"Arthur Ashe" in Wimbledon: Eubanks als Überraschungsgast bei der Rasen-Party
Christopher Eubanks aus den USA ist ein Überraschungsgast im Viertelfinale von Wimbledon. Bekannt ist er bereits aus Film und Fernsehen.
von SID
zuletzt bearbeitet:
11.07.2023, 23:51 Uhr

Christopher Eubanks ist ein cleveres Kerlchen. Als er sein Hotel für Wimbledon klar machte, da buchte er erst mal nur bis zum Freitag der ersten Turnierwoche. Länger wollte er nicht, er hat mittlerweile die Erfahrung gemacht, dass die "Stornierungsbedingungen hart sein können". Mit der gebotenen Vorsicht hat er das Zimmer dann bis zu diesem Montag verlängert. Und am Montag bis Freitag. Wer weiß, was noch alles passiert.
Christopher Eubanks aus Atlanta/Georgia, 43. der Weltrangliste, ist Überraschungsgast bei der Rasen-Party in Wimbledon. Und er ist gekommen, um zu bleiben: Wer das Viertelfinale erreicht, ist automatisch lebenslanges Mitglied im Club der "Last Eight", der erhält zwei Dauer-Zugangsberechtigungen für den All England Club. Eubanks findet das mindestens so "surreal" wie die Feststellung, dass er noch zu Beginn der Rasensaison diesen Untergrund "gar nicht gemocht" hat.
Wer sich in den USA ein bisschen für Tennis interessiert, der mag erstaunt bemerkt haben, dass Eubanks den Sport auch ausübt: Am Samstag vor Wimbledon gewann der 27 Jahre alte Spätzünder das Turnier auf Mallorca. Sein erstes. Und auf Rasen. Sonst kennt man Eubanks eher als Experten beim Tennis Channel. Zudem verkörpert er in den Dokumentarfilmen "The Ashe '68 VR Experience" (2018) und "Citizen Ashe" (2021) den ersten Schwarzen, der Wimbledon gewann - den 1993 verstorbenen Arthur Ashe. Er hätte "gerne gewusst, was er über mein Spiel denkt", sagt Eubanks.
Eubanks: Als Tennis-Analyst mit geschärften Sinnen unterwegs
Mittlerweile aber hat seine Arbeit als Experte Eubanks' Blick auf sein Spiel und das der anderen geschärft. Beim Fünfsatz-Sieg gegen Stefanos Tsitsipas stellte er im zweiten Satz fest, dass ihm nur ein Ass gelungen war. Bisschen wenig für einen, der 2,01 m groß und auf sein Service angewiesen ist. Er passte sich an den Wind an, in den folgenden drei Sätzen schlug er jeweils vier Asse.
Eubanks stammt aus einer Pfarrerfamilie, als Kind hat er von seinem Vater einen Schläger in die Hand gedrückt bekommen. Seine Erziehung scheint aus ihm einen sehr bodenständigen Menschen gemacht zu haben. Eubanks hält sich nicht für den Größten. Er hat keine Scheu, prominente Spielerinnen wie Coco Gauff oder Naomi Osaka zu fragen, was er verbessern kann. Und? "Sie reden oft über den Glauben an sich selbst. Das färbt ab."
Scheint so. Vor einem Jahr noch dümpelte Eubanks auf der Weltrangliste so um Rang 150 herum. Bei seiner Selbstanalyse hat er erkannt: "Du musst nur die Big Points besser spielen als die anderen." Das ist ihm in Wimbledon bislang gelungen. Seine Sätze gegen den Weltranglistenfünften Tsitsipas etwa gewann er mit einem Break - oder eben im Tiebreak. Dann kam auch sein Aufschlag. Das reichte: "Ich habe das Ziel getroffen, als ich es musste."
Eubanks' Gegner im Viertelfinale ist Daniil Medvedev. Gegen den Russen hat er im März beim Masters in Miami gespielt. "Das hilft bei der Analyse des Gegners", sagt er. Dass er damals verlor in zwei Sätzen, habe nichts zu bedeuten, denn: "Anderer Court, anderer Belag, andere Bedingungen." Ein Einzug ins Halbfinale am Freitag? Warum nicht. Und Eubanks weiß ja, wie man Hotelzimmer umbucht.