Belinda Bencic - "Ich habe extreme Wellentäler mitgemacht"

Belinda Bencic setzt beim WTA-Premier-Madatory-Turnier in Indian Wells das fort, was sie mit ihrem Sieg in Dubai begonnen hat: ihrer unaufhaltsamen Rückkehr in die Weltspitze.

von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet: 15.03.2019, 13:44 Uhr

Belinda Bencic ist zurück in der Weltspitze
Belinda Bencic ist zurück in der Weltspitze

An die Gesetze des professionellen Tennisgeschäfts hat sich Belinda Bencic längst gewöhnt. Sie ist zwar gerade erst 22 Jahre alt geworden, aber sie ist schon eine erfahrene Wanderarbeiterin und eine ebenso hellsichtige Beobachterin ihrer eigenen Berufswelt. „Du darfst dich nicht blenden lassen von Erfolgen und Niederlagen“, sagt Bencic, die gerade wieder so richtig ins globale Scheinwerferlicht gerückt ist. 

Sie weiß, wovon sie redet: Früh in ihrer Karriere hat sie schon alle möglichen Höhen und Tiefen erlebt, eine wahre Achterbahnfahrt ist es gewesen. Sie war schon die nächste „Miss Swiss“, die kongeniale Nachfolgerin von Martina Hingis. Sie rauschte als Wunderkind in die Top Ten vor, noch im Teenagerinnenalter. Und dann folgten, für manche unvermittelt, für manche zwangsläufig, die ersten Krisen. Ein vorübergehend schwieriger Abnabelungsprozess von Trainervater Ivan, sportliche Rückschläge, Verletzungspech, der Absturz in den Mittelbau der Tennistour. „Diese Erfahrungen waren wirklich hart, aber auch lehrreich“, sagt Bencic, „ich habe extreme Wellentäler mitgemacht.“ 

Bencic möchte keine Sekunde missen

Tatsächlich war schon sehr viel drin in diesem jungen Tennisleben, alles zwischen Euphorie und Ernüchterung, zwischen Glanz und Frust – aber missen möchte Bencic dennoch „keine einzige Sekunde“, irgendwie nach dem Motto: Was einen nicht umwirft, macht einen nur stärker. Den Hype, der nach einer aktuellen Siegesserie von zwölf gewonnenen Matches in Dubai – dort bis zum Pokalgewinn – und nun auch in Indian Wells ausgebrochen ist, nimmt Bencic mit einer gewissen Abgeklärtheit und Distanz: „Ich bleibe ruhig, weil ich weiß, wie sich die andere Seite anfühlt. Wenn du wegen zwei, drei bitteren Niederlagen abgeschrieben wirst.“

Der Circuit der Tennisnomaden braucht ständig neue Geschichten und Gesichter, er braucht Dramen in jeder Richtung. Die Japanerin Naomi Osaka war zuletzt die große Story, sie gewann zwei Grand Slams hintereinander, entließ ihren Trainer, kassierte dann bittere Niederlagen. Nun ist Bencic die Frau der Stunde, sie ist unbeirrt auf dem Weg nach oben, in Indian Wells schlug sie auch die Noch-Nummer eins-Spielerin Osaka souverän. Bencic erklärt sich die Erfolge auch mit der eigenen Unbekümmertheit, sie habe das Gefühl, „frei drauflos spielen zu können“, auch und gerade gegen die prominenten Rivalinnen.

Fitnesstrainer ist auch Lebensgefährte

Vier Top-Ten-Akteurinnen besiegte sie hintereinander in Dubai, jetzt in der kalifornischen Wüste schon wieder zwei aus dem Elitezirkel, Osaka und die Tschechin Karolina Pliskova. In der Nacht zum Samstag tritt sie im Halbfinale gegen die Wimbledonsiegerin Angelique Kerber aus Deutschland an, gegen die sie letztes Jahr im All England Club zum ersten und bisher einzigen Male in einem offiziellen Match verloren hatte.

Bencics neue Erfolge, ihre schon feststehende Rückkehr unter die Top 20, werden auch auf eine Harmonie im sportlichen wie privaten Umfeld zurückgeführt. Wobei sich die Dinge hier vermischen. Denn Bencics hochgelobter Fitnesstrainer Martin Hromkovic ist zugleich ihr Lebensgefährte, der 36-jährige Slowake gab im letzten Jahr auch seine Fußball-Karriere auf. Engste sportliche Bezugsperson im Team Bencic ist inzwischen wieder wie selbstverständlich Daddy Ivan, der Tochter Belinda mit Rat und Tat zur Seite steht. „Ich genieße im Moment jede Minute auf dem Platz“, sagt Bencic, „aber ich setze mir trotzdem keine Riesenziele. Ich bleibe vorsichtig mit meinen Ansprüchen.“

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von Jörg Allmeroth

Freitag
15.03.2019, 15:24 Uhr
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