Tobias Kamke beim ATP-Challenger in Triest: "Dann ist der Zauber drumherum überflüssig"

Tobias Kamke ist einer von fünf deutschen Spielern im Hauptfeld des Città di Trieste ATP-Challenger, das in dieser Woche in Italien ausgetragen wird. Der 34-jährige aus Lübeck war eigentlich bereits in der zweiten Runde der Qualifikation am spanischen Teenager Carlos Alcaraz Garfia gescheitert, ist aber aufgrund des Rückzugs von Mischa Zverev als Lucky Loser nachgerückt. 

von Florian Heer aus Triest
zuletzt bearbeitet: 25.08.2020, 21:14 Uhr

Dessen Vater und Coach Alexander Zverev Senior wurde im Rahmen des Sandplatzturniers positiv auf COVID-19 getestet. Im Interview nach seinem Erstrunden-Erfolg am Dienstag, über den an Nummer 5 gesetzten Italiener Roberto Marcora verrät Kamke, dass ihn die Durchführung der angekündigten Hygienevorschriften nur bedingt überzeugen. 

Tennisnet: Glückwunsch zu einem guten Start ins Hauptfeld. 

Tobias Kamke: Danke. Ich habe meine zweite Chance heute genutzt. Während der Qualifikation hatte ich mich auch schon ganz gut gefühlt. Es ist mein erstes Turnier auf Asche in dieser Saison. Nach der langen Pause war ich mit meinem Spiel heute sehr zufrieden. 

Wann haben Sie erfahren, dass Sie noch ins Main Draw gerutscht sind?

Ich wusste das schon relativ früh, da die Regel besagt, wenn ein Spieler oder Betreuer positiv getestet wurde, er vom Turnier ausgeschlossen wird. Es gab hier aber noch Diskussionen, ob dies von Land zu Land unterschiedlich gehandhabt wird. Unabhängig davon, ob er nun spielen dürfte oder nicht, hat mir Mischa frühzeitig signalisiert, dass er sich unwohl fühlen würde, hier anzutreten. Montagmittag hat er dann offiziell zurückgezogen. 

Gibt es Informationen, wie es Mischas Vater geht?

Er hatte einen Tag erhöhte Temperatur, aber bis auf einen kleinen Schnupfen zeigte er keine Symptome. Glücklicherweise geht es ihm den Umständen entsprechend gut. Gestern sind beide mit dem Auto zurück nach Monaco gefahren. Wir hoffen natürlich, dass er sich sehr bald wieder vollständig erholt. 

Für Sie ist es in Triest das erste Turnier seit dem Re-Start der ATP-Challenger-Tour. Wie sind Ihre Eindrücke von der „neuen Normalität“?

Im Vorfeld wurde bezüglich Hygienevorschriften und Richtlinien einiges angekündigt. Ich bin allerdings überrascht, wie locker das Ganze ausgelegt wird. Grundsätzlich habe ich kein Problem damit, wenn Leute auf dem Gelände ohne Maske rumlaufen können, aber die Zuschauer sitzen dicht an dicht am Platz. Aus Prag habe ich letzte Woche schon gehört, dass es mehr oder weniger drunter und drüber ging. Deshalb habe ich die erste Woche auch nicht gespielt, um mir alles zunächst aus der Entfernung anzuschauen. Ich finde das schade und auch verantwortungslos, da der Virus da ist und wir auch beim Turniertennis damit umgehen müssen. Wenn sich zu Beginn schon nicht daran gehalten wird, ist der Zauber drumherum überflüssig. 

Die Spieler werden aber weiterhin getestet?

Ja. Da ich die Qualifikation gespielt habe, musste ich meinen Test am Donnerstag absolvieren. Wir durften allerdings bereits trainieren und es gab auch keine Kontrollen, ob jemand die Umkleiden nutzt oder Maske trägt. Ist man am Freitag noch im Turnier, folgt ein weiterer Test. Ansonsten würde das Prozedere beim nächsten Event wiederholt werden. Obwohl ich meine Daten hinterlegt hatte, habe ich bis heute noch kein offizielles Ergebnis von meinem Test erhalten. Weder als SMS noch E-Mail oder sonst was. Dabei hieß es, dass man nur nach Benachrichtigung über ein negatives Ergebnis wieder auf die Anlage darf. 

Besten Dank für die Einschätzungen und weiterhin viel Erfolg.

von Florian Heer aus Triest

Dienstag
25.08.2020, 21:11 Uhr
zuletzt bearbeitet: 25.08.2020, 21:14 Uhr