Wer greift beim MercedesCup 2016 nach den Sternen?
Das Rasenturnier am Stuttgarter Weissenhof wartet mit einem Topfeld auf.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
02.06.2016, 14:23 Uhr

Werden die bisherigen Erfolge auf Rasen als Maßstab herangezogen, dann ist die Favoritenrolle bei der 38. Auflage des MercedesCup vom 4. bis 12. Juni 2016 auf dem Stuttgarter Weissenhof an den 17-fachen Grand-Slam-Turniersieger und siebenmaligen Wimbledon-Champion Roger Federer vergeben. Doch im "Windschatten" des Schweizer Superstars formiert sich starke Konkurrenz, die ebenfalls ein gewichtiges Wort bei der Titelvergabe mitreden möchte.
Die Riege der Herausforderer des aktuellen Weltranglisten-Dritten Federer wird vom Kroaten Marin Cilic angeführt, der sich im Vorjahr in einem dramatischen Halbfinale auf dem Weissenhof dem Serben Viktor Troicki im Tiebreak des dritten Satzes geschlagen geben musste. Nachdem der US-Open-Sieger 2014 zuletzt einige Turniere wegen einer Knieblessur verpasst hatte, kehrte Cilic Mitte Mai mit dem Einzug in das Endspiel von Genf in gewohnt starker Form wieder auf die ATP World Tour zurück.
Mit Dominic Thiem schlägt auch eine der heißesten Tennis-Zukunftsaktien beim diesjährigen MercedesCup auf. Der 22-jährige Österreicher hat bei den derzeit laufenden French Open in Paris erstmals das Viertelfinale bei einem Grand-Slam-Turnier erreicht. Er triumphierte zudem in der laufenden Saison in Buenos Aires, Acapulco sowie in Nizza und hält damit bereits bei sechs ATP-Titeln. Mit weiteren Topresultaten (Endspiel in München, Semifinale in Brisbane und Rio de Janeiro, Viertelfinale in Rom, Achtelfinale in Indian Wells, Miami und Monte Carlo) katapultierte sich der Rechtshänder im Jahresranking 2016 bis auf Platz sechs nach vorne. "Ich möchte mein Spiel auf Rasen verbessern, um auch dort an meine Erfolge auf anderen Belägen anknüpfen zu können. Ich habe bereits im Vorjahr beim MercedesCup gespielt und mich in Stuttgart sehr wohl gefühlt. Daher freue ich mich schon wieder sehr auf meine Auftritte auf dem Weissenhof", erklärt Thiem.
Der französische Routinier Gilles Simon wird ebenfalls zu beachten sein, erlebt der 31-Jährige doch gerade seinen x-ten Frühling. Im Achtelfinale der diesjährigen Australian Open in Melbourne verlangte Simon dem Serben Novak Djokovic alles ab und zog gegen den Weltranglisten-Ersten erst nach hartem Kampf in spannenden fünf Sätzen den Kürzeren. Mit dem Viertelfinale beim ATP-Masters-1000-Event in Miami bestätigte Simon seine aktuelle Hochform.
Die Setzliste der Top 8 komplettieren Feliciano Lopez, Viktor Troicki, Philipp Kohlschreiber und Lucas Pouille. Lopez hat in der Vergangenheit mehrmals bewiesen, dass sich spanische Tennisasse auch auf Gras sehr wohlfühlen. Das hat nicht nur Rafael Nadal im Vorjahr mit seinem Triumph beim MercedesCup gezeigt, sondern auch Lopez mit seinen Erfolgen beim Rasenturnier in Eastbourne 2013 und 2014.
Viktor Troicki überraschte 2015 auf dem Weissenhof mit seinem Durchmarsch ins Endspiel, in dem er Rafael Nadal alles abverlangte. Am Ende musste sich der Serbe knapp in zwei Sätzen beugen und blickte bei der Siegerehrung wehmütig auf das Gewinnerfahrzeug, das Nadal in Empfang nehmen durfte. "Mir bricht es fast das Herz, wenn ich dieses tolle Auto hier stehen sehe. Aber vielleicht bekomme ich zum Trost wenigstens ein Spielzeugauto", hatte Troicki aber seinen Humor rasch wieder gefunden. Zu Jahresbeginn 2016 klappte es für den 30-Jährigen in Sydney mit einem Turniererfolg, doch zum Leidwesen für Troicki gab es dort kein Auto für den Sieger.
Aber nicht nur innerhalb der Gesetzten, sondern auch außerhalb der Top 8 gibt es einige "Hochkaräter", die ebenfalls schon ein Auge auf das Siegerfahrzeug geworfen haben. Allen voran Grigor Dimitrov, der 2014 beim Grand-Slam-Turnier in Wimbledon erst im Halbfinale von Novak Djokovic gestoppt wurde. Eine seiner bisherigen vier ATP-Trophäen sicherte sich der 25 Jahre alte Bulgare 2014 auf Rasen im Londoner Queen's Club. Und auch Marcos Baghdatis aus Zypern hat 2007 mit dem Vorstoß in das Endspiel von Halle gezeigt, dass er auf Gras zu außergewöhnlichen Leistungen imstande ist.
Mit dem US-Amerikaner Taylor Fritz möchte neben Dominic Thiem ein weiteres "Juwel" der internationalen Tennisszene auf dem Weissenhof glänzen. Der Teenager erreichte im vergangenen Februar in Memphis bei seinem erst dritten ATP-Turnier bereits sein erstes Endspiel. Mit 18 Jahren und 109 Tagen war der "ATP- NextGen-Akteur" damals der jüngste Spieler seit dem Japaner Kei Nishikori 2008 in Delray Beach, der in einem ATP-Finale stand. Fritz ist derzeit der jüngste Spieler unter den Top 100 der Weltrangliste und wurde in dieser Woche in Paris auch zum "ITF Boys World Champion 2015" ausgezeichnet.
Turnierdirektor Edwin Weindorfer hat eine von drei Wildcards für das Hauptfeld an Juan Martin Del Potro vergeben. Der Argentinier hat eine besondere Beziehung zum Weissenhof, hat er doch den ersten seiner bisher 18 Turniersiege auf der ATP World Tour im Jahr 2008 auf roter Asche beim MercedesCup gefeiert.
Als größter Triumph steht für den 27-Jährigen der Erfolg bei den US Open 2009 in New York zu Buche, wo er im Endspiel Superstar Roger Federer bezwang. Für eines der aufregendsten und spektakulärsten Rasenmatches aller Zeiten sorgten Del Potro und Federer im Halbfinale der Olympischen Spiele 2012 in Wimbledon, das "King Roger" nach dramatischem Verlauf und 4:26 Stunden Spielzeit mit 3:6, 7:6 (7/5) und 19:17 gewann. Alleine der Entscheidungssatz dauerte 2:43 Stunden. Trotz dieser Niederlage holte Del Potro in London durch einen Erfolg im Match um Bronze gegen Novak Djokovic noch eine Medaille. Federer wurde im Endspiel von Andy Murray besiegt und eroberte Silber.