Davis Cup Bilanz: Geht doch!
Das erste Davis-Cup-Wochenende des Jahres 2023 ist geschlagen. Zeit für eine kleine Bilanz mit dem Schwerpunkt auf der deutschen Begegnung in Trier gegen die Schweiz.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 05.02.2023, 20:20 Uhr

Heim- und Auswärtsspiele, so wie es früher war. Das haben sich die Spieler und Coaches unisono gewünscht, wenn die Sprache auf die Zukunft des Davis Cups gekommen ist. Nun: Genau das haben die Teilnehmer in Runde eins in den vergangenen Tagen ja auch bekommen. Und damit nicht genug: Die Verlierer der sogenannten „Qualifiers“ in der Weltgruppe dürfen im Herbst gleich noch einmal entweder zuhause oder aber in der Fremde gegen die hoffnungsvollen Aspiranten aus der Gruppe 1 antreten (etwa gegen die Dänen mit Holger Rune oder die Griechen mit Stefanos Tsitsipas).
Indes: Heimspiel ist nicht gleich Heimspiel. Während die US-Amerikaner in Tashkent gegen Usbekistan vor gefühlt acht Zuschauern souverän in die Zwischenrunde eingezogen sind, hat in Trier eine volle Halle für „echte“ Davis-Cup-Atmosphäre. In Rijeka, wo die Österreicher gegen Kroatien ausgeschieden sind, lag man wohl irgendwo dazwischen.
Aus der Begegnung zwischen Deutschland und der Schweiz, die mit einem 3:2-Sieg der Eidgenossen geendet hat, lassen sich jedenfalls ein paar Beobachtungen zusammenfassen:
- Davis Cup in Deutschland zieht. Da hilft es natürlich, dass mit Alexander Zverev und Stan Wawrinka zwei Spieler mit am Start waren, die bei Olympia schon jeweils eine Goldmedaille gewonnen haben, bei Majors reüssieren konnten (nicht vergessen: Zverev hat den Junioren-Wettbewerb in Australien gewonnen). Anzunehmen ist sogar: Selbst ohne die beiden Stars wäre die Arena Trier voll gewesen.
- Nach zwei intensiven Wochen Australian Open mutet der Einsatz von Linienpersonal beinahe anachronistisch an. Nichts gegen die Frauen und Männer, die ihr Bestes gegeben haben: Aber sollte es nicht gerade im Davis Cup, wo der Heimvorteil ja nicht nur vom Publikum herrührt, das automatische Hawkeye zum Einsatz kommen?
- Die Idee, dass am ersten Tag immer die Nummer eins eines Landes gegen die Nummer zwei des anderen spielt, danach das Doppel folgt, könnte man einer Überprüfung unterziehen. Denn es birgt ja die Gefahr, dass das Spitzeneinzel am zweiten Tag ohne Relevanz sein könnte. Wenn es nämlich 3:0 für ein Team steht. Das war in der guten alten Zeit auch möglich. Aber, wenn die Erinnerung nicht trügt, wurden die Einzel-Begegnungen damals tatsächlich gelost.
- Der Länderkampf ist auch immer ein großes Klassentreffen der ehemaligen Spitzenkräfte. Deutschland konnte mit Boris Becker, Eric Jelen und Carl-Uwe Steeb aufwarten, die aus unterschiedlichen Gründen in Trier am Start waren. Die Schweizer hatten immerhin den Olympiasieger von 1992 im Gepäck: Marc Rosset.
- Apropos Schweiz: Die Solidarität mit Roger Federer bleibt auch nach dessen Karriereende ungebrochen groß: Fast das gesamte Heer an eidgenössischen Medienvertretern war mit einer Schuhmarke unterwegs, an der der Maestro Anteile hält.
- Insgesamt lässt sich festhalten: Geht doch! Mal abgesehen davon, dass die Übertragung des Länderkampfes im Stream nicht gut funktioniert hat. Und: Vielleicht hat man einmal zu oft ein „Ja, aber“ mitgenommen. Ja, es ist toll hier mit den Fans und dem Modus. Aber im Herbst, zumindest diesem, wird es ja dann anders sein. Stimmt (für die Schweiz). Aber man hätte den Moment schon ein wenig mehr genießen können.