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Abschied von Sky: So long, Moritz Lang!

Das elfte Wimbledon-Turnier war das bislang letzte für Moderator Moritz Lang. Er wird Sky verlassen.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 14.07.2023, 22:36 Uhr

Moritz Lang in Wimbledon anno 2017
© Jürgen Hasenkopf
Moritz Lang in Wimbledon anno 2017

Patrick Rafter hat ziemlich verblüfft geschaut, als ihm Boris Becker beim Wimbledon-Turnier 1999 am Netz mitgeteilt hat, dass dies seine letzte Partie auf dem heiligen Rasen in London sein würde. Am ersten Mittwoch des Wimbledon-Turniers 2023 war es nun Dominic Thiem, dem die Überraschung ins Gesicht geschrieben stand. Das allerdings konnten im Gegensatz zur Rafter-Becker-Begebenheit, die weltweit übertragen wurde, nur jene Leute sehen, die über das Wimbledon-interne TV-Programm verfügen. Der Anlass für Thiems ungläubiges Staunen? Moritz Lang hatte ihm gerade eröffnet, dass dies sein letztes Wimbledon-Turnier sein würde. Und dass er Sky verlasse.

So etwas ist in der Medienbranche gang und gebe. Im Fall von Moritz Lang ist es, pardon, eine verdammte Schande. Die nur dadurch ein wenig abgemildert wird, dass die Neuorientierung auf eigenen Wunsch des 41-Jährigen erfolgt ist. Lang, von dem etwa der deutsche Teamchef Michael Kohlmann sagt, dass er bei seinen Interviews immer wieder Facetten von Spielern zum Vorschein gebracht hat, die man sonst nicht sieht, wird sich in den kommenden Monaten seiner Familie widmen.

Enthusiasmus, Empathie, Tiefgang

Es besteht unter Reportern ja die Gefahr, dass man die berufliche Nähe zu den Stars einer Szene mit dem Vorsatz verknüpft, unbedingt auch der beste Freund, die beste Freundin der Interview-Partner sein zu wollen. Dieser Versuchung ist Moritz Lang nie erlegen. Die professionelle Distanz, bei genauer Betrachtung der aktuellen TV-Landschaft ein sehr rares Gut, ist ihm nie abhanden gekommen. Was nicht heißt, dass sich nicht auch Sympathien zu Spielern entwickeln können. Siehe das Beispiel Dominic Thiem, den Moritz Lang an vielen Orten als Interviewpartner begrüßt hat. Und egal ob in München, Rom, Wimbledon oder bei den ATP Finals - stets mit demselben Enthusiasmus und Tiefgang, derselben Empathie, die es nun zu ersetzen gilt.

Nun verteilen sich viele TV- und/oder Streaming-Rechte im Tenniszirkus ja gerade neu. Da wird sich in jedem Fall eine Möglichkeit für Moritz Lang auftun, wieder das Mikrofon in die Hand zu nehmen, um die ATP- oder WTA-Stars ein wenig in die Pflicht zu nehmen.

Wenn er das denn möchte, der Moritz.

Moritz Lang auf den Spuren von Mark Twain

Dass es dafür schon jetzt Anzeichen gibt, kann der Autor dieser Zeilen wohlwollend vermuten: Da wäre nämlich die (zugegeben nicht exklusive) Liebe zu Matteo Berrettini, dem Moritz Lang in Wimbledon dann doch noch zwei Antworten abluchsen konnte (nachdem ihm Matteo zweimal einen Korb gegeben hatte). Wer kann Matteo schon widerstehen? Oder der Atmosphäre bei den ATP Finals in Turin, die Moritz Lang als intensiver und tennisaffiner bewertet als jene am Vorgänger-Ort London?

Und wie hat es Moritz vor ein paar Tagen in einem Podcast frei nach Mark Twain formuliert, als die Lobreden auf ihn und seinen Arbeitsstil schon sehr nach Ehrung für das Lebenswerk klangen? Etwaige Nachrichten über einen völligen Rückzug seien stark übertrieben. Zum Glück.

Moritz Lang wird auch dem Autor dieser Zeilen fehlen - hoffentlich nicht zu lange
© privat/tennisnet
Moritz Lang wird auch dem Autor dieser Zeilen fehlen - hoffentlich nicht zu lange

 

 

 

von Jens Huiber

Sonntag
16.07.2023, 09:45 Uhr
zuletzt bearbeitet: 14.07.2023, 22:36 Uhr