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Australian Open 2021: "Spieler und Coaches sind privilegiert, diese Chance zu bekommen"

Wie sieht der Tagesablauf von Spielern und Betreuern in Melbourne aus, die von positiven Coronatests im Flugzeug verschont geblieben sind und fünf Stunden am Tag trainieren dürfen? Tour-Coach Sascha Nensel mit einem Lagebericht.

von Sascha Nensel aus Melbourne
zuletzt bearbeitet: 25.01.2021, 17:43 Uhr

© Sascha Nensel
Nensel-Schützling Sumit Nagal beim Training

Aktuell bin ich in Melbourne mit unserem Spieler Sumit Nagal und wir befinden uns in der 14-tägigen Quarantäne vor den Turnieren in Melbourne. Wir hatten Glück: Auf unserem Flug von Dubai nach Melbourne gab's keine positiven Coronatests, wir dürfen für fünf Stunden täglich unsere Zimmer verlassen und trainieren.

Der Tagesablauf: eine Fitnesseinheit von 90 Minuten, eine Tenniseinheit von 120 Minuten und eine Verpflegungsstation von 60 Minuten. 30 Minuten werden für den Transport vom Hotel zur Anlage und zurück angerechnet. Die Trainingszeiten für den nächsten Tag kann man abends online abrufen. Dort wird uns auch mitgeteilt, ob wir erst ins Gym gehen oder auf den Tennisplatz. Der Tennisplatz und das Gym sind für jede Trainingsgruppe vorab nach festen Zeitplan reserviert. Wir trainieren im nationalen Tenniscenter, direkt neben der Hauptanlage - mal outdoor, mal indoor, wir haben auf die Einteilung keinen Einfluss.

In einer Tiefgarage wurden provisorische Gymbereiche errichtet, die man mit festem Trainingspartner und Coach benutzen kann. Dort arbeiten wir die Programme der Fitnesstrainer durch, auf dem Trainingsplatz sprechen wir die Inhalte der 120 Minuten mit dem Trainingspartner und dessen Coach ab. Beim abschließenden Essen, das in offenen Zelten auf der Anlage serviert wird, genießen wir noch die letzten Minuten des Fünf-Stunden-Tages, bevor es wieder aufs Zimmer geht.

© Sascha Nensel
Bestes australisches Wetter - trotzdem geht's manchmal auch in die Halle.

"Außergewöhnliche Maßnahmen"

Wir werden täglich auf unseren Hotelzimmer getestet, das Essen wird uns jeden Tag vor die Zimmertür gestellt. Alles in allem muss man die Organisatoren für ihre Leistung beglückwünschen, so etwas auf die Beine gestellt zu haben. In diesen Zeiten bedarf es außergewöhnlichen Maßnahmen, ein solches Event zu realisieren. Uns ist klar: Alle Spieler und Coaches sind privilegiert, die Chance zu bekommen, einen derartig einzigartigen Weg zum ersten Grand Slam des Jahres überhaupt bestreiten zu dürfen.

Viele Gedanken gehen natürlich auch an die Spielerinnen und Spieler, samt ihrer Betreuer, die nicht die Chance haben, in den ersten 14 Tagen ihre Zimmer zu verlassen. Ich hoffe, alle werden diese Zeit gut überstehen und spätestens bei den Australian Open das Glück wieder auf ihrer Seite finden.

Wir sind bereits bei Tag 10 und freuen uns, bald wieder frei durch diese wunderschöne Stadt gehen zu können - das ist ja in Melbourne nach 14 Tagen Quarantäne ohne positiven Coronatest erlaubt. Die Anspannung und Hoffnung auf eine sportlich erfolgreiche Zeit wird, so denke ich, bei allen Teilnehmern langsam größer.

Sascha Nensel ist Mitinhaber und sportlicher Leiter der Nenselakademie in Peine. Auf der Tour hat er unter anderem lange Zeit mit Nicolas Kiefer und Julia Görges zusammengearbeitet.

von Sascha Nensel aus Melbourne

Montag
25.01.2021, 16:05 Uhr
zuletzt bearbeitet: 25.01.2021, 17:43 Uhr