Ärger um die Asche – Bodenbelag in Berlin sorgt für Unmut

Die DTB-Spitzenspieler Philipp Kohlschreiber und Alexander Zverev haben offenbar wenig Lust, den Weltgruppenverbleib auf Sand zu sichern.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 03.08.2016, 16:19 Uhr

HANOVER, GERMANY - MARCH 06: Alexander Zverev of Germany appears frustrated in his match against Lukas Rosol of Czech Republic during Day 3 of the Davis Cup World Group first round between Germany and Czech Republic on March 6, 2016 in Hanover, Germ...

„Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“ – Dieser bekannte Schlachtgesang der Fußballfans passt in diesem Jahr auch zum Relegationsmatch im Davis Cup.Vom 16. bis 18. September wird das DTB-Team in der Hauptstadt gegen Polen um den Verbleib in der Weltgruppe kämpfen. Die letzte Partie einer deutschen Davis-Cup-Mannschaft in Berlin fand 1991 in der ehemaligen Deutschlandhalle statt. Nun wird auf der Anlage des LTTC Rot-Weiß gespielt, dessen Herzstück das „Steffi-Graf-Stadion“ ist. Traditioneller Untergrund an der Hundekehle: Sand. Die German Open, früher eines der größten Damenturniere, wurden bis 2008 ebenfalls auf dem roten Geläuf ausgetragen.

Gerücht um Belagwechsel drückt die Stimmung

Eben jener Bodenbelag sorgte jetzt aber für Missstimmung. Die allgemeine Vorfreude auf die Rückkehr in die Metropole wurde durch ein Gerücht polnischer Journalisten empfindlich gestört, wie das „tennis MAGAZIN“ berichtet. Am Rande der Pressekonferenz im noblen Rot-Weiß-Club hieß es am Montag: Die beiden deutschen Topspieler, Philipp Kohlschreiber und Alexander Zverev, wollen nach den US Open nicht auf Sand spielen, weshalb der DTB nach einem Kompromiss suche. Eventuell werde ein Hartplatz verlegt. Die Polen spekulierten sogar auf einen Wechsel in die Halle, was ihrem TopmannJerzy Janowiczentgegen käme. Ob der Spezialist für schnelle Beläge überhaupt antreten kann, ist allerdings noch gar nicht klar. Der Zwei-Meter-Mann verpasste verletzungsbedingt fast die komplette Saison und will sich in Rio erstmals wieder auf der großen Bühne präsentieren.

Dass der Faktor Janowicz am ehesten auf Sand entschärft werden könnte, erscheint logisch. Der DTB hatte aber offenbar auch finanzielle Hintergedanken bei der Standortwahl, wie das „tennis Magazin“ aufschlüsselt. Knapp 100.000 Euro hätte das Verlegen der alternativen Hartplätze gekostet. Die ITF schreibt für den Davis Cup drei gleichbeschaffene Plätze vor, was den Kostenrahmen gesprengt hätte. Diese Entscheidung trifft in Spielerkreisen nicht unbedingt auf Zustimmung. „Der Wechsel von Hartplatz auf Sand in dieser Phase der Saison ist für keinen Spieler angenehm“, merkte Stephan Feske an. Der Trainer und Manager von Kohlschreiber zielt darauf ab, dass auf der Tour in dieser Phase ausschließlich auf Hartplätzen gespielt wird. Das mühsam aufpolierte Image seines Schützlings, soll durch das Thema Bodenbelag aber nicht wieder beschädigt werden. So schob der Manager gegenüber tennismagazin.de nach: „Philipp ist nicht glücklich über die Wahl des Bodenbelags, aber er wird sich selbstverständlich in den Dienst der Mannschaft stellen und alles dafür tun, den Abstieg zu verhindern.“

Kommunikator Kohlmann glättet die Wogen

Auch Zverev scheint den ungeliebten Wechsel auf Asche zähneknirschend zu akzeptieren. So sind zumindest die Aussagen vonMichael Kohlmannzu deuten. Der Kapitän habe vor und nach der Auslosung mit beiden mehrere Telefonate geführt. Die Gespräche seien sehr gut verlaufen. Allerdings hat Zverev nach seiner Olympia-Absage bisher noch keine hundertprozentige Zusage gegeben. Auf Instagram ließ der 19-Jährige verlauten, dass er erst einmal gesund werden wolle. Geplantes Nahziel: Start beim ATP-Masters-1000-Turnier in Cincinnati. Eine Woche nach dem Davis Cup in Berlin steht bereits das Hartplatz-Hallenturnier in St. Petersburg für Zverev auf dem Plan. Das Intermezzo auf Sand kommt also auch für den Weltranglisten-24. reichlich ungelegen. Was hängenbleibt, ist ein Stimmungsdämpfer, der so gar nicht zu den formulierten Euphoriebekundungen passen will. „Es ist ein besonderer Anreiz für uns, erstmals mit unserem Team in der Hauptstadt zu spielen“, frohlockte Teamchef Kohlmann. Seine sportlichen Zugpferde teilen diese Vorfreude offenbar nur eingeschränkt.

von tennisnet.com

Mittwoch
03.08.2016, 16:19 Uhr