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Wimbledon: Die Enge des Raums - und warum es Zeit für den Ausbau wird

Wimbledon platzt aus allen Nähten, ein Durchkommen ist zu manchen Zeiten fast unmöglich. Gut, dass man bald mehr Platz hat.

von Florian Goosmann aus Wimbledon
zuletzt bearbeitet: 07.07.2023, 21:50 Uhr

© Getty Images

Man muss es klar sagen: Wimbledon ist, für Journalisten vor Ort, ein Traum. Die Briten sind wie sie sind, zuvorkommend also und immer freundlich, die Anlage ist ein Hingucker (allein die Blumen!), der gepflegte Rasen für jeden kleinkarierten Hobbyspießer aus Deutschland das Paradies./

Als "normaler" Tenniszuschauer? Nun ja. Erinnerungen an den eigenen Wimbledonbesuch 2017: Nachts um 3 Uhr raus, ab 4 Uhr in der sagenumwobenen Queue anstehen (ist gar nicht so doll dort), von hier nach immer neuen Sortierungen im Gänsemarsch zur Mittagszeit auf der Anlage, um dort ab 12 oder 13 Uhr keinen freien Platz zum Tennisgucken mehr zu bekommen. Und das durchaus erschöpft (Stichwort "Nachts um 3 Uhr raus"). Die Alternative natürlich: Campen und ein Ticket für den Hauptplatz ergattern.

Will sagen: Für den echten Tennisfans, der Courthopping schätzt, ist Wimbledon eher nix. Wobei die gute Laune der anderen Besucher entsprechend überraschte, aber man schenkt hier wohl nicht ohne Grund viel Pimm's aus.

Super Mario käme locker durch

Rund 12.000 der 50.000 Zuschauer kommen täglich über die Queue auf die Anlage, rund ein Viertel also. Und nur 1.500 davon kriegen Tickets für die Hauptplätze. Sie müssen sich also auf weitere Queues gefasst machen. Die Plätze 5, 6, 7, 9, 10 und 11 haben gar keine Tribünen (nur ein paar Bänke), der Durchgang zwischen Court 3 und den Plätzen 4 und 8 (wenn man vom 2er- oder 12er-Platz wieder Richtung Centre Court will) würde selbst Super Mario vor Probleme stellen. Die einen wollen in die Richtung, die anderen in die entgegengesetzte, daneben wartet die Schlange um Zutritt zum 3er-Platz, wieder daneben schauen Zuschauer dem Tennis auf Courts 4 und 8 zu.

Und hat man gerade etwas den Flow gefunden, versperren gigantische Mülltonnen den Weg (immerhin in den Wimbledon-Farben grün und lila). Super Mario würde einfach drüberspringen und Punkte sammeln, unsereins von den ehrenwerten Aufpassern freundlich, aber bestimmt von der Anlage befördert werden. Also heißt es: Ruhe bewahren. Und warten.

Wimbledon baut aus!

Es gibt aber Hoffnung. Wimbledon hat sich den gegenüberliegenden Golfplatz unter die Nägel gerissen, es ist der "AELTC Master Plan". Zum Vergleich: Die aktuelle Tennisanlage umfasst 17, der Golfplatz knapp 30 Hektar. Man will also - zwei hin, drei im Sinn... auf das Dreifache wachsen in den kommenden Jahren.

Unter dem Titel "Wimbledon Park Project" sollen 38 neue Rasenplätze entstehen, neue Gebäude für Spieler und Bedienstete. Auch die Qualifikation, bisher in Roehampton angesiedelt, soll dann auf dem neuen Gelände stattfinden. Ein Park soll angelegt werden, frei für alle auch unterm Jahr. Vorhandene Bäume sollen erhalten und 1.500 neue gepflanzt werden.

Wimbledon rüstet sich also für die Zukunft, und das ist gut. Denn auf Fragen, ob man mal herkommen sollte als Zuschauer, muss man aktuell leider antworten: Nee, lass es. Es ist zu eng, um entspannt Tennis zu schauen.

von Florian Goosmann aus Wimbledon

Samstag
08.07.2023, 09:50 Uhr
zuletzt bearbeitet: 07.07.2023, 21:50 Uhr