Davis Cup: Droht den Russen ein Pyrrhus-Sieg?
Blickt man auf die Nominierungen für die Davis-Cup-Finalrunden in Innsbruck, Madrid und Turin, dann dürfte das russische Team um Daniil Medvedev und Andrey Rublev als Favorit ins Rennen gehen.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
01.11.2021, 11:16 Uhr

Auf ihn höre ja keiner im Tennissport, hat Alexander Zverev am Dienstagabend bei seiner Pressekonferenz nach dem Erfolg gegen Filip Krajinovic noch schnell zu Protokoll gegeben. Fest stehe aber, dass die Saison für die Tennisprofis viel zu lang sei. Zverev hat daraus für sich konsequenterweise den Schluss gezogen, nach den ATP Finals in Turin in die Ferien zu gehen. Und auf ein Antreten bei der Davis-Cup-Finalrunde in Innsbruck zu verzichten (ganz abgesehen davon ist die deutsche Nummer eins kein Freund des neuen Formats).
Zverevs großes Ziel ist es, im kommenden Jahr erstmals ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen. Dasselbe lässt sich über Andrey Rublev und Matteo Berrettini sagen, Daniil Medvedev möchte dem US-Open-Triumph in Melbourne gleich den nächsten folgen lassen, Novak Djokovic wiederum bei seinem Lieblings-Major seinen insgesamt 21. Grand-Slam-Titel holen (vorbehaltlich der Frage, ob sich der Branchenprimus mit den organisatorischen Umständen anfreunden kann).
Medvedev und Rublev als Favoriten
Die genannten Spieler werden im Gegensatz zu Zverev aber allesamt zunächst an verschiedenen Standorten ihre Ländermatches bestreiten: die Russen in Madrid, Djokovic in Innsbruck, Berrettini in Turin. Geht man nach den Nominierungen, sollten sich die Superstars zur großen Finalsause in der Caja Magica von Madrid wiedersehen. Und angesichts der Aufstellungen wäre es beinahe sensationell, wenn Medvedev und Rublev die russische Mannschaft nicht bis in das Finale führen würden. Eben jenes wird am 5. Dezember ausgetragen.
An diesem Datum wird Alexander Zverev schon eine ordentliche Urlaubsbräune kumuliert und den Stress der erfolgreichen Saison 2021 im Pool oder an einem Sandstrand abgelegt haben. Womöglich ist der Olympiasieger von Tokio ja auch schon wieder so heiß auf den Tennissport, dass er mit dem Aufbautraining für 2022 beginnen möchte. Wer auch immer in Madrid bis zum Finalsonntag im Rennen ist, wird dagegen in erster Linie eines sein: müde.
Zverev - nicht mehr der „echte“ Davis Cup
Mindestens eine Mannschaft natürlich auch glücklich, so wie es die Russen beim ATP Cup 2021 waren. Die Ausgangslage war aber eine andere, nach der Quarantäne wollten die Spieler so schnell als möglich zurück auf den Court. Und sich für die Australian Open einschlagen. Die Euphorie von Madrid wird nicht so lange tragen. Und die schweren Beine nach einer langen Saison müssen erst wieder locker gemacht werden.
Ein erfolgreiches Davis-Cup-Turnier könnte also zum Pyrrhus-Sieg werden. Ein Triumph also, aus dem die Sieger beinahe geschwächt herausgehen. Andererseits: So ein Sieg beim traditionsreichsten Mannschaftswettbewerb im Tennissport macht sich immer noch gut in der Vita eines Spielers. Auch wenn der Davis Cup nach Alexander Zverevs Einschätzung nicht mehr der „echte“ ist.