Courts am Wasserpark sorgen für Kontroverse
Es war nur ein kurzer Regenschauer, der am Freitag Abend den Eröffnungsspieltag bei der 28. Auflage ...
von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet:
02.07.2023, 12:18 Uhr
Es war nur ein kurzer Regenschauer, der am Freitag Abend den Eröffnungsspieltag bei der 28. Auflage des Juni Masters Series 1000 Turniers unterbrach. Allerdings einer mit gravierenden Folgen für den nachfolgenden Spieltag. Denn das Nass von Oben machte aus den mega-flotten Plätzen am Wasserpark mit einem Schlag ultraschnelle Rasencourts, die am zweiten Turniertag für eine kontroverse Diskussion unter den Teilnehmern sorgte, und durch die Bank alle Spieler vor Probleme stellte. Sportlich bekam man an einem bewölkten, schwül-warmen aber trockenen Samstag in Wien-Floridsdorf “Hochklassiges” geboten. Vom Super-Samstag, der unter dem Motto “Auftritt der Rasenlegenden” stand, berichtet für hobbytennistour.at C.L
Kontroverse Debatte über die Rasen-Courts am Wasserpark
Das ganz große und beherrschende Thema rund um den Auftakt der HTT Rasensaison am Wiener Wasserpark war – wie nicht anders zu erwarten – die Thematik rund um die ultraschnellen Courts des TC Vienna, die in der Bundeshauptstadt als die “speziellsten Plätze Wiens” bekannt sind. Für die einen – vorallem für die Verlierer – waren die Rasencourts schlichtweg unspielbar. Für die meisten Akteure beim vierten Saison-Masters der HTT und beim gleichzeitig stattfindenden TC Vienna Future waren die Bedingungen “ungewohnt und anders”, während die Experten auf dem rutschigen Grün, erstmals seit 2019 wieder ihren Spaß an den “besonderen Verhältnissen” hatten. Nach der nächtlichen naturbedingten Bewässerung waren die ohnehin schon abartig flotten Plätze, am gestrigen Samstag durch die entstandene Feuchtigkeit derart rasant, dass bei weniger begabten Zeitgenossen, gar kein Tennisspiel mehr zu Stande kam. Ein extrem flacher Ballabsprung tat das Übrige dazu bei, wodurch viele Spieler – vorallem jene, die wenig Esprit für Rasentennis entwickelten – sich ganz schlecht auf dem Platz fühlten. “Das hat mit Tennis und Technik überhaupt nichts zu tun”, polterte Chefkritiker Oliver Fischer, der mit wenig Gefühl und der fehlenden Idee für Tennis auf Kunstrasen, in ein böses Quali-Debakel gegen HTT Neuling Mario Andres schlitterte.
Bernhard Scheidl mit Plädoyer für Kunstrasen-Tennis und seiner Meinung, wo HTT Wimbledon in Zukunft ausschließlich stattfinden sollte
Wie es gehen kann, wie man selbst auf feuchten Kunstrasenplätzen attraktives und erfolgreiches Tennis spielen kann, demonstrierten die am Samstag zum Wasserpark angereisten HTT Superstars, die die Expertise von sieben HTT Wimbledontiteln, und insgesamt elf Rasen-Turniersiegen mitbrachten, und die die zu Beginn recht harsche Kritik rasch zu einer Diskussion auf sachlicher Ebene machten. Mit einem guten Aufschlag, einem noch besseren Volley und vorallem mit einem tief und lang gehaltenen Rückhand-Slice war man als Protagonist auf den Wasserpark-Courts wie erwartet klar im Vorteil. Noch weiter ging sogar der HTT-Serve & Volley-Experte Bernhard Scheidl, der den Kritikern mit einem Plädoyer für Kunstrasentennis entgegen trat, und sogar noch einen mutigen Schritt weiter ging. “Für mich steht ganz klar außer Frage. HTT Wimbledon kann eigentlich nur hier am Wasserpark stattfinden. Diese Plätze sind die einzigen in ganz Wien, die auch nur annähernd was mit echtem Rasentennis zu tun haben. Die Courts bei WAT Landstraße, dem traditionellen HTT-Wimbledon-Austragungsort der letzten Jahre, sind dafür viel zu langsam. Sogar der 8er-Platz auf Teppich im La Ville ist da schneller. Da gibt es keine zwei Meinungen”, so der bislang letzte HTT-Wimbledon-Sieger vom Wasserpark, der im Jahr 2018 ein legendäres Endspiel auf dem damals feuchten Centercourt gegen Philipp Jahn für sich entschied.
Favoriten souverän und O Brien mit 3:14 Stunden Marathon
Sportlich hatten die HTT Rasen-Spezialisten Damian Roman, Vladimir Vukicevic und Bernhard Scheidl am gestrigen Samstag natürlich nichts zu befürchten. Der Ranglisten-Erste Damian Roman, der nach diesem Turnier-Wochenende den 19 Jahre alten Uralt-Rekord an HTT Masters Series Turniersiegen von Claus Lippert mit seinem zwölften 1000er-Karriere-Titel einstellen möchte, kam gegen den ambitioniert spielenden und sich auf Rasen gar nicht ungeschickt anstellenden Qualifikanten Mario Andres mit 6:1, 6:2, zu seinem 30. Saison-Einzelsieg 2023, mit dem sich der Titelverteidiger aus Rumänien den Viertelfinalschlager gegen Bernhard Scheidl erspielte. Bevor es am Sonntag Vormittag zum Duell der HTT-Wimbledon-Champions kommt, spielte sich Scheidl mit einem locker errungenen 6:2, 6:2 Erfolg über den Qualifikanten Daniel Novakovic auf den Wasserpark-Courts ein. Und auch der Rekordsieger des Juni Masters Series 1000 Turniers, der serbische HTT Superstar und 3fache HTT Wimbledon-Gewinner Vladimir Vukicevic, hatte zum Auftakt der Rasensaison 2023 wie erwartet keine Probleme. Der 41jährige fertigte mit Marcel Frank einen weiteren tapfer kämpfenden Qualifikanten mit 6:1, 6:3 ab, und trifft nun bei seiner HTT-Wimbledon-Vorbereitung im Viertelfinale auf Benjamin O Brien, der am Samstag nicht weniger als 3:14 Stunden an Spielzeit benötigte, um den auf Rasen mit einer überzeugenden Leistung debütierenden Deutschen John Dahler mit 6:4, 6:7, 7:6 in die Schranken zu weisen.
Nichts wird es mit einem Heimsieg der TC Vienna Future-Stars
Ein kurzer Seitenblick sei uns auch noch auf das gleichzeitig am Wasserpark stattfindende TC Vienna Future gestattet, wo sich am Samstag Abend die Hoffnungen auf einen Heimsieg in Luft auflösten. Mit Russlands Mikhael Timofeev hatte sich knapp vor 19:30 das letzte der heimischen HTT Future-Asse aus dem 79. HTT Saisonturnier verabschiedet, und das doch recht deutlich nach einer 1:6, 2:6 Niederlage gegen den erst 15jährigen Moritz Pichler. Zuvor dämpfte bereits Daniel Wukitsevits die Titelambitionen der Heimischen, und das mit einer komplett unnötigen Niederlage. Der 35jährige hatte mit HTT Urgestein Marcel Pliemitscher zwar einen harten, an diesem Tag aber nicht unschlagbaren Gegner vor der Brust. Im Match-Tiebreak musste die Entscheidung fallen, nachdem Pliemitscher seiner Favoritenrolle im ersten Satz mit 6:3 gerecht geworden war, und Lokal-Hero Wukitsevits im zweiten Durchgang mit diszipliniertem und adäquatem Rasentennis für den nicht unverdienten Satzausgleich gesorgt hatte. Im Match-Tiebreak aber versagte die TC Vienna-Hoffnung auf allen Linien. Ängstlich, zögerlich, auf die gezeigten Tugenden des zweiten Satzes total vergessend, schlitterte der 35jährige vom Gastgeber-Verein ins Aus. Das Pliemitscher ab Ende des zweiten Satzes nach einem Aurutscher, verletzt und mehr schlecht als recht über den Court humpelte, davon wollen wir hier gar nicht reden.