Monica Seles

Die US-Amerikanerin gewann neun Grand Slams und war 178 Wochen Nummer 1. Überschattet wurde ihre Karriere von einem Messerattentat.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 11.12.2012, 09:23 Uhr

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Vom 1. bis 24. Dezember präsentierttennisnet.comeine redaktionelle Bestenliste und kürt die Top 12 der besten Damen und Herren aller Zeiten. In unseremtennisnet.com-Adventkalenderwerden wir bis Heiligabend abwechselnd ein Türchen bei den Damen und Herren öffnen. Wir wollen euch damit die tennisfreie Weihnachtszeit etwas versüßen. Getreu dem Motto „Ladies first“ haben die Damen immer den Vorrang. Die Herren ziehen dann nach.

Die besten Spielerinnen aller Zeiten – Platz 7: Monica Seles

Auf Platz 7 unserer Bestenliste steht die weltbeste Spielerin, die sowohl Vorhand als auch Rückhand beidhändig schlug: Monica Seles. Die gebürtige Jugoslawin, die später die US-amerikanische Staatsbürgerschaft annahm, war die Vorreiterin der Stöhn-Generation. Seles kreischte und stöhnte mit solcher Wucht, das zwischenzeitlich immer wieder ihre Lautstärke mit dem sogenannten Grunt-o-Meter gemessen wurde. Seles gehört zur Kategorie Wunderkind. Sie räumte bereits als Teenager fast alles ab, was es abzuräumen gibt. Mit 15 Jahren erreichte Seles das Halbfinale der French Open 1989 und schaffte es in die Top Ten. Ein Jahr später gelang ihr in Paris der erste Grand-Slam-Titel. Seles wurde mit 16 Jahren und sechs Monaten die jüngste French-Open-Siegerin in der Geschichte des Damen-Tennis.

Zwischen 1990 und 1993 beherrschte Seles das Damen-Tennis. Zur Nummer 1 der Weltrangliste avancierte Seles aber erst im März 1991. Im weiteren Karriereverlauf war sie 178 Wochen lang Weltranglisten-Erste. Zwischen Ende 1990 und Anfang 1993 gewann Seles nahezu alle wichtigen Titel. Neben drei Triumphen in Folge bei den WTA Championships siegte die damalige Jugoslawin in dieser Zeit bei sieben von acht Grand-Slam-Turnieren, an denen sie teilnahm. Nur der Wimbledon-Sieg blieb ihr stets verwehrt. 1992 verlor sie ihr einziges Wimbledon-Finale gegen Steffi Graf. Auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs wurde Seles böse gestoppt. Am 30. April 1993 wurde Seles während ihres Viertelfinal-Spiels am Hamburger Rothenbaum von einem gestörten Steffi-Graf-Fan mit einem Küchenmesser in den Rücken gestochen.

Die körperlichen Wunden nach dem Messerattentat verheilten schnell. Laut Aussage der Ärzte hätte Seles schon nach gut drei Monaten wieder auf dem Platz stehen können. Doch die seelischen Narben, die eine schnelle Rückkehr in den Tennis-Zirkus unmöglich machten, waren zu groß. „Ich bin niedergestochen worden auf dem Tennisplatz vor 10.000 Leuten. Es ist nicht möglich, distanziert darüber zu sprechen. Es veränderte meine Karriere unwiderruflich und beschädigte meine Seele. Ein Sekundenbruchteil machte aus mir einen anderen Menschen“, gab Seles offen zu. Seles hatte mit Angstzuständen, Depressionen und Alpträumen zu kämpfen und begab sich in eine psychologische Therapie, ehe sie im August 1995 auf die WTA-Tour zurückkehrte.

Ihr Comeback war zunächst vielversprechend: Finale bei den US Open, das sie gegen Steffi Graf verlor, und Sieg bei den Australian Open 1996, wo sie ihren neunten und letzten Grand-Slam-Titel feierte. Doch in die Form der früheren Jahre kam die Linkshänderin nie wieder. Als 1998 auch noch ihr innig geliebter Vater Karolj an einer langjährigen Krebserkrankung starb, bekämpfte Seles ihren Kummer mit Essen und verfiel der Fresssucht. Zwar hielt sich Seles durchgängig in den Top Ten, doch die richtig großen Turniere gewannen andere Spielerinnen. 2003 spielte Seles ihr letztes Match, 2009 wurde sie in die Hall of Fame aufgenommen. Es bleibt die Frage, wie die Karriere von Seles verlaufen wäre, wenn das Messerattentat am Hamburger Rothenbaum nicht geschehen wäre.

Steckbrief:

Monica Seles

Geburtstag: 2. Dezember 1973 in Novi Sad (Serbien)

Nationalität: USA

Größe: 178 cm

Profikarriere: 1989 bis 2003, Auszeit zwischen Mai 1993 bis August 1995

Spielhand: Links, beidhändige Vorhand und Rückhand

Preisgeld: bislang 14.891.762 US-Dollar

Grand-Slam-Titel im Einzel: 9

Grand-Slam-Finals im Einzel: 13

Titel bei WTA Championships: 3

Turniersiege im Einzel: 53

Höchste Platzierung im Einzel: 1

Wochen als Nummer 1: 178

Turniersiege im Doppel: 6

Höchste Platzierung im Doppel: 16

Olympia: Bronze im Einzel (2000 in Sydney)

Fed-Cup-Titel: 3

Das sagt die Jury über Monica Seles:

Jörg Allmeroth (Tennis-Journalist seit mehr als 20 Jahren)

„Sie schaffte es als erste Spielerin, zu Steffi Graf aufzuschließen und sie sogar von der Weltspitze zu verdrängen. Dann die tragische Figur, als Attentatsopfer am Hamburger Rothenbaum. Sie schaffte noch einmal ein Comeback und war weithin gerühmt für ihr aggressives, vorwärts orientiertes Tennis und ihre Energiegeladenheit.“

Alexander Antonitsch (Ex-Profi und Herausgeber von tennisnet.com)

„Sie war die erste Top-Spielerin, die Vorhand wie auch Rückhand beidhändig spielte. Sie war extrem druckvoll und war aber leider auch Vorreiterin der Stöhn-Generation! Sie war die größte Rivalin von Steffi Graf und wurde 1993 von einem irren Graf-Fan attackiert und kam erst 1995 wieder auf die Tour zurück.“

Christian Albrecht Barschel (Redaktionsleiter tennisnet.com Deutschland)

„Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich das Messerattentat auf Monica Seles live im Fernsehen gesehen habe. Es war furchtbar anzusehen. Seitdem hat sich der Tennissport verändert. Die Karriere von Seles wäre ohne ihre unfreiwillige Auszeit weitaus erfolgreicher gewesen, was sich auch in unserer Bestenliste widergespiegelt hätte. Auch wenn ich ihr lautes Stöhnen immer furchtbar gefunden habe, hat mich der Mensch Monica Seles in ihrem späteren Karriereverlauf schwer beeindruckt. Ihre bewegende Biografie ‚Getting a Grip’ kann ich jedem Tennis-Fan nur wärmstens empfehlen.“

Christopher Kas (Profi seit 2001, Doppelspezialist)

„Sie hat ihre ersten sechs Grand-Slam-Finals gewonnen, das ist einmalig. Jüngste French-Open-Siegerin mit 16 Jahren und sechs Monaten. Sie war eine sehr druckvolle Spielerin von der Grundlinie und spielte auf beiden Seiten beidhändig. Sie war die erste Spielerin, die durch extremes Stöhnen aufgefallen ist. Am 30. April 1993 das Messerattentat in Hamburg, daraufhin mehr als zwei Jahre nicht gespielt. Sie hätte ohne diesen Vorfall sicherlich noch deutlich mehr gewonnen.“

Manuel Wachta (Redaktionsleiter tennisnet.com Österreich)

„Bei Monica Seles fehlt ein Titel in der Erfolgsliste: jener in Wimbledon. Die gebürtige Jugoslawin mit dem aggressiv-lautstarken Spielstil gewann neun Majors. Dabei wurde sie 1993 in Hamburg das Opfer eines Messer-Attentats eines Geisteskranken, verschwand daraufhin aus psychischen Gründen für beinahe zweieinhalb Jahre von der Tennis-Bühne, hatte zudem mit zahlreichen Verletzungen zu kämpfen und 1998 den Tod ihres Vaters zu verarbeiten.“

So lief die Wertung ab:

Eine Jury aus fünf Personen bestimmte dietennisnet.com-Bestenlisteder Damen und Herren. Jedes Jurymitglied erstellte seine persönliche Top-15-Liste bei den Damen und Herren. Platz 1 in der jeweiligen Bestenliste erhielt 15 Punkte, Platz 15 bekam einen Punkt. Aus den fünf Bestenlisten der Jury errechnete sich dann eine gemeinsame Top-12-Bestenliste, die wir vom 1. bis 24. Dezember in unseremtennisnet.com-Adventkalenderpräsentieren. Jeden Tag wird abwechselnd ein Türchen bei den Damen und Herren geöffnet.

(Foto: GEPA pictures)

von tennisnet.com

Dienstag
11.12.2012, 09:23 Uhr