gegen Dauerrivale Federer. Was vor ein paar Wochen noch utopisch schien, könnte nun in Melbourne oder auch später im Saisonverlauf Wirklichkeit werden – nämlich dass der wieder genesene, wieder fitte Nadal als erster der Großen Drei den 21. Grand Slam-Titel gewinnt und damit Djokovic und Federer (derzeit wie Nadal 20) auf die Plätze verweist. Djokovic stünde möglicherweise ohne Impfung bei den kommenden Grand Slams vor verschlossener Tür, Federers Perspektive ist düster. 

In Melbourne ist Nadals Weg noch weit bis ins Endspiel, gar bis zum Titel. Aber der aufs Neue voreilig abgeschriebene Mallorquiner hat die komplizierte Startphase des ersten Majors der Saison mit Bravour erledigt, typischer Weise wird es mit zunehmender Wettbewerbsdauer schwieriger, ihn auszuknocken. Den Spruch des Tages hatte Nadal am Mittwoch ganz nebenbei auch für sich reklamieren dürfen – nach der Centre Court-Arbeit gegen Hanfmann war es, als ihn Ex-Champion Jim Courier in der Rolle des Interviewers nach den Gründen für seine Fitness fragte. Nadal returnierte kurz: „Ich spiele Golf.“ Couriers verwunderter Blick sorgte für einen wunderlichen Nachsatz des Matadors: „Ich bin kein Typ für den Fitness- oder Kraftraum.“

Hier das Einzel-Tableau bei den Australian Open 2022

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von Jörg Allmeroth

Mittwoch
19.01.2022, 15:35 Uhr
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