John McEnroe

Der US-Amerikaner führte als einziger Spieler die Weltrangliste im Einzel und Doppel zur gleichen Zeit an.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 18.12.2012, 09:21 Uhr

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Vom 1. bis 24. Dezember präsentierttennisnet.comeine redaktionelle Bestenliste und kürt die Top 12 der besten Damen und Herren aller Zeiten. In unseremtennisnet.com-Adventskalenderwerden wir bis Heiligabend abwechselnd ein Türchen bei den Damen und Herren öffnen. Wir wollen euch damit die tennisfreie Weihnachtszeit etwas versüßen. Getreu dem Motto „Ladies first“ haben die Damen immer den Vorrang. Die Herren ziehen dann nach.

Die besten Spieler aller Zeiten – Platz 4: John McEnroe

Auf Platz 4 unserer Bestenliste der Herren ist der Spieler mit den legendärsten Wutausbrüchen: John McEnroe. Beim US-Amerikaner lagen Genie und Wahnsinn ganz dicht beieinander. McEnroe trug Dr. Jekyll und Mr. Hyde in sich und lebte seine Emotionen auf dem Tennisplatz bis aufs Äußerste aus. Legendär ist sein Spruch „You cannot be serious“, der bis heute nicht nur Tennisfans ein Begriff ist. McEnroe flippte in jedem Spiel regelrecht aus, wenn er sich ungerecht behandelt fühlte oder sauer auf sich oder seine Gegner war. „Ich möchte in Erinnerung bleiben als ein großer Spieler, aber ich denke, ich werde für viele immer der Spieler sein, der wütend wurde auf dem Platz“, sagte „Big Mac“ in den Endzügen seiner Karriere.

McEnroe gewann sieben Grand-Slam-Turniere im Einzel und neun im Doppel. Für viele Wochen war er gleichzeitig Nummer eins im Einzel (insgesamt 170 Wochen) und Doppel (insgesamt 257 Wochen). Eine Leistung, die bis heute von keinem anderen Spieler wiederholt werden konnte. Nur Stefan Edberg schaffte neben Platz eins im Einzel auch den Sprung an die Spitze der Doppelrangliste – allerdings nicht gleichzeitig. Im Laufe seiner Karriere entwickelte sich McEnroe vom „Bad Boy“ zum Publikumsliebling. „Ich hätte es manchmal geliebt, wenn ein Schieds- oder Linienrichter einfach gesagt hätte: ’Lass mich in Ruhe, du kleines Stück Dreck!’ Vielleicht hätten sie mich mehr anpflaumen sollen“, sagte McEnroe über seine Ausraster auf dem Platz. Die beiden Lieblingsturniere des US-Amerikaners waren Wimbledon (drei Einzel-Titel) und die US Open (vier Einzel-Titel). Legendär waren seine Duelle mit Björn Borg. „Meine größte Stärke ist, dass ich keine Schwächen haben“, war der Linkshänder zu Beginn seiner Karriere von seinen Fähigkeiten eingenommen.

Für die USA war McEnroe Mister Davis Cup, er spielte die beiden längsten Matches in der Geschichte des Wettbewerbs. Fünfmal gewann er für sein Heimatland den Davis-Cup-Titel. Den Schläger ganz beiseite zu legen, fiel McEnroe nach seinem letzten Einzelmatch im Jahre 1992 schwer. Danach war er ständig auf der Seniors Tour aktiv. Im Alter von 47 Jahren wagte er ein Comeback im Doppel. Umso erstaunlicher ist es, dass „Big Mac“ mit Jonas Björkman gleich auf Anhieb ein Turnier gewann. Heute ist der ehemalige Davis-Cup-Kapitän der USA einer der beliebtesten Tenniskommentatoren. Und auch als Spieler auf der Seniors Tour hat McEnroe nichts von seinem Gemüt eingebüßt. Schlägerwerfen und Wutausbrüche sind immer noch an der Tagesordnung. McEnroe wurde 1999 in die Hall of Fame aufgenommen.

Steckbrief:

John McEnroe

Geburtstag: 16. Februar 1959 in Wiesbaden (Deutschland)

Nationalität: USA

Größe: 180 cm

Profikarriere: 1978 bis 1992

Spielhand: Links, einhändige Rückhand

Preisgeld: 12.552.132 US-Dollar

Grand-Slam-Titel im Einzel: 7

Grand-Slam-Finals im Einzel: 11

Titel bei ATP World Tour Finals: 3

Turniersiege im Einzel: 77

Höchste Platzierung im Einzel: 1

Wochen als Nummer eins: 170

Grand-Slam-Titel im Doppel: 9

Grand-Slam-Finals im Doppel: 12

Grand-Slam-Titel im Mixed: 1

Turniersiege im Doppel: 71

Höchste Platzierung im Doppel: 1

Wochen als Nummer eins: 257

Davis-Cup-Titel: 5

Das sagt die Jury über John McEnroe:

Jörg Allmeroth (Tennis-Journalist seit mehr als 20 Jahren)

„Er ist vielleicht der genialste aller Spieler. Ein gespaltener Charakter, unberechenbar, jähzornig, launisch, selbstverliebt. Aber nie langweilig. Der ideale Antipode für Borg. Er ist heute als Kommentator immer noch eine einflussreiche Figur.“

Alexander Antonitsch (Ex-Profi und Herausgeber von tennisnet.com)

„John McEnroe war ein Künstler. In Österreich oder Deutschland hätte man ihm mit seiner Technik wahrscheinlich das Tennisspielen verboten. Seine Art Tennis zu zelebrieren und seine Liebe für dieses Spiel, aber auch sein Temperament (das Publikum ist immer auf seine Kosten gekommen) geben für mich den Ausschlag. Sein Serve-and-Volley, mit dem er auch immer einen Weg ans Netz fand, war schon eine Kunst! Er ist einer der besten Doppelspieler aller Zeiten.“

Christian Albrecht Barschel (Redaktionsleiter tennisnet.com Deutschland)

„Würde John McEnroe in der heutigen Zeit spielen, würde er wohl kaum ein Spiel ohne Disqualifikation überstehen. Aber zum Glück hat er in der Zeit gespielt, wo Emotionen und Wutausbrüche auf dem Platz noch toleriert wurden. McEnroe hat mit seiner Hingabe zum Tennis die Massen elektrisiert – sowohl positiv als auch negativ. Es ist schade, dass ich nur die Endzüge seiner Karriere bewusst wahrnehmen konnte.“

Christopher Kas (Profi seit 2001, Doppelspezialist)

„’You cannot be serious’ wurde zu seinem Markenzeichen. Er ist bekannt als Serve-and-Volley-Spieler, aber genauso durch seine Wutausbrüche.“

Manuel Wachta (Redaktionsleiter tennisnet.com Österreich)

„Seine 148 ATP-Titel (77 im Einzel, 71 im Doppel) sind einsame Spitze, doch unter seinen sieben Grand-Slam-Trophäen fehlen jene der Australian Open und French Open, daher reichte es bei mir nicht fürs Treppchen. Auch trotz neun Major-Titeln im Doppel und einem im Mixed. Da helfen auch keine Beschwerden und Wutausbrüche, die dich so legendär und zu einem der prägendsten und polarisierendsten Charaktere der Tour gemacht haben, lieber John.“

So lief die Wertung ab:

Eine Jury aus fünf Personen bestimmte dietennisnet.com-Bestenlisteder Damen und Herren. Jedes Jurymitglied erstellte seine persönliche Top-15-Liste bei den Damen und Herren. Platz 1 in der jeweiligen Bestenliste erhielt 15 Punkte, Platz 15 bekam einen Punkt. Aus den fünf Bestenlisten der Jury errechnete sich dann eine gemeinsame Top-12-Bestenliste, die wir vom 1. bis 24. Dezember in unseremtennisnet.com-Adventskalenderpräsentieren. Jeden Tag wird abwechselnd ein Türchen bei den Damen und Herren geöffnet.

(Foto: Jürgen Hasenkopf)

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Dienstag
18.12.2012, 09:21 Uhr