ATP-Challenger Koblenz: Fallert und Jebens holen Doppel-Titel

Mit Filigranarbeit und manchmal auch der nötigen Hammerhärte – so lässt sich die Erfolgsformel von Fabian Fallert und Hendrik Jebens in dieser Woche bei den Koblenz Open powered by Montabaur zusammenfassen. Am Ende konnten die beiden Deutschen beim mit 118.000 Euro dotierten ATP-Challenger-Tour-Turnier ihren ersten Teamtitel feiern.

von Florian Heer
zuletzt bearbeitet: 04.02.2023, 19:37 Uhr

Von Florian Heer aus Koblenz

Mit einem 7-6(2), 6-3 Erfolg im Doppelfinale am Samstag über die an Nummer vier gesetzten Jonathan Eysseric aus Frankreich und dem Ukrainer Denys Molchanov stehen Fallert und Jebens kurz vor dem Einzug in die Top 100 der ATP-Weltrangliste. Wir haben mit den beiden glücklichen Siegern im Anschluss gesprochen.

Tennisnet: Glückwunsch zum Titelgewinn! Ich denke, man kann von einer rundum gelungenen Turnierwoche sprechen?

Fabian Fallert: Auf jeden Fall. Bereits unsere Eröffnungsbegegnung war sehr eng als wir gegen die Inder N. Sriram Balaji und Jeevan Nedunchezhiyan den ersten Satz verloren haben. Aber wie so oft im Tennis, wenn man schon mit einem Fuß aus dem Turnier zu sein scheint, kann es am Ende doch noch laufen. Es war eine super Woche. Danach haben wir auch alle unsere Partien glatt gewonnen.

Fabian, Sie haben bereits zwei Challenger-Tour-Titel (mit Victor Vlad Cornea in Forli 2022) gewinnen können. Für Hendrik war es der erste Erfolg, gleichbedeutend euer erster Team-Titel auf dem Pro-Circuit.

Fallert: Wir haben bereits einige Finals gemeinsam bestritten, aber leider immer verloren. Daher ist dieser Triumph etwas Spezielles für uns und schmeckt natürlich besonders.

Was hat im Finale heute den Unterschied ausgemacht?

Hendrik Jebens: Wir sind sehr eingespielt und konnten uns aus kritischen Situationen gekonnt befreien. Es gab viele umkämpfte Punkte, aber die Atmosphäre hier ist auch sehr cool. Vor heimischen Publikum auf dem Center Court zu spielen ist immer ein Highlight. Das sind die Momente, für die man sein ganzes Leben trainiert. Das hat uns zusätzlich gepuscht. Mit dem Gewinn meines ersten Challenger-Titels habe ich auch eine mentale Barriere durchbrochen.

Die Koblenz Open sind nach 2020 wieder in den Turnierkalender zurückgekehrt. Habt ihr zum ersten Mal hier gespielt?

Jebens: Ja, tatsächlich. Ich habe die Premierenausgabe der Koblenz Open 2017 noch aus dem Hörsaal per Livestream verfolgt. (lacht) Zu Juniorenzeiten war ich allerdings schon einmal hier. Für den ein oder anderen Stadtbesuch war in dieser Woche aber auch bereits Zeit.

In den vergangenen Wochen und Monaten seid ihr aber auch mit wechselnden Partnern an den Start gegangen.

Fallert: Seit dem zweiten Halbjahr der vergangenen Saison haben wir eigentlich jedes Event zusammengespielt. Ausnahme: es war jemand krank oder verletzt. Anfang dieses Jahres hat es sich nicht ergeben, da ich in Australien war und Hendrik musste in dieser Zeit nach anderen Partnern schauen. Allerdings ist es das Ziel in Zukunft fest miteinander zu spielen. Das ist extrem wichtig, um gemeinsame Erfahrungen zu machen und Routinen zu entwickeln. Doppelmatches gewinnt man schließlich nur als Team.

Auch außerhalb des Platzes sollte man sich auch gut verstehen…

Jebens: Das hilft auf jeden Fall. Die Chemie außerhalb des Platzes bringt man dann auch auf den Court. Wir kennen uns beide schon sehr lange. Ich komme aus Stuttgart, Fabian aus Reutlingen. Ich habe viele Jahre bei seinem Bruder an der Florian Fallert Tennis Academy trainiert. Man kann sich dann Dinge auch ehrlicher sagen, als wenn man nur ein oder zwei Wochen zusammenspielt. Da sind wir beide sehr offen. Es zahlt sich langsam aus und wir werden auch dranbleiben.

Ihr steht kurz vor dem Einzug in die Top 100 der Weltrangliste. Ist das auch die Zielsetzung für die Saison?

Fallert: Wir haben 2022 unsere erste komplette Challenger-Saison gespielt und möchten nun den nächsten Schritt vollziehen, auf die ATP-Tour kommen und Grand-Slam-Turniere bestreiten. Dafür trainieren wir jede Woche und dann schauen wir, was dabei herauskommt. Unsere nächsten Turniere sind in Bahrain, Rovereto und Pau. Nun gilt es das legendäre Momentum dorthin mitzunehmen.

Wie würdet ihr euren Spielstil beschreiben? Wo liegen eure Stärken und woran müsst ihr vielleicht noch arbeiten?

Jebens: Ich bin der Brachialere von uns beiden (lacht).

Fallert: Er wird auch „The Hammer“ genannt (lacht).

Jebens: Fabian hat einen eher filigraneren Spielstil, gut am Netz mit schnellen Reaktionen.

Fallert: Daher ergänzen wir uns auch so gut. Sein starkes Grundlinienspiel gibt mir dann die Möglichkeit die Bälle mit meinen Volleys am Netz weg zu fischen. Natürlich gibt es noch viel zu verbessern. Die Arbeit hört nie auf.

Ihr kommt auch beide vom College-Tennis. Inwieweit hat euch diese Erfahrung auf der Tour geholfen?

Jebens: Ich war auf der University of Mississippi und Fabian auf der San Diego State. In den USA wird sehr viel wert auf das Doppeltennis gelegt. Deswegen erhält man dort eine sehr gute Ausbildung. Dies hat eine große Rolle gespielt als wir uns für diesen Weg entschieden haben. Andreas Mies oder Tim Pütz haben es vorgemacht. Es ist natürlich auch unser Ziel dort hinzukommen und vielleicht in deren Fußstapfen treten zu können.

Dann wünschen wir weiterhin viel Erfolg und besten Dank für das Gespräch.

von Florian Heer

Samstag
04.02.2023, 19:35 Uhr
zuletzt bearbeitet: 04.02.2023, 19:37 Uhr