Novak Djokovic und das kleine Geheimnis seiner Vorhand

Was die Vorhand des Serben zu einer großen Stärke macht.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 07.04.2016, 06:49 Uhr

Wer gewinnt? Tippt jetzt!
ITF Österreich Herren
KEY BISCAYNE, FL - APRIL 03: Novak Djokovic of Serbia returns a shot to Kei Nishikori of Japan during the final on Day 14 of the Miami Open presented by Itau at Crandon Park Tennis Center on April 3, 2016 in Key Biscayne, Florida. (Photo by Matthew...

Mutter sagte früher an der Haustür, bevor man als Kind raus zum Spielen auf den Bolzplatz ging: „Sei vorsichtig und pass auf dich auf!“. Vorsicht. Ein simpler Tipp von Mutti. Es folgten keine großen Weisheiten. Keine komplizierten Ratschläge, über die man hätte grübeln müssen. Selbst als kleiner Nachwuchs-Rabauke nicht. Eine wichtige Sache immer im Hinterkopf zu haben, kann große Dinge bewirken. Es kann ein Ratschlag sein. Eine Idee. Ein einzelner Gedanke. Der klare Blick für eine wichtige Sache ist effektiver, als sich mit Tausend Ideen im Kopf zerstreut mehrere Ziele zu setzen.

Das Eine, auf dem vieles aufbaut

Schaut man sich die Vorhand vonNovak Djokovicin der Zeitlupe an, erkennt man, wie sehr er den Ball von unten „streichelt“. Der Schlägerkopf begrüßt den Ball von unten. Das Handgelenk hat eine große Verantwortung. Djokovic hat eine sehr gute Kontrolle für das Tempo beim Schlag selbst.

Djokovic kann aber nicht nur das Tempo seiner Vorhand hervorragend kontrollieren. Durch seine Technik bei diesem Schlag hat er ebenso volle Kontrolle über die Höhe des Schlages. Wie oft spielt Djokovic eine leichte Vorhand ins Netz? Sehr selten. Warum spielt Djokovic diese so selten ins Netz? Er arbeitet viel mit der Höhe des Schlages. Und er arbeitet damit äußerst clever. Durch seine Physis ist er problemlos in der Lage, lange Rallys zu gehen. Dafür kann Djokovic seine Position an der Grundlinie etwas weiter nach hinten verlagern - und so halbhoch mitsamt guter Länge agieren.

Weniger Fehler = Mehr Punkte

Logisch. Die Spielidee von Novak Djokovic gibt vor, weniger Fehler als der Gegner zu machen. Und somit mehr Punkte. Natürlich werden seine Gegner spektakuläre Winner schlagen, die das Publikum ärgern werden, diese nicht mit dem Smartphone gefilmt zu haben. Doch werden seine Gegner mehr Fehler begehen - als eben diese besagten Winner.

Novak Djokovic spielt abwartend. Ist er in einer neutralen Position im Ballwechsel - weder offensiv noch defensiv - spielt er die Vorhand meist, wenn sich der Ball im Fallen befindet. Somit hat Djokovic mehr Kontrolle über den Schlag. Er kann den Drall des gegnerischen Schlages besser annehmen. Der Schlägerkopf kann von unten an den Ball kommen, um mit Spin und sicherer Höhe über das Netz gespielt zu werden. Gleiches geschieht, wenn Djokovic in eine offensivere Position im Ballwechsel gelangt. Auch dann schlägt er den Ball von unten nach oben. Auch dann agiert er mit Spin. Der einzige Unterschied: Djokovic nimmt den Ball in der Offensive im Steigen. Das Risiko verändert sich nicht. Auch wenn der Serbe die Tür zur Offensive durchschreitet.

Wenn das Netz überflüssig wird

Es ist nicht das Tempo im Schlag. Auch nicht die Effektivität. Es ist die Konstanz. In der Höhe der Vorhand liegt eine der größten Stärken im Spiel von Novak Djokovic. Das Netz wird, sobald der Ball im Spiel ist, fast überflüssig. Im Zusammenspiel mit seiner einzigartigen Physis ist allein diese Kombination eine Stärke, die kaum ein Gegner aus dem Spiel nehmen kann. Die körperliche Konstitution bringt Djokovic bei so gut wie jeder Vorhand eine optimale Position zum Schlag. Ein alter, weiser Rat, den vermutlich wir alle schon einmal in unserer Kindheit von unserer Mutter gehört haben, lüftet das kleine Geheimnis der Vorhand von Novak Djokovic.

Eine Analyse von Marco Kühn (tennis-insider.de).

von tennisnet.com

Donnerstag
07.04.2016, 06:49 Uhr