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"2011 steht Hamburg fest im Plan"

Michael Stich im Gespräch mit tennisnet.com: Er hat eine gute Nachricht für alle Tennisfans.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 25.07.2010, 17:51 Uhr

Die German Open sind vorbei. Neun Tage sahen die Zuschauer beim größten deutschen Tennisturnier am Hamburger Rothenbaum, wie sich Florian Mayer ins Halbfinale vorkämpfte, wie sich der Hamburger Jung Julian Reister in die Herzen der Massen spielte und wie Jürgen Melzer und Andrey Golubev von Sieg zu Sieg eilten und sich letztlich im Finale gegenüber standen. Knapp 60.000 Zuschauer verfolgten die Spiele in der traditionsreichen Arena im Herzen der norddeutschen Millionenstadt.

Im Gespräch mit Tennisnet.com äußert sich Turnierdirektor Michael Stich über die German Open 2010, seinen Plan für 2011, über die schwierige Sponsorensuche und über einen TV-Partner, der mitten in der entscheidenden Phase eines Tennis-Spiels ausblendet, um ein Fußball-Testspiel zu zeigen.

Herr Stich, Sie gelten als jemand, der selten uneingeschränkt zufrieden ist. Wie fällt denn ihr Fazit nach dem Turnier aus?

Auf jeden Fall positiv. Wir hatten viele Zuschauer, das Wetter war gut, wir hatten einen deutschen Halbfinalisten. Das Feedback der Leute auf dem Gelände war gut, die Menschen sind froh, dass es das Turnier gibt. Es ist ein positives Gefühl und eine große Motivation für uns weiter zu arbeiten. Wir stehen dafür in engem Kontakt mit der ATP, die übrigens mit dem Turnier hier auch sehr zufrieden ist. Großen Dank dafür an alle!

Wie sieht der Plan für 2011 aus?

Das Finale dieses Jahr wurde in 45 Länder übertragen. Wir sind ein internationales Turnier. Wie eben erwähnt, ist die ATP sehr zufrieden mit unserer Arbeit. 2011 steht fest im Plan. Wir machen das Turnier, wollen uns weiterhin fest im Kalender etablieren.

Das ist auch immer eine Frage der richtigen Sponsoren...

Es sind immer die gleichen Themen. Es geht um den Sport und seine Finanzierbarkeit, um unser Know-How, unseren Input. Wir müssen unsere Partner halten und neue Partner dazugewinnen, so wie wir es dieses Jahr mit VW schon geschafft haben. Die Frage nach den Sponsoren wird sich immer stellen. Aber wir streben langfristige Partnerschaften an, um diese andauernde Diskussion zu vermeiden.

Auch mit Ihnen steht und fällt viel am Rothenbaum. Sagen Sie doch einfach: "Ich mache für die nächsten fünf Jahre weiter."

Das Leben ist kein Wunschkonzert. Wenn wir könnten, würden wir uns 1,5 Millionen Euro von der Stadt wünschen. Dann sagen wir: "Wir machen es zehn Jahre." Wir wünschen uns regionale Sponsoren, um eine gewisse Planungssicherheit zu haben. Vielleicht sind wir 2011 in der Lage, zu sagen: "Es findet die nächsten drei Jahre statt."

Die Stadt Hamburg streicht im kommenden Jahr ihre finanzielle Unterstützung. Das sind 200.000 Euro. Können Sie das kompensieren?


Ja, die fehlenden Mittel der Stadt reißen ein Loch in unser Budget. Dabei sind wir die größte Sportveranstaltung in Hamburg, in Norddeutschland. Diese Werbung wiegt für die Stadt viel mehr als 200.000 Euro. Das ist ein absoluter Mehrwert für die Stadt, sich als Sportstadt zu präsentieren. Da haben wir meiner Meinung nach schon Anspruch auf eine Gegenleistung der Stadt Hamburg. Wir lieben die Stadt und wir lieben den Sport, wir lieben, was wir tun. Deshalb werden wir auf die Stadt zugehen und das Gespräch suchen.

Haben Sie Vertreter der Stadt zum Turnier eingeladen? Wir konnten hier niemanden entdecken.

(lacht) Ich glaube, die hatten in diesen Tagen andere Sorgen, als Tennis zu schauen. Wir hatten sie alle eingeladen aber meines Wissens war keiner hier.

Welche Einsparpotenziale sehen Sie denn noch, um den Etat ein wenig zu drücken?

(lacht) Wir würden gerne an den Preisgeldern was einsparen. Aber das dürfen wir nicht. Müssen wir vielleicht mal die ATP fragen. Aber Spaß beiseite: Wir wollen und werden nicht an Qualität sparen.

Kritik gab es in den vergangenen Tagen am Zustand der Plätze. Gestern sehr massiv von Jürgen Melzer. Was sagen Sie dazu?


Ich habe das bisher nur über Dritte gehört, kann aber Melzers Kritik nicht so ganz nachvollziehen. Der Centre Court ist vollkommen okay, der spielt sich gut, da hab ich selbst drauf gespielt. Die anderen Plätze sind nicht gut, das reicht nicht für ein internationales Turnier. Das ist ein Problem, wenn Beläge 20 Jahre lang liegen und nicht ausgetauscht werden. Da werden wir das Gespräch mit dem Club an der Alster suchen, denn wir sind hier auch nicht dazu da, um für eine Woche, in der wir die Anlage nutzen, die Plätze auszutauschen. Also: Ich teile die Kritik, aber nicht beim Centre Court. Auf Sand verspringen Bälle halt manchmal.



Wie wollen Sie es schaffen, in den kommenden Jahren wieder mehr Stars an den Rothenbaum zu locken?

Wir werden es aufgrund des Tour-Kalenders immer schwer haben, gut bestückt zu sein. Da haben es die Turniere leichter, die vor den French Open oder nach den US Open dran sind. Man muss aber auch sagen, dass wir dieses Jahr enormes Pech mit Verletzungen hatten. Monfils verletzt sich im Finale von Stuttgart und Ferrer ist schon hier und hat dann eine Schulterverletzung. Wir können nur versuchen, uns einen guten Ruf zu erarbeiten und hoffen, dass die Spieler sich dann dran erinnern, dass es hier immer Spaß macht zu spielen.

Wie bewerten Sie die Leistungen der deutschen Spieler?

Florian Mayer hat gefightet, hat sich richtig reingehängt. Da hatten wir in den letzten Jahren auch schon Spieler, die das anders gemacht haben. Er hat meinen großen Respekt. Und es ist natürlich auch gut fürs Turnier, wenn ein deutscher Spieler soweit kommt. Denn dann ist auch das Publikum da und die Atmosphäre ist toll hier. Auch Julian Reister hat sich richtig gut verkauft. Schade, dass er nicht noch eine Runde weitergekommen ist. Das wäre toll gewesen. Aber auch die anderen der jungen Generation, Kamke, Brands, Zverev, auch wenn sie in der ersten Runde ausgeschieden sind, haben ihre Sache gut gemacht. Nur von Philipp Petzschner hab ich mir etwas mehr erwartet - aber er hat in den letzten Wochen und Monaten viele Spiele gemacht und war vielleicht einfach ein wenig überspielt.

Was halten Sie denn von dem TV-Partner, der mitten in der entscheidenden Phase des Halbfinals von Florian Mayer ausblendet, um ein Testspiel von Erzgebirge Aue gegen Schalke 04 zu zeigen?

Ich habe dazu eine persönliche Meinung, die ich jetzt aber für mich behalte. Denn ich sitze ja hier jetzt als Turnierdirektor und nicht als Privatperson. Und als Direktor muss ich nun das Engagement von Sport1 in den kommenden Tagen analysieren. Ursprünglich war es ja eh unser Ziel, den NDR als TV-Partner zu gewinnen. Das hat aus unterschiedlichen Gründen leider nicht geklappt.

Schließen wir mit einem privaten Ausblick: Was kommt als nächstes? Urlaub?

Ja, jetzt ist Urlaub angesagt. Das Handy aus. Mal nicht reden müssen. Wer mich kennt, weiß zwar, dass ich gerne mal rede. Aber das wird dann bei der Menge auch irgendwann anstrengend. Und Gott sei Dank bin ich nicht so der Partymensch. Sonst wäre ich noch müder. (lacht)

Vielen Dank für das Gespräch.


(Text und Fotos: P. Eggers)



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Sonntag
25.07.2010, 17:51 Uhr