ATP Finals London: Pierre-Hugues Herbert - „Dominic Thiem jedes Jahr besser“

Pierre-Hugues Herbert hat gemeinsam mit Nicolas Mahut erneut das ATP-Finale in London erreicht. Das Gespräch mit tennisnet bestreitet der in Strasbourg ansässige Franzose in perfektem Deutsch.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 11.11.2019, 23:14 Uhr

Pierre-Hugues Herbert ist wieder zurück im Doppel-Business
© Getty Images
Pierre-Hugues Herbert ist wieder zurück im Doppel-Business

tennisnet: Monsieur Herbert. Sie haben mit Nicolas Mahut im Doppel alle vier Grand-Slam-Turniere gewonnen. Beim letzten ATP-Masters-1000-Turnier des Jahres in Paris-Bercy haben Sie nun ebenfalls zugeschlagen. Was hat Ihnen dieser Erfolg bedeutet?

Pierre-Hugues Herbert: Dieser Sieg war unglaublich wichtig, auch weil wir wieder effizient spielen konnten, nachdem ich in Wien noch verletzt war. Zuhause gewinnen zu können, das größte Hallenturnier in Frankreich, war sehr emotional und positiv. Zumal wir 2016 im Finale verloren hatten. Es gab über das gesamte Wochenende viel Druck, haben aber auch gut gespielt.

tennisnet: Sie haben sich von Nicolas Mahut vor Wimbledon getrennt, weil Sie sich etwas mehr auf Ihre Einzel-Karriere konzentrieren wollten. War es immer klar, dass Sie im Herbst wieder gemeinsam spielen?

Herbert: Getrennt ist zu stark. Nico und ich haben eine kleine Pause gemacht. Nachdem wir in Australien den Karriere-Grand-Slam geschafft hatten, wollte ich mit 27 Jahren ein bisschen mehr Einzel spielen. Und nach diesen drei, vier Monaten sehen, wie erfolgreich ich da sein kann. Es war ein Test. Und jetzt bin ich froh, wieder mehr Doppel zu spielen.

tennisnet: Ist es eigentlich völlig ausgeschlossen, dass sich jemand im selben Jahr im Einzel und im Doppel für die ATP Finals qualifiziert?

Herbert: Das wäre eine unfassbare Leistung. Ein Traum. Bis jetzt hat das aber niemand geschafft, auch weil die Einzelspieler sehr wenig Doppel spielen. Auch nicht bei den Grand Slams, wo es am meisten Punkte gibt. Deshalb weiß ich nicht, ob so etwas überhaupt möglich ist.

"Ich bin sehr traurig über die Davis-Cup-Reform"

tennisnet: Apropos Einzelspieler - Sie haben zweimal gegen Dominic Thiem gespielt. Und beide Matches gewonnen. Warum?

Herbert: Ich habe gegen ihn einmal in Rotterdam gespielt und einmal in Doha. Also auf recht schnellen Belägen. Und bei den beiden Matches eine wirklich gute Leistung gezeigt. Ich habe gegen Dominic noch nie auf Sand gespielt. Wäre schön, wenn ich ein drittes Mal gegen ihn spielte. Aber Dominic wird jedes Jahr besser, er hat in diesem Jahr in Wien auf Hardcourt gewonnen. Im nächsten Match mit ihm werde ich sicher nicht der Favorit sein. Ich würde mich auf jeden Fall freuen, wieder gegen Dominic zu spielen. Weil das hieße ja auch, dass ich bei einem großen Turnier dabei bin.

tennisnet: Im vergangenen Jahr haben Sie hier in London auch den Sparringpartner für etwa Roger Federer gegeben. Wie sieht es damit in diesem Jahr aus?

Herbert: Ich hätte gerne ein Einzeltraining gemacht, konnte ich aber nicht. Wir sind leider sehr spät aus Paris gekommen, erst am Donnerstagabend. Letztes Jahr war unglaublich, mit den Einzelspielern hier zu trainieren.

tennisnet: Nach den ATP Finals steht für Sie auch noch das erste Davis-Cup-Finalturnier der Geschichte an. Was erwarten Sie sich von der Woche in Madrid?

Herbert: Keiner kann das wissen. Ich bin über diese Entscheidung, den Davis Cup während einer Woche in Madrid auszuspielen, auch sehr traurig. Das ist nicht im Geist dieses Wettkampfes. Davis Cup war ein Wettbewerb, in dem unsere Gegner in unserem Land gespielt haben oder wir bei ihnen. Und dieses Ambiente und diese Energie - das werden in Madrid nur die Spanier erleben. Für die ganzen anderen Länder wird das komplett anders sein. Diese Energie, dieser Stress auch, den man erleben kann, wenn man ein Davis-Cup-Finale zuhause spielt - ich hatte das Glück, zweimal ein Endspiel in Frankreich zu spielen, gegen Belgien und gegen Kroatien. Und das waren Momente, die ich nie vergessen werde. Deshalb bin ich sehr traurig, dass diese Entscheidung getroffen wurde.

tennisnet: Hatten Sie überlegt, nicht zu spielen?

Herbert: Nein, nein. Wenn man gerufen wird, um für Frankreich zu spielen, dann kann man nicht „nein“ sagen. Und ich freue mich auch, die kommende Woche mit dem gesamten Team zu verbringen und mein Bestes zu geben.

von Jens Huiber

Dienstag
12.11.2019, 08:00 Uhr
zuletzt bearbeitet: 11.11.2019, 23:14 Uhr