Alexander Peya im Interview - „Olympia 2021 ist ein Ziel von mir“

Doppel-Ass Alexander Peya musste wegen einer Ellbogen-Verletzung zwei Jahre lang aussetzen. Im großen tennisnet-Interview spricht der Routinier über seine liebsten Partner, die besonderen Stärken eines Doppels und die PTPA.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 14.12.2020, 09:28 Uhr

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Mit Nikola Mektic hat sich Alexander Peya prächtig ergänzt
© GEPA Pictures
Mit Nikola Mektic hat sich Alexander Peya prächtig ergänzt

tennisnet: Herr Peya. Wie geht es Ihnen im Moment? Arbeiten Sie an Ihrem Comeback?

Alexander Peya: Mir geht es ganz gut, ich arbeite tatsächlich an meinem Comeback. Ich habe während der letzten Wochen schon relativ normal Tennis trainiert. Das bedeutet, dass ich schon zu hundert Prozent gespielt habe. Sehr intensiv, ich habe auch mehr Einzel als Doppel trainiert. Nur nicht jeden Tag, ich habe mir hier und da zwei, drei Tage Pause gegönnt. Aktuell bin ich in einer Ruhephase, weil es bis zu den Turnieren noch relativ lange hin ist.

tennisnet: Sie werden mit einem Protected Ranking zurück auf die ATP Tour kommen. Haben Sie schon eine Idee, wie Ihr Comeback ablaufen wird? Und vor allem: Mit wem?

Peya: Mein Protected Ranking ist 19. Das darf ich zwölf mal innerhalb eines Jahres verwenden, nachdem ich begonnen habe. Die Problematik ist: Es ist einerseits ein super Ranking, mit dem ich bei jedem Turnier reinkomme. Andererseits habe ich gar kein normales Ranking. Ich kann nicht einfach sagen, ich spiele einen Challenger zur Vorbereitung. Da wäre ich auf eine Wildcard angewiesen. Mein Protected von 19 werde ich natürlich nur für die größten Turniere verwenden. Was Partner betrifft: So weit bin ich noch nicht, weil ich erst einmal schauen muss, wie der Ellbogen hält. Außerdem schreit jetzt keiner: Ich muss mit dem Peya spielen! Nach zwei Jahren Pause. Das wird eine Herausforderung, den bestmöglichen Partner zu finden.

tennisnet: Ihr letzter Partner im sehr erfolgreichen Jahr 2018 war Nikola Mektic, der vor wenigen Tagen in London die ATP Finals gewonnen hat. Stimmt der Eindruck, dass sich Mektic seitdem enorm verbessert hat?

Peya: Mit Sicherheit. Er hat sich auch in dem einen Jahr mit mir verbessert. Nikola war davor schon ein solider Spieler. Er hat sicherlich von meiner Erfahrung profitiert, weil er 2018 im Doppel noch relativ neu war. Er hat mir auch nach dem Masters-Titel eine sehr, sehr nette Nachricht geschrieben, die in diese Richtung geht. Das ist schön, zu sehen. Da habe ich eine gewisse Wertschätzung verspürt von seiner Seite. Umgekehrt gilt natürlich das Gleiche. Ich verfolge seine Entwicklung sehr genau. Und für mich war er bei den ATP Finals und ganz speziell im Endspiel dort der beste Mann.

"Bruno Soares ist tiefenentspannt"

tennisnet: Nikola Mektic hat sich aber trotz des Erfolges einen neuen Partner gesucht, Lukasz Kubot und Marcelo Melo haben sich getrennt, auch Brunos Soares, Ihr ehemaliger Spielkollege, musste sich neu orientieren. Was ist da gerade los im Doppel?

Peya: Wir sehen eine Kettenreaktion. In den vergangenen Jahren war es relativ ruhig. Vor fünf, sechs Jahren gab es einige Wechsel, das hat dann abgenommen. Wenn sich aber ein, zwei auflösen, sind alle irgendwie am Suchen. In diesem außergewöhnlichen Jahr gibt es nun auch außergewöhnlich viele Splits. Dass sich ganz vorne Paare trennen, ist ungewöhnlich. Gerade bei Pavic/Soares, die seit Wiederbeginn fast dominiert haben, ist das eigenartig.

tennisnet: Wissen Sie, von wem da die Initiative ausgegangen ist?

Peya: Mate wollte sich trennen. Für den Bruno war es auch schon relativ eng, zeitlich gesehen. Da gehen dann die Nachrichten durch dieses Doppel-Netzwerk. Und irgendeiner beißt dann halt an, wenn der Richtige dran ist.

tennisnet: Wo sehen Sie denn die herausragende Stärke von Bruno Soares?

Peya: Seine Riesenstärke war immer der Return. Da ist er sehr verlässlich. In guten Wochen retourniert er unglaublich. Ansonsten ist es für mich sein Doppel-IQ. Bruno macht kaum Blödsinn, schafft es, sein Spiel gut zu dosieren. Man sieht immer wieder, dass viele Leute von hinten zu viel riskieren, es schleichen sich Fehler ein - das passiert dem Bruno ganz selten.Er wirkt auch in engen Situationen sehr ruhig, fast schon tiefenentspannt. Und er ist ein sehr guter Partner in folgender Hinsicht: Er verzeiht einem alles. Weil er weiß, es kann auch bei ihm einmal schlecht laufen. Da war für mich als Partner ganz wichtig. Bei Bruno weiß man zehn Minuten nach einem Match nicht, ob er gewonnen oder verloren hat. Da habe ich auch einiges mitgenommen. Denn am Ende ist es nur ein Tennisspiel.

tennisnet: Michael Kohlmann, mit dem Sie ja auch gespielt haben, hat uns vor ein paar Tagen erklärt, dass das Erfolgsgeheimnis von Kevin Krawietz und Andreas Mies auch darin besteht, dass die beiden spielerisch unheimlich gut zusammen passen. Mit welchem Partner gab es bei Ihnen die beste Übereinstimmung?

Peya: Ganz klar der Bruno. Und bis zu einem gewissen Grad der Nikola, auch wenn wir nur recht kurz zusammengespielt haben. Der war für mich eine kleine Bruno-Version. Sehr verlässlich beim Return. Am Netz nicht der ganz große Künstler, da konnte ich mich eher ausleben. Auf der anderen Seite konnten die beiden in jenen Phasen, in denen ich vielleicht nicht so gut retourniert habe, diese Schwächen ausgleichen. Wir haben die gegenseitigen Stärken in den Vordergrund gerückt. Das zeichnet ein gutes Doppel aus. So wie die Bryans: Der eine hat unglaublich serviert, der andere unglaublich retourniert. Der Rest war natürlich auch immer gut.

"Man müsste an der ATP-Front arbeiten"

tennisnet: Krawietz und Mies trainieren in der Off-Season kaum miteinander, sondern jeder einzeln. Wie wichtig ist es für Sie, mit ihrem jeweiligen Partner zu üben?

Peya: Im Normalfall trainiert man während der Turniere so oft miteinander, dass ich nie gedacht habe, ich müsste jetzt in der Off-Season noch einmal mit meinem Partner zusammen kommen. Außer vielleicht, wenn man sich erst kennengelernt hat. Man verbringt ohnehin schon so viel Zeit miteinander, dass für mich irgendwann der Punkt gekommen ist zu sagen: Irgendwann ist es dann zu viel. Ein bisschen Training separat, wo man an seinen Schlägen arbeitet, das ist es. Man trifft sich dann eh wieder bei den Turnieren, wo man alles zusammenführt.

tennisnet: Sind die Olympischen Spiele 2021 in Tokio ein Ziel für Sie?

Peya: Prinzipiell ja. Mein erstes Ziel ist ein gesundheitliches - dass mein Ellbogen wieder funktioniert. Da sieht es jetzt ganz gut aus. Auch so, dass ich danach weiter Tennis spielen kann. Und wenn ich jetzt wieder bei Turnieren antreten könnte, werde ich nicht einfach ins Blaue hinein spielen. Ich habe einen großen Anspruch an mich. Was aber schwierig ist, weil man nach zwei Jahren Pause nicht weiß, wo man steht. Mein primäres Zeil war ja auch, dass ich mich vom Tennissport gebührend verabschieden möchte. Damit ich das emotional abhaken kann. Ob das jetzt nach zwölf Turnieren mit Protected Ranking vorbei ist oder ich noch länger spielen kann.

tennisnet: Können Sie die Professional Players Association einschätzen, die während Ihrer Abwesenheit vom Tenniszirkus gegründet wurde?

Peya: Da war ich zu weit weg für ein Urteil. Aber es war immer schon ein Thema, dass die Spieler gestärkt und vereint auftreten könnten und sollten. Ich bin damals bei dieser ersten Initiative angesprochen, das war um das Jahr 2000. Ich glaube aber, dass es schwierig ist, die Spieler getrennt von der ATP zu vereinen. Man müsste eher an der ATP-Front arbeiten, dass man wieder alles ins Lot bringt.

tennisnet: Hat Ihre Verletzungspause wenigstens insofern etwas Gutes gehabt, als dass Sie sich nicht de verschiedenen Quarantäne- bzw. Isolationsmaßnahmen in diesem Jahr haben unterziehen müssen?

Peya: Der Tennissport hat mir trotzdem gefehlt, auch wenn man mitbekommen hat, dass das ganze ein bisserl mühsam ist. Das ist natürlich nicht diese Tenniswelt gewesen, die ich gekannt habe. Trotzdem hätte ich gerne gespielt und wäre Teil des Ganzen gewesen. Jetzt, wo ich mich mit einem Antreten in Australien und generell dem nächsten Jahr beschäftige, bekomme ich wieder mehr mit, wie umständlich die Angelegenheit ist. Für Einzelspieler stelle ich es mir noch komplizierter vor. Ich hoffe, dass wir bald wieder in eine gewissen Normalität eintauchen.

von Jens Huiber

Montag
14.12.2020, 13:10 Uhr
zuletzt bearbeitet: 14.12.2020, 09:28 Uhr