ATP: Medvedev eben doch (noch) nicht auf einem Level mit Djokovic
Daniil Medvedev hat in Miami die Chance verpasst, Novak Djokovic in der Weltrangliste wieder von der Spitz zu verstoßen. Die Ergebnisse der letzten Monate hätten dies auch nicht zwingend nahegelegt.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
01.04.2022, 15:16 Uhr

Na, gut, dann eben nicht. Daniil Medvedev hat sich gegen Hubert Hurkacz redlich bemüht, im ersten Satz des Viertelfinales am Donnerstag in Miami beinahe ein recht beeindruckendes Comeback gekrönt. Aber am Ende halt doch verloren. Nicht nur das Match gegen den Titelverteidiger von Miami. Sondern auch die Chance, am Montag Novak Djokovic wieder an der Spitze der ATP-Charts abzulösen. Und irgendwie ist das auch in Ordnung.
Zum einen, weil Medvedev seit seinem ersten Major-Triumph in New York im vergangenen Jahr zwar stabil gut, aber keineswegs herausragend gespielt hat. Der Coup in Flushing Meadows war der bislang letzte des 26-Jährigen auf der Tour, das Championat mit Russland im Davis Cup mal ausgenommen. Anfang des Jahres hätte Medvedev bei den Australian Open nachlegen können. Hat er aber nicht, obwohl Rafael Nadal im dritten Satz schon besiegt schien.
Djokovic gewinnt zwei seiner drei letzten Majors
Der wichtigere Grund, dass Novak Djokovic auch in den kommenden Tagen und vielleicht Wochen die Weltrangliste anführen wird, sind die Leistungen des Serben in den jüngsten zwölf Monaten. Zwei der drei letzten Grand-Slam-Turniere, bei denen er antreten durfte, hat Djokovic gewonnen, in New York City erreichte er das Finale. Dazu kommt der Sieg in Paris-Bercy. Durch die (zum Großteil selbst verschuldeten) Absenzen in Australien und später in Indian Wells und Miami sind Djokovic 4.000 potenzielle Punkte durch die Lappen gegangen. Selbst in einer veritablen Formkrise hätte man ihm die Hälfte davon zutrauen dürfen. Und dann würde es gar keine Diskussion geben, wer in der Tenniswelt ganz oben steht.
Medvedev, der nach der Niederlage von Djokovic in Dubai gegen Jiri Vesely den Thron kurz geerbt hatte, ist in den vergangenen Wochen den Beweis schuldig geblieben, dass er wirklich der neue Anführer im Männertennis sein kann. Alexander Zverev sowieso. Nicht vergessen: Zu Jahresbeginn hatte auch der Deutsche die Chance, in der Rangliste ganz nach oben zu gelangen.
Medvedev muss sich auf Sand beweisen
Auf Asche hat sich Daniil Medvedev in der Vergangenheit nur selten wohlgefühlt, was immerhin den Vorteil mit sich bringt, dass er ab Monte Carlo nicht allzu viele Punkte zu verteidigen hat. Djokovic dagegen bilanziert derzeit mit 600 aus dem Finale von Rom 2021, 500 für den Sieg in Madrid 2019 und 2.000 für seinen zweiten Triumph in Roland Garros im vergangenen Jahr. Eine ziemlich heftige Hypothek für einen normalen Spitzenspieler. Novak Djokovic aber hat sich in den vergangenen Jahren zumeist der Normalität enthoben. Und es würde niemanden überraschen, würde der 34-Jährige mit einer großen Siegesserie auf die Tour zurückkehren. Wie es sich für eine Nummer eins der Welt gehört.