Zwölf Tage Madrid und Rom? Im ersten Jahr keine Freude!

Die Verlängerung der ATP-Masters-1000-Turniere in Madrid und Rom hat der ATP und der WTA möglicherweise mehr Einnahmen gebracht. Den Fans hat sie nicht geholfen.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 21.05.2023, 19:26 Uhr

Für das Wetter konnten Veranstalter immerhin nichts
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Für das Wetter konnten Veranstalter immerhin nichts

In Italien hat man insgesamt gerade ganz andere Sorgen als jene, dass der nimmermüde Regen ein Tennisturnier in Rom durcheinander gewirbelt hat. In der kleinen Tennisblase hingegen hat man jetzt zwei ehemals einwöchige Veranstaltungen in Madrid und der italienischen Hauptstadt mitverfolgt, die seit diesem Jahr auf jeweils zwölf Spieltage aufgebläht wurden. Maßgeblich dafür verantwortlich übrigens: ein Italiener - Andrea Gaudenzi nämlich, der sich von der nochmaligen Aufwertung der ohnehin schon überbewerteten 1000ern einen nie versiegenden Einnahmenstrom wünscht. Die WTA hängt sich da gerne an, ein paar Krümel fallen ja auch für die Frauen ab.

96 SpielerInnen also, die sich in Rom in den beiden Einzel-Tableaus um den Titel stritten. Das sind immerhin 32 mehr als in den vergangenen Jahren. Gut für all jene, die nun Masters- anstelle von Challenger-Luft schnuppern durften. Sehr ordentlich honorierte Masters-Luft, versteht sich.

Sinner spielt vor leeren Tribünen

Für die Fans vor Ort und die TV-Zuschauer hat die Verlängerung aber ziemlich genau null Mehrwert gebracht. Zwar kommt es auch bei Grand-Slam-Turnieren vor, dass in den frühen Runden die Tribünen in den ganz großen Stadien schütter gefüllt sind. Dass ein Lokalmatador wie Jannik Sinner sein Auftaktmatch nur vor den nächsten Verwandten austrägt, hat dagegen Seltenheitswert. Zumal auf dem wunderschönen Campo Centrale im Foro Italico.

Die Achtelfinali auf beiden Seiten jeweils an einem Tag auszutragen, ist keine schlechte Idee. Aber wenn man dann auch noch zwingend zwei Viertelfinal-Partien der Frauen neben den acht Matches der Männer ansetzt, wird es schwierig.

Grundsätzlich sind Ruhetage für alle Profis schön und dem Niveau der Spiele zuträglich. Wenn allerdings die TV- und Streaming-Rechte zwischen der ATP- und der WTA-Tour so aufgeteilt sind wie gerade jetzt (die Männer spielen die 1000er bei Sky, die Frauen kann man im Stream beim TennisChannel verfolgen), dann werden sich die Verantwortlichen, vor allem bei Sky, auch fragen, ob man bei der ATP irgendwo angerannt ist: Bis zum letzten Jahr waren die Freitage in Madrid und Rom mit den Viertelfinali bestens besetzt, bevor dann da große Finalwochenende folgte.

Das Momentum geht verloren

Anno 2023 gibt es einen freien Freitag für die Männer in Rom. Was auch immer man sich an Momentum für die Schlussphase aufgebaut hatte, war spätestens da weg. Auch für die Fans, die die Matches in Rom aus der Ferne verfolgten. Wie zur Strafe hat es dann in der Ewigen Stadt am Samstag auch noch geregnet. Und der Terminplan kam erneut ins Schwimmen - mit einem sehr späte Ende des zweiten Halbfinales zwischen Daniil Medvedev und Stefanos Tsitsipas. Da haben dann die ganzen Ruhetage auch nichts mehr geholfen.

Aber wenn man eines während der letzten Jahre gelernt hat: Money talks. Weshalb man eine Verkürzung auf den früheren Status getrost vergessen kann. Freuen kann sich höchstens die Challenger-Tour: Denn etwa in Aix-en-Provence oder in Bordeaux haben sich plötzlich Spieler gezeigt, die man bei einem regulären Tourbetrieb eben dort nicht vermuten würde.

von Jens Huiber

Sonntag
21.05.2023, 21:15 Uhr
zuletzt bearbeitet: 21.05.2023, 19:26 Uhr