Thiem´s 7: Zeugnisverteilung vor dem Endspiel
Am Freitag haben die Tiroler Schulkinder ihre Jahreszeugnisse überreicht bekommen. Wir sind mal so frei und verteilen auch für die Teilnehmer von Thiem´s 7 jeweils eine, sehr großzügige, Schulnote.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
11.07.2020, 07:46 Uhr

Dominic Thiem - Sehr gut (1)
Eine kurze Phase der Schwäche hat sich Dominic Thiem gegönnt - vom 4:1 im ersten Satz gegen Roberto Bautista Agut bis zum Verlust des Tiebreaks, nachdem er bei 5:5 einen Rückhand-Volley seitlich ins Aus gesetzt hat. Das könne auch dem Umstand geschuldet gewesen sein, dass sich in Kitzbühel das erste „richtige“ Turnier seit Beginn der Corona-Pause zuträgt. Vier anstrengende Matches in ebenso vielen Tagen, daran müsse man sich erst einmal gewöhnen.
Ansonsten aber: Sollten am kommenden Montag wahlweise die French oder die US Open beginnen, lässt sich angstfrei festhalten, dass kein Spitzenspieler besser darauf vorbereitet wäre als Dominic Thiem. Unheimlich fit ist er nach Kitzbühel gekommen, spielerisch ist eine weitere Verbesserung festzustellen, vor allem hinsichtlich der Stabilität der Rückhand. Die hatte das Team Thiem im Nachgang der Australian Open im Vergleich mit den Besten als kleine Schwäche ausgemacht.
Dennis Novak - Befriedigend (3)
Dass Dennis Novak ganz herausragend Tennis spielen kann, hat er auch in Kitzbühel wieder bewiesen. Gegen Matteo Berrettini lag zumindest der Gewinn des ersten Satzes imBereich des Möglichen, gegen einen nicht matchgetesteten Karen Khachanov (was Novak auch freimütig einräumte) gelang der einzige Sieg im Turnier. Der Auftritt gegen Roberto Bautista Agut fällt unter die Kategorie „gar nix“. Die kommenden Wochen werden sehr im Zeichen des Fitnesstrainings für Novak stehen, man darf gespannt sein, welche Impulse Gebhard Gritsch setzen wird. Sollten die US-Turniere Cincinnati (in New York City) und US Open stattfinden, macht sich auch Touring-Coach Julian Knowle mit auf die Reise.
Casper Ruud - Befriedigend (3)
Drei Matches, drei Niederlagen. Das ist mithin eine eher unterdurchschnittliche Bilanz, in Anbetracht der Gegner Thiem, Rublev und Bautista Agut aber auch kein großes Malheur. Casper Ruud ist körperlich enorm stark, was ihm noch fehlt, ist eine Idee, wie man die Punkte früher zu einem positiven Ende bringen kann.
Roberto Bautista Agut - (2-)
Schön zu sehen, wie sich RBA im Laufe der Woche gesteigert hat nach der glatten Auftaktniederlage gegen Matteo Berrettini. Gegen Novak zeigte sich Bautista Agut, der im Grunde auch ohne Spielpraxis nach Kitzbühel angereist war, gnadenlos. Und in keiner Phase des Halbfinales gegen Dominic Thiem gab sich der Spanier verloren. Schon gar nicht nach dem oben beschriebenen 1:4 im ersten Satz am Freitag.
Karen Khachanov - Befriedigend (3)
Ganz ohne Matchpraxis angereist hat sich Khachanov mit dem Erfolg gegen Matteo Berrettini dann doch noch ehrenvoll verabschiedet. Die Asche und die Höhenlage in Kitzbühel kommen dem Russen nicht entgegen, immerhin hat er aus der selbsternannten Sporthauptstadt der Alpen eine Einladung für die Schaukampf-Matches kommende Woche in Berlin mitgenommen. Dort wird sich Khachanov den Rasen im Steffi Graf Stadion allerdings schenken und nur am Flughafen Tempelhof auf Hartplatz antreten.
Matteo Berrettini - Sehr Gut (1-)
Unglaublich, was Berrettini in diesen und den kommenden Tagen zu leisten vermag bzw. vermögen wird. Vom Hartplatz in der Mouratoglou-Akademie in Nizza kam er am Montag nach Kitzbühel, hatte schon nach den zwei Auftaktsiegen gegen Bautista Agut und Novak den Einzug ins Halbfinale sicher. Am Sonntag muss Berrettini wieder zurück zu Mouratoglou, am Montag geht es nach Berlin auf Rasen. Wahnsinn. Einziger kleiner Makel: Die (bedeutungslose) Niederlage gegen Khachanov im letzten Gruppenspiel. Die Endnote könnte sich natürlich noch verändern - sollte Berrettini die Fortsetzung der am Freitag abgebrochenen Halbfinalpartie gegen Andrey Rublev verlieren.
Andrey Rublev - Gut (2)
Und er kann ihn doch: Ja, Andrey Rublev hat im Laufe seiner drei Gruppenspiele ab und zu auch einen Slice eingestreut zwischen all die Hammerbälle, mit denen er ansonsten operiert. Zugegebenermaßen nur in Situationen, in denen Rublev durch seine Gegner in die Defensive getrieben wurde, vornehmlich im Abendmatch gegen Dominic Thiem. Das atmosphärisch und auch spielerisch übrigens als das Highlight der Woche in Erinnerung bleiben wird. Am Beispiel Rublev sieht man aber auch, wie knapp Sieg und Niederlage beisammen liegen: Den Volley, den Jan-Lennard Struff bei eigenem Matchball ins Netz gesemmelt hat, macht der Deutsche normalerweise in neun von neuneinhalb Fällen. Auch hier gilt: Bei einem Erfolg gegen Berrettini Samstagmittag gibt es noch Luft nach oben.
Jan-Lennard Struff - Gut (2-)
Ja, dieser Volley war´s, der Struff das Weiterkommen verwehrt hat. Gegen Casper Ruud hatte er keine Probleme, gegen Dominic Thiem hielt er bis zur Endphase der beiden Sätze gut mit. Für die deutsche Nummer zwei geht es am Samstag weiter nach Berlin, wo er sich zum Glück nur an neuen Belägen orientieren muss. Seine Gegner kennt er aus der Woche in Kitzbühel ja schon zur Genüge: Auch Thiem, Bautista Agusta und Khachanov werden in der deutschen Hauptstadt aufschlagen.