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Aufstand der Underdogs – HTT-Stars unter Druck

Die 30. Ausgabe des HTT-Peugeot Sandplatz-Grand-Slams im UTC La Ville ist am Sonntag Nachmittag endg...

von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet: 07.06.2021, 15:18 Uhr

Die 30. Ausgabe des HTT-Peugeot Sandplatz-Grand-Slams im UTC La Ville ist am Sonntag Nachmittag endgültig zum Turnier der großen Außenseiter avanciert. Denn während sich mit den HTT French Open-Champions von 2015 Victor Stabrawa und jenem von 2017 Lukas Prüger zwei Titelfavoriten bereits im Achtelfinale verabschieden mussten, stehen mit Nordmazedoniens Jungstar Tarik Mustafik und Alexander Mühr erstmals seit den HTT French Open 2016 wieder zwei Spieler mit einem ITN-Rating über 4,0 unter den besten Acht eines HTT-Major-Turniers. Für die allergrößte Sensation des 117. Grand-Slam-Turniers der HTT Geschichte sorgte aber ein bislang völlig unbekannter Spieler mit dem klingenden Namen Severino Nowikovsky. Der 31jährige steht nach einem arbeitsintensiven Dreisatzerfolg über den 2fachen HTT French Open Sieger Victor Stabrawa als der Überraschungsmann schlechthin im Viertelfinale des Sandplatz-Klassikers am Altmannsdorfer Ast. Aus dem UTC La Ville berichtet für hobbytennistour.at C.L

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Severino Nowikovsky – die HTT French Open Sensation 2021 hat einen Namen

Ein traumhaftes HTT-Debüt nach Maß liefert derzeit der vielen Insidern der Hobby-Tennis-Szene gänzlich unbekannte Severino Nowikovsky ab. Der 31jährige kegelte am Samstag in der zweiten Runde den hochbegabten Jungstar Nico Ganser in zwei klaren Sätzen aus dem Bewerb, ehe er am gestrigen Sonntag im Achtelfinale gegen den zweifachen HTT-French-Open Gewinner Victor Stabrawa seine ganz großen Qualitäten präsentierte, und sich mit einem hart erkämpften 4:6, 6:4, 6:4 Erfolg für die Mühen und Anstrengungen einer über zweieinhalb Stunden dauernden Plackerei belohnte. Spannend wie seine bisherigen Auftritte ist auch der Karriere-Verlauf des in Wien geborenen, der bis 17 im Jugendtennis Fuß zu fassen versuchte, und 2008 den Weg zum Studium in die Schweiz fand. Auf eidgenössischem Boden reichte die Zeit Nowikovskys gerade einmal zu einer Tenniseinheit pro Monat, und auch nach seiner Rückkehr in die Alpenrepublik hatte Severino mit Tennis nichts am Hut. Fußball stand dann vier Jahre lang an erster Stelle seiner sportlichen Prioritätenliste, ehe er 2018 nach Berlin übersiedelte. Dort begann er sich 2019 wieder intensiver mit Tennis auseinanderzusetzen, um schließlich beim Berliner Tennisclub Grün-Weiß Nikolassee anzuheuern. Und der herrlich gelegene Club im Berliner Stadtteile Zehlendorf darf sich auf eine echte Verstärkung freuen. Auf einen Spieler, der unfassbare körperliche Voraussetzungen mitbringt, und vorallem auf Sand von seiner exzellenten Beinarbeit und einer großartigen Fitness profitiert. Dazu kommt eine beeindruckende Schlagsicherheit, und mit der hebelte Nowikovsky am Sonntag Nachmittag am Centercourt Lance Lumsden auch den erfolgreichsten aller HTT Sandplatzwühler Victor Stabrawa aus. Nur beim “finishen” haperte es, als “Severino” bei 5:2 Führung Matchbälle zu Hauf liegen ließ. “Ich fühle mich auf dem Platz noch nicht ganz sicher, und bin daher in meinen Partien oft noch sehr nervös. Ich spiele sicher noch unter meinem Niveau, aber ich sammle gerade Matchpraxis, und da hilft mir jedes einzelne Match auch hier bei den HTT French Open natürlich weiter”, so der 31jährige, dessen Erfolgslauf im Viertelfinale gegen Prüger-Bezwinger Sebastian Wojta noch weiter gehen soll. Zumindest wenn es nach dem 31jährigen geht. “Ich will schauen wie weit es gehen kann. Ich gehe immer auf den Platz um zu gewinnen”, so der HTT-Newcomer.

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Tarik Mustafik sorgt für erstes nordmazedonisches HTT Grand Slam Viertelfinale

Nowikovsky ist freilich nur die Speerspitze der unerwartet ins Spitzenfeld der HTT French Open vorgestoßenen Riege an Underdogs. Da wäre beispielsweise noch Tarik Mustafik, ein 19jähriger mit der Erfahrung von bereits 73 HTT Turnierstarts, der am Sonntag mit einer phantastischen Vorstellung im achtelfinalen Duell der Jungstars gegen Clemens Cserni aus der Steiermark für den ersten nordmazedonischen Viertelfinaleinzug der HTT-Geschichte sorgte. Und das in ganz imposantem Stil, wie auch sein Bezwinger nach der Partie betonte. “Ich habe gar nicht so schlecht gespielt, aber ich hatte nicht den Hauch einer Chance”. Der an Nr. 9 gesetzte Ranglisten-Fünfunddreißigste hat neben seiner spielerischen Galavorstellung am Sonntag aber auch kämpferische Fortschritte in letzter Zeit gemacht. Gegen Lorenz Prokes in Runde 2 waren diese gefragt, und haben erst den Mega-Auftritt im Achtelfinale möglich gemacht. Als Belohnung gibt es nun ein Duell mit dem Ranglisten-Ersten und HTT French Open Sieger von 2016 Damian Roman aus Rumänien.

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Damian Roman wehrt mit seinem 250. HTT Karriere-Einzelsieg den Angriff von Jungstar Elias Sumann ab

Der HTT-Branchen-Primus verhinderte am Sonntag Nachmittag am Centercourt Lance Lumsden einen weiteren und durchaus im Bereich des Möglichen liegenden Außenseiter-Sieg. Im Duell der Generationen behielt Damian Roman gegen den 15jährigen Elias Sumann mit 7:5, 6:2 die Oberhand, und fixierte mit dem 250. Einzelsieg seiner HTT-Karriere zum fünften Mal nach 2014, 2016, 2019 und 2020 den Einzug ins Viertelfinale der HTT-French-Open. Ehe der 39jährige die jugendliche Nr. 16 des Turniers aber in die Knie gezwungen hatte, musste er schon all seine Routine und Cleverness in die Waagschale werfen. Denn der aufstrebende und über weite Phasen gefällig spielende Sumann zeigte wenig Respekt vor dem großen Namen, und hätte mit mehr Courage und Glück dem Match in mehreren Situationen durchaus eine Wende geben können. Beispielsweise als der frech aufspielende Jungstar im ersten Satz mit Break gegen den 3fachen HTT US Open Sieger in Front lag, dieses aber mit ausgelassenen Spielbällen zum 4:2 nicht bestätigen konnte. Oder als er gegen Ende des ersten Satzes mit eigenem Aufschlag mehrmals die Möglichkeit ausließ, das Tiebreak zu erreichen. So setzte Damian Roman mit den “richtigen Bällen” zum “richtigen Zeitpunkt” die entscheidenden Nadelstiche, die vorallem mental beim Gegenüber vom WAC Spuren hinterließen. Am Ende feierte Roman beim 80. Turnierstart und beim 20. Grand-Slam-Antreten seinen wie schon erwähnt 250. Karriere-Einzelsieg.

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Sebastian Wojta fügt Lukas Prüger ein schmerzliches Achtelfinal-Debakel zu

Während sich also die Nummer 1 den Angriffen der Underdogs bislang mit Erfolg erwehren konnte, ging das Saisondebüt eines anderen ganz großen HTT-Spielers am Sonntag Abend kräftigst nach hinten los. Lukas Prüger, HTT Australian Open Sieger 2020, HTT French Open Champion 2017, 3facher HTT Erste Bank Open Gewinner, 2facher HTT Tour Finals Triumphator, ehemalige Nummer 1, die Liste ließe sich noch beliebig fortsetzen. Und jener Ausnahmekönner erwischte am Sonntag einen rabenschwarzen Tag, der gepaart mit einer exzellenten Vorstellung seines Gegners Sebastian Wojta in einem 2:6, 1:6 Debakel endete. Damit wurden beim 23jährigen auch Erinnerungen an das Vorjahr wach, als Prüger im Viertelfinale der HTT French Open sang- und klanglos gegen Simon Linha mit 0:6, 2:6 untergegangen war. “Ich kann mich nicht erinnern, jemals so schlecht gespielt zu haben. Jetzt habe ich für einige Zeit wieder genug vom Tennis”, so der Ranglisten-Vierte vom Schwechater TC. Auf der anderen Seite jubelte derweil Sebastian Wojta über sein äußerst gelungenes Grand-Slam-Debüt auf der HTT, und nach dem Semifinaleinzug beim Peugeot Mai Masters Series 1000 Turnier vor einer Woche über das zweite Topresultat in Folge. Wojta hat sein Spiel weiter verbessert, mit stetig eisernem Training und höchst seriöser Einstellung auch mental entscheidende Fortschritte gemacht. Und er schafft es von Woche zu Woche besser, seine Trainingsleistungen jetzt auch endlich in Turniermatches abzurufen. Und mit dieser Performance wächst nicht nur das eigene Selbstvertrauen, sondern auch der Respekt der Konkurrenz. Wojta ist eben kein Spieler mehr, über den sich ein Lukas Prüger irgendwie mit einer Durchschnittsleistung “drüber” retten kann. Wojta ist in den vergangenen beiden Wochen zum ernsten und höchst aussichtsreichen Kandidaten auf den ganz großen Wurf heran gewachsen.

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Jaros und Pimishofer kämpfen um Semifinalticket bei den HTT French Open 2021

Was tat sich sonst noch beim ersten HTT Grand-Slam der neuerlich corona-verseuchten Tennissaison 2021? Dominik Jaros steht zum ersten Mal im vierten Versuch im Viertelfinale der HTT French Open. Der 30jährige Neuzugang vom CTP Pötzleinsdorf wurde bislang seiner Setzung als Nr. 4 der HTT French Open vollauf gerecht, und gab auf dem Weg unter die letzten Acht in drei Matches gerade einmal sechs Games ab. Seit vergangenem Dienstag steht Jaros zum ersten Mal in seiner HTT-Karriere unter den Top Ten der HTT Computer-Rangliste, und der zwischenzeitlich neunte Zwischenrang könnte schon in der nächsten Ausgabe der HTT Entry-List weiter verbessert sein. Am Montag Abend kämpft Jaros nämlich gegen den spielstarken Niederösterreicher Florian Pimishofer um sein allererstes HTT Grand Slam Semifinale. Pimishofer hatte im Achtelfinale Mathias Wagner mit 7:6, 6:2 das Nachsehen erteilt, und dem 30jährien beim 25. HTT-Grand-Slam-Turnier seiner Laufbahn den Weg in sein drittes HTT French Open Viertelfinale nach 2013 und 2014 verbaut.

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von Claus Lippert

Montag
07.06.2021, 14:43 Uhr
zuletzt bearbeitet: 07.06.2021, 15:18 Uhr