KTC-Präsident Herbert Günther exklusiv – „Wir denken hier in Kitzbühel langfristig“
Geht es nach KTC-Präsident Herbert Günther, soll die Austragung des Davis Cups gegen die Niederlande keine einmalige Sache sein.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
24.04.2015, 19:00 Uhr

Am Freitagvormittag hat der Österreichische Tennisverband (ÖTV) offiziell bekanntgegeben, dass der Davis Cup in der Europa/Afrika-Zone I gegen die Niederlande vom 17. bis zum 19. Juli in Kitzbühel ausgetragen wird.So lautet die Entscheidung des ÖTV-Präsidiums, die vom Veranstalter natürlich mit großer Freude aufgenommen worden ist. Gegenüber tennisnet.com erklärte Herbert Günther, Präsident des Kitzbüheler Tennisclubs, warum man den Zuschlag erhalten hat und wie die großen Pläne für den Tennis-Standort Kitzbühel aussehen. Klar ist: Man will die Austragung des Länderkampfes hier nicht als eine einmalige Sache sehen. Dass mitRobin Haaseein Niederländer das ATP-Turnier in Kitzbühel zwei Mal gewonnen hat, das sieht Günther nicht als Problem. Warum, lest ihr im exklusiven tennisnet.com-Interview.
Herbert, herzlichen Glückwunsch zum Zuschlag! Wie groß ist die Freude, den Davis Cup gegen die Niederlande in Kitzbühel austragen zu dürfen? Ist dein Jubelschrei jetzt noch durch die Tiroler Berge zu hören?
Die Freude ist sehr groß. Erstens deshalb, weil der Davis Cup noch nie zuvor in Kitzbühel stattgefunden hat. Zweitens wegen der Art und Weise, wie wir den Länderkampf ausrichten werden.
Die wie aussieht?
Das wird in einer partnerschaftlichen Allianz mit dem ÖTV geschehen. So wie wir beide das Risiko tragen, profitieren wir auch beide vom Erfolg der Veranstaltung. Das ist unser Wunsch gewesen. Wir wollen hier gemeinsam die vorhandene Infrastruktur für die Zukunft ausbauen. Das war das erklärte Ziel unseres Angebots, und das war letztendlich für die Vergabe an uns ausschlaggebend, wie uns Thomas Hammerl(ÖTV-Geschäftsführer; Anmerkung)berichtet hat. Es freut uns, dass das Thema vom ÖTV so verstanden und angenommen worden ist. Wir blicken der Zukunft freudig und gespannt entgangen. Wir setzen große Hoffnung darin, dass der Tennis-Standort Kitzbühel dadurch nachhaltig gestärkt wird.
Was alles auch mit privaten Investitionen verbunden ist, wie man hört.
Ja, das ist so. Markus Bodner(KTC-Vizepräsident; Anmerkung)und ich haben von Beginn an aus Liebe zum Tennissport und Idealismus versucht, hier etwas wiederaufzubauen, als andere schon gesagt haben, „Vergesst’s das Tennis, das ist eh schon wieder ‚out’.“ Aber der Standort Kitzbühel hat eine 70 Jahre alte Tradition – so etwas kann man nicht kaufen! Mit viel Einsatz muss es funktionieren, haben wir uns gedacht. Die ersten Jahre waren schwer und auch durch einige dunkle Wolken geprägt, aber mittlerweile können wir sagen: Die Entscheidung war die absolut richtige. Wir sind froh, wie alles gekommen ist.
Wie groß ist das Risiko für den Kitzbüheler Tennisclub als Veranstalter, den Davis Cup hier auszutragen?
Es ist überschaubar, würde ich sagen, und vor allem trägt es der ÖTV wie gesagt mit uns. Wir sind überzeugt, dass das gut klappen wird.
In Kitzbühel hat man noch keinerlei Erfahrung damit, einen Davis Cup zu veranstalten. Inwiefern wird das für euch als Veranstalter anders? Wisst ihr genau, was da auf euch zukommt?
Der Verband hat natürlich schon viele Länderkämpfe organisiert und abgewickelt und hat uns daher auch schon Infos geliefert, die uns sehr positiv stimmen. Wir denken hier in Kitzbühel außerdem langfristig. Vielleicht wird der Davis Cup finanziell kein Riesenerfolg, aber viel wichtiger ist, dass der Test funktioniert, dass wir die Kräfte hier bündeln können.
Was will man mit dem Tennis-Standardort in weiterer Folge erreichen?
Es sind zum Beispiel auch Jugend- und Seniorenturniere geplant. Das wird sich alles Step by Step ergeben. Zunächst konzentrieren wir uns heuer mal voll und ganz auf den Davis Cup, es sind ja bloß drei Monate zur Vorbereitung. Aber wir sind sehr zuversichtlich und werden uns engagieren, um den Tennis-Standort Kitzbühel in den nächsten Jahren weiter auszubauen.
Keine zwei Wochen danach findet ja bereits das ATP-Turnier Generali Open Kitzbühel statt.Entstehen durch die knappe Abfolge irgendwelche Probleme, in organisatorischer Hinsicht oder von der Beanspruchung der Plätze her?
Eher im Gegenteil! Wir werden den Aufbau der Infrastruktur schon um zwei Wochen früher vornehmen. Und die Plätze erfahren durch Fritz Mitteregger und sein Team beste Betreuung und sind in den besten Händen.
Im letzten Jahr hatte Fritz Mitteregger als Platzwart-Legende eigentlich bereits seinen Rückzug angekündigt, sogar in einem exklusiven tennisnet.com-Videointerview. Hat er das also doch nicht übers Herz gebracht?
(Lacht)Er ist noch immer da und kümmert sich jeden Tag um die Plätze. Wir sind ungemein dankbar, dass wir ihn haben. Er ist einfach ein Teil der Familie und des Inventars.
Wie will man die zwei Veranstaltungen eigentlich miteinander verbinden und vielleicht einen Brückenschlag schaffen?
Die Idee war, Hobbyturniere dazwischenzuschalten, um daraus vier Wochen ein Tennisfest zu machen. Dafür ist die Zeit dieses Jahr eigentlich sehr kurz, weil die Entscheidung für uns jetzt relativ spät gefallen ist, deshalb liegt unser Fokus heuer mal voll auf dem Davis Cup, aber vor allem für die Zukunft sind genug Ideen da.
Das heißt, man will künftig öfter Länderkämpfe hier austragen?
Auf jeden Fall! Der Davis Cup hat keine ganz festen Termine, sodass man schon ganz lange vorher wüsste, wann man wo gegen wen spielen könnte. Das ist stets abhängig von der Zone, in der man spielt, von der Auslosung, vom Gegner und von der Runde. Im Winter müsste man woanders spielen, wir sind aber natürlich guter Hoffnung, die Länderkämpfe im Sommer hier auszutragen. Wir sind dazu bereit.
Sind es auch die Zuseher? Wie zuversichtlich seid ihr, dass die Tennisfans auch aus den Bundesländern zwei Mal nacheinander in Scharen nach Kitzbühel pilgern werden oder vielleicht sogar in der Zwischenzeit dort bleiben werden?
Allein durch die unzähligen Kommentare und Postings, die wir in den ersten Momenten nach der offiziellen Bekanntgabe des Davis-Cup-Zuschlags etwa auf facebook erhalten haben, sind wir sehr positiv. Sowas ist natürlich eine Premiere, mit Kitzbühel haben wir dafür allerdings auch eine bestens geeignete Destination. Wir verfügen hier auch über die nötigen Vehikel, um die Fans hierherzubringen, etwa durch eine Kooperation mit dem Reiseveranstalter Eurotours. Außerdem ist der Davis Cup mit Freitag, Samstag und Sonntag an einem Wochenende, all das macht uns sehr optimistisch.
Hat es nicht auch die Angst gegeben, dass die Besucher dadurch gesplittet werden und nur zum Davis Cup oder dem Turnier kommen könnten?
Doch, die Angst war ursprünglich schon da, dadurch dass die Turniere so nahe beisammen liegen. Aber ich bin da ganz anderer Meinung. Es wird den Standort nur weiter stärken. Wir möchten Tennis hier in aller Munde bringen, wir werden den Juli und August, in sehr enger Zusammenarbeit mit der Hotellerie hier, in ein riesiges Tennisfest verwandeln. Und durch die Tatsache, dass es sich im Juli um einen Länderkampf handelt, wird hier auch eine ganz andere Atmosphäre vorherrschen. Es wird mehr geschrien und gejubelt werden – und das wird auch toleriert werden, das macht den Reiz des Davis Cups aus. Kitzbühel ist dazu eine sehr beliebte Destination für die Niederländer. Wir hoffen, dass sie ebenfalls zahlreich kommen werden.
Einer von ihnen wird auf jeden Fall sehr gerne hierherkommen: Robin Haase, der das ATP-Turnier 2011 und 2012 gewonnen hat. Viele sehen die Entscheidung für Kitzbühel deshalb auch nicht allzu erfreut.
Das war im Vorfeld immer wieder ein Thema, dass Haase hier zwei Mal gewonnen hat. Man darf dabei jedoch nie vergessen: AuchDominic Thiemwar im letzten Jahr im Finale, hat hier stets super gespielt und fühlt sich hier superwohl.Jürgen Melzerwar hier auch schon mal im Finale.Andreas Haider-Maurerspielt sehr gerne hier und hat ja momentan einen super Lauf. Also ich denke, Österreich ist gut aufgestellt und gewappnet für eine Revanche dafür, dass man ja 2013 in den Niederlanden mit 1:4 verloren hat. Alle haben die gleichen Bedingungen, zudem ergibt der Davis Cup mit den darauffolgenden Turnieren in Gstaad und wieder hier in Kitzbühel eine perfekte Dreier-Serie in der Höhenlage. Der Davis Cup ist also für Österreichs Spieler zugleich eine ideale Vorbereitung für die Generali Open Kitzbühel.
Es sollte also alles angerichtet sein, damit es vom 17. bis zum 19. Juli „Haasenbraten“ mit zwei „a’s“ gibt, oder?
(Lacht)Wir werden schauen. Ich glaube, die österreichische Mannschaft ist auf jeden Fall gut gerüstet. Thiem hatte ein paar Highlights, dann leider auch wieder ein paar Rückschläge, aber das gehört zum Tennis dazu. Es liegt an der Spitze so dicht beisammen, aber unsere Burschen sind superstark. Das Potenzial, hier in Kitzbühel zu gewinnen, das ist ganz bestimmt da.
Das Gespräch führte Manuel Wachta.