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ATP Halle: Tommy Haas - „Auf diesem Centre Court habe ich viel, viel Gutes erlebt“

Zehn Jahre nach seinem Finalsieg gegen Roger Federer beim ATP-Tour-500-Turnier in HalleWestfalen verbindet Tommy Haas immer noch die besten Erinnerungen mit Deutschlands größtem Rasenklassiker.

von PM
zuletzt bearbeitet: 13.06.2022, 15:17 Uhr

Tommy Haas macht immer noch gerne Station in HalleWestfalen
© TERRA WORTMANN OPEN/HalleWestfalen
Tommy Haas macht immer noch gerne Station in HalleWestfalen

Tommy Haas (44) hat in den letzten Jahren eine erstaunliche Erfahrung gemacht: „Ich dachte immer, dass ich mich genau an alles erinnern werde, was in meiner Karriere passiert ist“, sagt Haas. „Aber zuletzt verblasste doch vieles im Gedächtnis. Man wird halt älter.“ Allerdings gilt das nicht im Geringsten für einen Moment, der sich eingebrannt hat in seinem Kopf. Genau genommen nicht nur ein Moment, sondern ein ganzes Turnier – das ATP-Tour-500-Turnier in HalleWestfalen des Jahres 2012. Denn vor zehn Jahren war er, der unverwüstliche, von allen möglichen Verletzungen nicht klein zu kriegende Comeback-Künstler, auf einmal der sensationelle Titel-Held, der unglaubliche Triumphator. „Ich stand neben Roger Federer auf dem Bild der Finalisten – und ich hatte den Pokal“, sagt Haas. „Das war schon etwas ganz Besonderes, ein emotionales Highlight.“

Zumal er seinerzeit noch ein paar Wochen vor diesem großartigen Coup bei Challenger-Turnieren angetreten war und sich bei den French Open durch die Qualifikation zu schlagen hatte. „Es war ein Sieg für die Ewigkeit, wirklich. Einer dieser Augenblicke, die du absolut nicht vergisst“, sagt Haas, als er am ersten Wochenende der 29. TERRA WORTMANN OPEN im Restaurant des COURT HOTEL sitzt und die Gedanken über seine Karriere, seine Gastspiele in HalleWestfalen und die Gegenwart schweifen lässt. „Ich bin mit meiner Tenniszeit, mit meiner Laufbahn vollständig im reinen“, sagt Haas. „Natürlich hätte ich gerne noch mehr gewonnen, vielleicht auch einen Grand Slam. Aber ich habe mehr erreicht, als ich mir jemals zu träumen gewagt habe.“

Haas am Sonntag im Einsat

Haas war wieder einmal gerne der Einladung von Turnierchef Ralf Weber gefolgt, bei der „Champions Trophy“ unbeschwert ans Hand-Werk in der OWL ARENA zu gehen. Gemeinsam mit Younes El Aynaoui spielte Haas in dem unterhaltsamen Schaumatch am Sonntag gegen Andrei Medvedev und Mansour Bahrami. „Die Entwicklung des Turniers ist einfach fantastisch. Was hier in einer privaten Initiative auf die Beine gestellt wurde – absolut bemerkenswert“, sagt Haas, der inzwischen selbst die Seiten gewechselt hat und als Turnierverantwortlicher beim Masters in Indian Wells amtiert. 2017 übrigens erhielt er als erster Profi von Turnierdirektor Ralf Weber den Excellence Award überreicht.

Etwa zwei Monate im Jahr verbringt er in dem sonnigen Wüstenparadies vor Ort, ansonsten lebt er mit Frau Sarah und den Töchtern Valentina und Josephine in Los Angeles. „Genau wie an jedem anderen Schauplatz der Tour ist man immer bemüht, alles noch ein Stückchen besser und perfekter zu machen“, sagt Haas. „Halle hatte und hat diesen Riesenvorteil der ganz kurzen Wege. Alles ist in Laufweite, du hast keine komplizierten Anfahrten, steckst nicht im Stau, verlierst keine unnötige Zeit. Das mag jeder Spieler.“ Auch die großen Namen, die regelmäßig in Halle Station machten. Dass er nicht nur Federer, seinen Freund, im Finale 2012 schlug, sondern drei Jahre zuvor auch Novak Djokovic, veredelt die persönliche Halle-Bilanz so richtig: „Auf diesem Centre Court habe ich viel, viel Gutes erlebt.“

Nowitzki gratuliert

Haas ist allerdings auch ein unfreiwillig kompetenter Gesprächspartner, wenn es um ein Thema geht, das die Tennistour gerade massiv beschäftigt: Die vielen Verletzungen namhafter Akteure – und die Frage, wie es weitergeht für Patienten wie Roger Federer, Rafael Nadal oder auch Alexander Zverev. Haas ist selbst ein gebeutelter Mann gewesen, vielleicht der Spieler, der in seiner Zeit am meisten vom Pech verfolgt war. Oft war er mehr in Arztpraxen unterwegs als im Tenniscircuit der Profis. „Ich habe oft genug den inneren Schweinehund überwinden müssen und mich wieder zurückgekämpft“, sagt Haas, „aufgeben war einfach keine Option. Ich hatte den Willen, diese Comebacks auch durchzuziehen.“ Zverev, sagt Haas, sei noch jung, es werde ihm gelingen, wieder den Anschluss „ganz oben zu finden.“ Und Federer? „Man muss sehen, wie er sich fühlt, wenn er im Herbst wieder anfängt. Ich würde mir wünschen, ihn im nächsten Jahr in Indian Wells, Halle und Wimbledon zu sehen.“

Noch einmal zurück zu HalleWestfalen. Und dem Jahr 2012. „Es war eben auch ein wunderbares Erlebnis, weil die große Familie mit dabei war. Meine Eltern waren da. Mein Schwiegervater buchte einen Flug um, reiste an. Und meine ältere Tochter Valentina erlebte ihren Vater auf dem Tennisplatz, als Turniersieger sogar“, sagt Haas. „Die Zeit fliegt dahin. Aber dieser Sieg bleibt. Dieser verrückte Moment.“ Übrigens: Dirk Nowitzki, der Basketball-Gigant und Freund von Haas, schrieb nach dem Sieg im Juni 2012 auf Twitter: „Gratulation. Du bist mein Held.“

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von PM

Montag
13.06.2022, 16:24 Uhr
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