Wohin verschlägt es Jan-Lennard Struff?

Der Warsteiner Jan-Lennard Struff hat das Zeug dazu, 2016 wieder in die Top 50 zurückzufinden.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 01.01.2016, 11:03 Uhr

ATP - Jan-Lennard Struff

Montag. 6:13 Uhr. Der Wecker klingelt. Man hat sich fest vorgenommen, vor der Arbeit joggen zu gehen. Das Fieseste am Tag direkt zuerst erledigen - das ist der Plan. Voller Motivation springt man auf, zieht sich die Sportsachen an und geht, ohne einen Blick in den Spiegel zu werfen, raus und läuft. Donnerstag. 6:13 Uhr. Der Wecker klingelt. Man hat sich fest vorgenommen, vor der Arbeit joggen zu gehen. Den positiven Kreislauf des neuen Rituals am Leben erhalten - das ist der Plan. Doch die Bettdecke samt Kopfkissen umarmt einen so zärtlich, warm und liebevoll, dass es unmöglich ist, sich hinaus in die Kälte des Morgens zu begeben. Man dreht sich um, akzeptiert die Niederlage und hofft, dass der nächste Kampf wieder gewonnen wird. Nicht immer läuft alles wie gewünscht. Es geht hin und her. Man wird nicht immer für seinen Einsatz belohnt. Mit Niederlagen umgehen und daraus lernen zu können, ist eine Kunst, welche erst erlernt werden muss. Ein Hoch wechselt sich mit vielen Tiefs ab. Jan-Lennard Struff kennt diese festen Regeln im Profisport - er hat sie in den letzten beiden Jahren erlebt. Nachdem er sich bereits unter die Top 50 der Welt spielen konnte, fiel er auf Platz 148 zurück. Was ihn nicht davon abhielt, wieder anzugreifen und nach vorne zu schauen. Er hat sich zurück in den positiven Kreislauf gekämpft. Und hat die spielerischen Möglichkeiten, eine wunderbare Überraschung für das deutsche Tennis im Jahr 2016 zu werden.

Konstanz ist der Schlüssel

Seine beste Platzierung in der Weltrangliste, Platz 46, erreichte er im Oktober 2014. Es war ein langer Weg für den jungen Mann aus Warstein, auf welchem er teilweise hervorragende Matches zeigte. Bei den French Open 2014 spielte er gegen Gael Monfils in der zweiten Runde alles andere als eine Statistenrolle. Erst im dritten Satz ging ihm mit der Luft auch ein wenig die Hoffnung verloren. Bis zu diesem Satz war er einer der Hauptgründe, warum die Zuschauer ein hochklassiges Match sahen. Gegen Ende des Jahres 2014 drehte Struff nochmals auf. Er erreichte das Finale beim Challenger im polnischen Stettin, anschließend erreichte er das Halbfinale des ATP-Turniers von Metz. Im Oktober 2014 spielte er sich in das Viertelfinale von Wien, in welchem er sich Andy Murray mit 2:6 und 5:7 geschlagen geben musste.

Das Jahr 2015 war für Struff von vielen, teilweise sehr engen Niederlagen geprägt. In der Mitte des Jahres musste er sieben verlorene Partien in Serie hinnehmen - darunter eine bittere Fünfsatz-Niederlage in Wimbledon gegen den Australier Bernard Tomic . Erst beim Heimturnier in Braunschweig riss diese negative Serie. Doch folgte auf den Sieg in der ersten Runde gegen Radu Albot eine klare Niederlage gegen Thiemo de Bakker . Dass Struff kein Spieler ist, der die Hoffnung und das Vertrauen in sein komplettes Spiel verliert, zeigte er dann zum Ende des Jahres 2015. Als ihn eigentlich niemand mehr so wirklich auf der Rechnung hatte, sich die breite Medienlandschaft mehr und mehr auf Alexander Zverev stürzte, spielte Struff ein hervorragendes Finish der Saison 2015. 13 Siege in Folge. Zwei Titel auf Challenger-Ebene. Balsam für die Sportler-Seele.

Viele Punkte, die 2016 auf Struff warten

Die Konstanz wird für Struff 2016 entscheidend sein. Seine bisherige Geschichte auf der Profi-Tour ist eine rundum positive, eine, die ihm Mut machen sollte. Nach sieben Niederlagen in Folge schlug er mit 13 Siegen zurück. Nach dem Einzug in die Top 50 warfen ihn enge Niederlagen auf Rang 148 zurück. Ehe er wieder zurück kam und nun wieder an den Top 100 kratzt. Bis Mitte September hat Struff nun Zeit, Punkte zu sammeln, ehe er seine starken letzten Wochen aus dem Jahre 2015 bestätigen muss. Sein Spiel ist geradlinig, schnell und aggressiv. Als Basis dient sein starker Aufschlag, im Zusammenspiel mit einer extrem schnell gespielten Vorhand. Sein Spiel ist auf jedem Untergrund gefährlich. Bekommt er sein Spiel zusammen, kann er an einem guten Tag für viele Gegner, die vor ihm stehen, zu einem Problem werden. Struff hat dazu Bereiche in seinem Spiel, in welchen er sich noch sehr verbessern kann. Während seiner Niederlagen-Serie konnte man konstatieren, dass er viele seiner Breakchancen nicht nutzte. Sein Returnspiel kann sich noch weiter verbessern, Chancen können dadurch noch besser genutzt werden. Aufbauend auf seinem aggressiven Spielstil, hat er auch am Netz noch mehr Möglichkeiten, sein Spiel variantenreicher, überraschender und so flexibler zu gestalten.

Mit seinen 25 Jahren und den Erfahrungen, die er in den vergangenen Jahren sammeln konnte, ist Struff für die Saison 2016 gut gerüstet. Erwischt er einen guten Start ins Jahr 2016, wird dies seinem Spiel und ihm selbst Vertrauen geben. Mit einer großen Portion Selbstvertrauen, welche er für sein Spiel benötigt, könnte Struff zu Beginn des Jahres eine positive Grundlage für ein gutes und erfolgreiches Jahr 2016 schaffen. Mit seiner jetzt vorhandenen Erfahrung und seinem spielerischen Potenzial hat er alle Möglichkeiten, im Jahr 2016 eine positive Überraschung zu werden und seinen Weg erneut in die Top 50 der Welt zu finden.

Eine Analyse von Marco Kühn ( tennis-insider.de ).

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01.01.2016, 11:03 Uhr