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Australian Open: Aus von Maria Sharapova - „Ich weiß nicht, ob ich nächstes Jahr hier sein werde“

Die Frage war nicht ganz neu für Maria Sharapova. Aber die Antwort auf die Frage, wie es mit ihrer Karriere weitergehe, klang an diesem 21. Januar 2020 so dezent und verhalten wie noch nie.

von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet: 21.01.2020, 11:11 Uhr

Maria Sharapova
Maria Sharapova

„Ich kann nicht in eine Kristallkugel schauen“, sagte die 32-jährige Russin, „ich weiß nicht, ob ich im nächsten Jahr wieder hier sein werde.“ Hier, das war Melbourne. Der Ort der vorerst letzten Enttäuschung und Ernüchterung für Sharapova. Am zweiten Wettkampftag, nach einem 3:6, 4:6-Auftaktscheitern gegen die Kroatin Donna Vekic, war auch schon alles vorbei für die ehemalige Weltranglisten-Erste, die mit der Gnade einer Wildcard ins Hauptfeld gelangt war. Ein tiefer Sturz ist nun für eine der bekanntesten, zuletzt aber auch umstrittensten Spielerinnen der Tour programmiert: Am Montag nach dem Grand Slam-Spektakel wird sich Sharapova jenseits der Top 350 der Bestenwertung wiederfinden, sie verliert nach dem Turnier die Achtelfinalpunkte des Vorjahres. „Ich habe alles gegeben, um gut vorbereitet zu sein. Aber das heißt nicht, dass es auch reicht“, sagte Sharapova frustriert.

Fast 16 Jahre nach dem Siegesmärchen auf dem heiligen Wimbledon-Rasen zeichnet sich nun das Ende einer Laufbahn ab, auf die sich seit dem Doping-Geständnis (Meldonium-Einnahme) zu Beginn 2016 ein düsterer Schatten gelegt hatte. Nach einer 15-monatigen Sperre erreichte Sharapova nie wieder frühere Klasse, die Konkurrentinnen aus der Weltspitze waren ihr größtenteils enteilt. Eine Viertelfinal-Teilnahme und zwei Achtelfinal-Vorstöße seit 2017 waren die besten Grand-Slam-Ergebnisse für die ehemals bestverdienende Sportlerin der Welt, in Reichweite eines Pokalgewinns auf ganz großer Bühne kam sie nie mehr. Zuletzt schied sie gleich drei Mal in der ersten Major-Runde aus, in Wimbledon, New York und nun in Melbourne. „Es macht keinen Spaß, über all die Schwierigkeiten zu sprechen. Das tue ich nicht gerne“, sagte Sharapova, „immerhin habe ich das Match zu Ende gespielt. Das war nicht selbstverständlich.“

Immer wieder die Schulter

Tatsächlich kämpft Sharapova seit zwei, drei Jahren mehr denn je auch gegen Verletzungen, oft mehr als gegen ihre Rivalinnen auf den weltweiten Centre Courts. 2019 bestritt sie gerade mal 15 Matches, mit einer durchwachsenen Bilanz von 8:7-Siegen. Früher seien 60, 70 Spiele der Normalfall gewesen, so Sharapova, „aber da war ich eine sehr junge Frau, eine Teenagerin.“ Immer wieder erlebte Sharapova Rückschläge wegen Schulterproblemen, auch Operationen brachten keine Besserung. „Ich habe zu oft Spiele aufgeben müssen, ganz gegen meine Natur, bis zum absoluten Ende kämpfen zu wollen“, sagt Sharapova.

Sharapova gehört zu den wenigen Spielerinnen, die das Kunststück schafften, alle vier Grand Slams wenigstens einmal gewonnen zu haben, die Australian Open, die French Open, Wimbledon und die US Open. Sie gewann insgesamt 36 Titel, stand auf dem Gipfel der Tenniswelt, sie schaffte auch bemerkenswerte Comebacks früher in ihrer Karriere. Aber nun wirkt es, als sei die Zeit über sie hinweggegangen, Schlagzeilen produzieren längst andere aus anderen Generationen. Spielerinnen wie Naomi Osaka, Bianca Andreescu, Cori Gauff. Die junge Amerikanerin, die in der ersten Melbourne-Runde gegen eine andere Veteranin gewann, gegen Venus Williams, ist noch nicht mal halb so alt wie Sharapova. Es könnte das Jahr größerer Umbrüche im Welttennis werden, mit den Fragezeichen um Roger Federer und Serena Williams, um ihre Karrieren. Sharapova absehbarer Abschied ohne irgendwelche Knalleffekte ist da allerdings nur noch eine kleinere Nachricht. Auch, weil sie den Moment eines sinnvolleren Abschieds verpasst zu haben scheint.

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von Jörg Allmeroth

Dienstag
21.01.2020, 11:35 Uhr
zuletzt bearbeitet: 21.01.2020, 11:11 Uhr

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