Die zehn besten Damendoppel aller Zeiten

tennisnet.com präsentiert die Bestenliste der zehn erfolgreichsten weiblichen Doppel-Paarungen.

von Christian Albrecht Barschel
zuletzt bearbeitet: 23.12.2011, 09:48 Uhr

Von Christian Albrecht Barschel

Die besten Doppelpaarungen im Herrentennis haben wir bereits gekürt. Nun sind die Damen der Schöpfung an der Reihe. "Mit jemandem Doppel zu spielen, baut eine eigenartige Beziehung auf, in der du Freund, Teamkollegin und Wettkämpferin bist", sagte Martina Navratilova über das Doppelspiel.

"Ein gutes Doppel kann eines der schnellsten und aufregendsten Sportevents sein", sagte einst die australische Legende John Newcombe. Das Doppel hat in den letzten Jahren etwas an Bedeutung verloren und wird zumeist auf die Nebenplätze verbannt. Dabei deckt ein gutes Doppel alles ab, was der Tennissport zu bieten hat. tennisnet.com präsentiert die zehn besten Doppelpaarungen im Damentennis seit Beginn der Open Era im Jahre 1968.

10. Martina Hingis / Anna Kournikova

Dass Martina Hingis in unserer Bestenliste auftauchen muss, war eine klare Sache. Immerhin hat die Schweizerin 38 Doppeltitel geholt, von denen neun Triumphe bei Grand-Slam-Turnieren waren. Es musste nur die Frage beantwortet werden, mit welcher Partnerin Hingis in die Top 10 einzieht. Neun Grand-Slam-Titel mit sechs unterschiedlichen Partnerinnen, das zeigt eindeutig die herausragenden Doppelfähigkeiten von Hingis. "Ich war eine viel bessere Doppelspielerin als eine Einzelspielerin", gab Hingis nach ihrem ersten Karriereende an. Helena Sukova, Natalia Zvereva, Mirjana Lucic, Jana Novotna, Anna Kournikova und Mary Pierce waren die erfolgreichen Grand-Slam-Partnerinnen von "Miss Swiss".

Die Wahl fiel letztendlich auf das Doppel Hingis/Kournikova. Das schweizerisch-russische Gespann heimste in der kurzen gemeinsamen Zeit elf Turniersiege ein, darunter jeweils zweimal die Australian Open und den Weltmeistertitel am Ende des Jahres, und versprühte Glanz und Glamour auf den Tennisplätzen. Zudem zogen beide ins Finale der French Open ein und führten einige Wochen die Weltrangliste an, jedoch nur alleine. Trotz der guten Harmonie auf dem Platz gab es außerhalb häufig Zoff zwischen Hingis und Kournikova. Als die ein Jahr ältere Hingis ihre russische Kontrahentin beim Juniorenturnier der US Open 1994 mit 6:0, 6:0 vom Platz gefegt hatte, soll Kournikova drauf entgegnet haben: "Du hast gewonnen, aber ich bin hübscher und viel vermarktbarer als du."

Beide wurden einige Jahre später dann trotzdem Doppelpartnerinnen. Obwohl Hingis 1998 mit Jana Novotna drei Grand-Slam-Turniere gewinnen konnte, brach sie die Partnerschaft mit den Worten "Ich will mit dir nicht mehr Doppel spielen, weil du alt und langsam wirst" völlig überraschend ab und bandelte mit Kournikova an. Nach zwei erfolgreichen Jahren gab es Ende 2000 einen handfesten Krach zwischen Hingis und Kournikova. Bei einem Schaukampf sollen in der Umkleidekabine Trophäen und Blumensträuße umhergeflogen sein. Grund für den damaligen "Catfight": "Martina hat mich gefragt, ob ich denke, dass ich die Königin bin, denn die richtige Königin wäre sie", erzählte Kournikova, die später noch eine Kristallvase auf Hingis warf. Die Versöhnung erfolgte aber im nächsten Jahr und die beiden gewannen als wiedervereintes Doppel die Australian Open 2002. Hingis und Kournikova sind bis heute freundschaftlich miteinander verbunden.

9. Jana Novotna / Arantxa Sánchez Vicario

Jana Novotna und Arantxa Sánchez Vicario gehören nicht nur zu den besten Einzelspielerinnen ihrer Zeit, sondern prägten auch das Doppel über mehrere Jahre. Novotna gewann 76 Turniere, darunter zwölf Grand Slams, und war 67 Wochen Weltranglisten-Erste. Sánchez Vicario ergatterte 67 Turniersiege, darunter sechs Grand Slams, und gehört neben Martina Hingis, Lindsay Davenport und Martina Navratilova zu einer von vier Spielerinnen, die gleichzeitig die Einzel- und Doppelweltrangliste (insgesamt 111 Wochen) anführten.

Wenn sich zwei der besten Doppelspielerinnen zusammenschließen, ist der Erfolg also schon programmiert. Zwischen 1993 und 1996 spielten sich Novotna/Sánchez Vicario zu 15 Turniersiegen. Beide waren vor allem bei den Grand Slams überaus erfolgreich. In Wimbledon, bei den Australian Open und bei den US Open trug sich das tschechisch-spanische Duo in die Siegerliste ein. Bei den French Open reichte es dagegen nur bis ins Finale. Auch in Wimbledon und bei den US Open gingen beide einmal als unterlegene Finalistinnen vom Platz.

Bei ihren drei Auftritten beim WTA-Masters war immer mit Novotna/Sánchez Vicario zu rechnen: Ein Weltmeistertitel und zwei Finals standen zu Buche. Für Novotna, die mit Landsfrau Helena Sukova, Gigi Fernandez, Lindsay Davenport und Martina Hingis auch Grand-Slam-Turniere gewann, war das Doppelspielen im Unterschied zu vielen anderen Spielerinnen immer nur eine Geschäftspartnerschaft. "Du gehst zur Arbeit, gewinnst Turniere, machst Geld, aber am Abend gehst du heim zu deiner Familie und deinen Freunden", erklärte die Tschechin.

8. Lisa Raymond / Rennae Stubbs

Lisa Raymond darf in unserer Bestenliste ebenfalls nicht fehlen. Immerhin hat die US-Amerikanerin bislang 73 Turniersiege eingefahren, stand 117 Wochen an der Spitze der Weltrangliste und gehört somit zur Crème de la Crème im Doppel. Die Frage war nur, mit welcher ihrer australischen Partnerinnen sie in die Top 10 einziehen wird. Rennae Stubbs, die gute Freundin von Steffi Graf, und Samantha Stosur standen zur Auswahl. Wir haben uns für die mittlerweile 40-jährige Stubbs entschieden, mit der Raymond am erfolgreichsten war und 33 Turniere gewinnen konnte.

Von 1996 bis 2002 spielten Raymond/Stubbs regelmäßig miteinander und gewannen jeweils einmal die Australian Open, die US Open und in Wimbledon. Bei den French Open hat es nur zum Finaleinzug gereicht. Drei Wochen lang stand das US-amerikanisch-australische Duo, das einmal Doppelweltmeister wurde, an der Spitze der Weltrangliste. 2003 gingen beide getrennte Wege und spielten nur noch sporadisch miteinander. Stubbs, die mit elf Partnerinnen Turniersiege holen konnte, siegte mit Cara Black noch in Wimbledon. Raymond bildete einige Jahre mit Stosur ein extrem erfolgreiches Duo. 2010 schlossen sich Raymond/Stubbs für eine Saison wieder zusammen und qualifizierten sich ein weiteres Mal für das WTA-Masters.

Stubbs lässt derzeit ihre Karriere langsam ausklingen, Raymond spielt mit Liezel Huber weiter überaus erfolgreich und gewann 2011 die US Open. Warum es im Damendoppel in kurzer Zeit immer wieder zu neuen Partnerschaften kommt, darauf hatte Stubbs die passende Erklärung: "In den letzten zwanzig, dreißig Jahren hat sich nichts geändert. Frauen sind immer noch Frauen. Sie zeigen ihre Gefühle. Unglücklicherweise haben sie auch Trainer, Freunde, Ehemänner um sich herum, die ihnen eintrichtern, dass sie besser sind als ihre Doppelpartnerin. So werden sie beeinflusst, anstatt die eigentlich guten Resultate zu sehen", kommentierte die Australierin vor einigen Jahren.

7. Kathy Jordan / Anne Smith

Anfang der Achtziger prägten Kathy Jordan und Anne Smith die Doppelszene entscheidend mit. Zwischen 1979 und 1984 siegte das US-Duo bei 15 Turnieren und holte sich innerhalb von nur zwei Jahren den Karriere-Grand-Slam. Nachdem Jordan/Smith 1980 die Titel bei den French Open und in Wimbledon gewannen, legten sie ein Jahr später mit den Triumphen bei den US Open und bei den Australian Open nach. Zudem standen beide dreimal im Wimbledonfinale sowie einmal im Endspiel in Roland Garros.

Smith führte im Vergleich zu ihrer Landsfrau zwischen 1980 und 1981 die Weltrangliste an, während es Jordan aufgrund der wenigeren Doppeleinsätze nur bis auf Platz sechs schaffte. Die US-Amerikanerinnen blieben nach dem Karriereende in unterschiedlicher Weise dem Tennissport treu. Smith machte sich als Mentaltrainerin und Autorin für Tennisbücher einen Namen und studierte bis zum Doktortitel im Bereich Psychologie. Jordan fungierte zeitweise als Vizepräsidentin der WTA und war in einigen weiteren Bereichen für die Spielerinnen-Gewerkschaft tätig.

6. Cara Black / Liezel Huber

Cara Black und Liezel Huber gewannen gleich bei ihrer Premiere im Jahre 2001 ein Turnier. Bis es zu regelmäßigen Auftritten kam, verging jedoch einige Zeit. 2005 schlossen sich Black, die mit ihren Brüdern Wayne und Byron der ganze Tennisstolz von Simbabwe ist, und die gebürtige Südafrikanerin Huber zu einem schlagkräftigen Doppel zusammen. Beide hatten gleich mit dem Wimbledonsieg und der Finalteilnahme bei den French Open ein fantastisches Jahr. Doch statt die Partnerschaft weiter laufen zu lassen, kam es zu einer bösen Trennung. Mit Beginn der Saison 2007 wagten die beiden dann einen neuen Versuch und spielten bis zum Frühjahr 2010 wieder überaus erfolgreich zusammen.

Es folgten die Grand-Slam-Titel zwei, drei und vier bei den Australian Open, in Wimbledon und bei den US Open sowie weitere Finalteilnahmen in New York und Melbourne. Auch zwei Triumphe beim WTA-Masters stehen in der Erfolgsliste von Black/Huber, die 29 Turniersiege umfasst. Im April 2010 kam dann aus heiterem Himmel die Trennung, obwohl Black/Huber bis zu diesem Zeitpunkt die Weltrangliste seit 127 Wochen ununterbrochen angeführt hatten. "Es war keine einfache Entscheidung. Wir hatten eine tolle Partnerschaft. Wir wollen beide bessere Spielerinnen werden, und nun ist es am besten für uns, dass wir eine Pause nehmen", verkündete Huber, die 2007 die US-amerikanische Staatsbürgerschaft annahm, die Trennung.

So ganz einvernehmlich war die Trennung auf dem Höhepunkt ihres Schaffens dann aber doch nicht. "Nach dem Turnier in Miami hatte sie das Gefühl, dass ich nicht mehr gut genug für sie bin. Das ist ihre Meinung gewesen. Wenn ich fühle, dass ich nicht die richtige Unterstützung meiner Partnerin habe, ergibt es keinen Sinn, weiterzuspielen", kommentierte eine frustrierte Black. Huber entgegnete darauf, dass sie nicht "zufrieden war, wie wir uns als Team präsentierten" und warf Black vor, sich zu sehr auf die Rangliste zu versteifen. Black stürzte in der Folgezeit in der Doppelweltrangliste ab und feierte bislang nur noch einen Turniersieg an der Seite von Lisa Raymond. Huber setzt ihre glanzvolle Doppelkarriere bis heute fort, gewann 2011 die US Open (ebenfalls mit Raymond), wurde dadurch wieder die Nummer eins der Weltrangliste und hat diese Position bis heute inne.

5. Rosemary Casals / Billie Jean King

Auf Platz fünf befindet sich mit Rosemary Casals und Billie Jean King das nächste US-Duo und damit zwei der erfolgreichsten Doppelspielerinnen aller Zeiten. Casals (112 Titel) und King (101 Titel) bringen es auf über 200 Turniersiege im Doppel. Gemeinsam waren die beiden bei 56 Turnieren erfolgreich. Nur eine Doppelpaarung konnte sich öfter in die Siegerliste eintragen (dazu später mehr) als die beiden US-Amerikanerinnen. In die Zeit der Open Era fallen vier Wimbledonsiege und ein Titel bei den US Open sowie sechs weitere Grand-Slam-Finals. Vor Beginn der Open Era waren Casals/King je einmal in Wimbledon und bei den US Open erfolgreich.

Im Fed Cup waren die US-Amerikanerinnen gar nicht zu besiegen und gingen aus allen zwölf Doppeln als Siegerinnen hervor. Für King, die gleichzeitig eine herausragende Einzelkarriere (zwölf Grand-Slam-Siege) hinlegte, standen ihre Doppeltitel dabei in nichts nach. "Ich weiß, dass Leute immer denken, dass Einzel mehr zählt. Aber das Doppel ist mir genauso wichtig gewesen", sagte die US-Amerikanerin. Casals und King waren zudem an der Gründung der WTA beteiligt und kämpften für die Gleichheit der Damen zu ihren männlichen Kollegen, vor allem bei der Frage des Preisgeldes. "Wir wussten, dass wir Geschichte schreiben. Wir wollten sicherstellen, dass junge Frauen die Möglichkeit bekommen, durch das Tennisspielen ihr Leben zu finanzieren", sagte King zur Gründung der WTA.

4. Virginia Ruano Pascual / Paola Suarez

Von der Spielanlage waren Virginia Ruano Pascual und Paola Suarez nicht wirklich geeignet für ein funktionierendes Doppel. Das spanisch-argentinische Duo agierte lieber von der Grundlinie, während die meisten Doppel ihre Chance in der Offensive suchen. Suarez gab sogar zu, dass sie in ihrer Karriere nie Serve-and-Volley gespielt hat. Trotzdem funktionierte die Partnerschaft zwischen Ruano Pascual und Suarez außerordentlich gut. Zwischen 1998 und 2006 erspielten sich die beiden 32 Turniersiege und waren vor allem bei den Grand-Slam-Turnieren meist das Maß aller Dinge.

Von 2002 bis 2004 standen Ruano Pascual/Suarez in neun Grand-Slam-Finals in Folge - nur ein Duo hat es noch besser gemacht. In ihren 14 Finals bei Grand Slams verließ die spanisch-argentinische Paarung achtmal als Siegerinnen den Platz. Vier Triumphe bei den French Open, drei bei den US Open und einer bei den Australian Open stehen in der Vita von Ruano Pascual/Suarez. Ein kleiner Wehrmutstropfen für das erfolgsverwöhnte Duo blieb der fehlende Wimbledonsieg. Dreimal traten sie zum Endspiel an, dreimal mussten sie sich geschlagen geben. Beim WTA-Masters setzte sich das Duo einmal die Weltmeisterkrone auf. Suarez führte 87 Wochen lang die Doppelweltrangliste an, Ruano Pascual grüßte 65 Wochen lang von der Spitzenposition.

Was machte Ruano Pascual/Suarez, die beide ständig lächelnd und scherzend über den Platz hüpften, überhaupt so stark? Die Argentinierin hat darauf eine einfache Erklärung. "Virginia ist meine beste Freundin auf der Tour. Auf dem Platz haben wir einfach viel Spaß. Wir versuchen nie, dem anderen Druck zu machen. Wir sprechen über Männer, was wir abends machen wollen und was wir essen wollen. Aber nur während der Seitenwechsel. Zwischen den Punkten sprechen wir nur über die Strategie. Wenn wir zu viel denken, können wir nicht gewinnen", erklärte Suarez, die 2006 ihre Karriere beendete. Ruano Pascual musste sich daraufhin eine neue Partnerin suchen, die sie in Landsfrau Anabel Medina Garrigues fand. Bis zu ihrem Karriere-Ende gewann die Spanierin noch den fünften und sechsten Titel bei den French Open.

3. Serena Williams / Venus Williams

Selten traten Serena Williams und Venus Williams gemeinsam im Doppel an. Aber wenn sie es taten, überrollten sie die Konkurrenz förmlich. Bei nur 24 Grand-Slam-Turnieren gingen die Schwestern im Doppel bislang an den Start, bei der Hälfte davon sprang der Titelgewinn heraus. Alle zwölf Grand-Slam-Finals konnten Serena und Venus für sich entscheiden - ein unfassbarer Rekord! Schon nach ihrem neunten Major hatten sie den Karriere-Grand-Slam in der Tasche. Die US-Amerikanerinnen siegten jeweils viermal in Wimbledon und bei den Australian Open sowie jeweils zweimal bei den French Open und bei den US Open.

"Tennis ist nur ein Spiel. Familie ist für immer", sagte Serena über ihren Familienclan. Und so ist es auch zu verstehen, dass die Williams-Schwestern in ihrer Karriere so gut wie gar nicht mit anderen Spielerinnen im Doppel antraten. Serena spielte einmal mit ihren Landsfrauen Alexandra Stevenson (es gab gleich den Turniersieg) und Martina Navratilova. Das war es dann auch schon. Venus ging nur fremd, wenn sie für ihr eigenes Land im Fed Cup oder bei den Olympischen Spielen ran musste und Serena nicht zur Verfügung stand. Apropos Olympische Spiele: Neben ihren zwölf Grand-Slam-Titeln holten sich die Williams-Schwestern sieben weitere Turniersiege. Darunter waren auch zwei Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen.

In Sydney 2000 und Peking 2008 waren Serena und Venus nicht zu schlagen und gewannen das begehrteste Edelmetall. "Es bedeutet mit soviel, das mit Serena zu gewinnen, diesen Moment mit meiner Schwester zu teilen. Wir sind praktisch unzertrennlich miteinander verbunden", freute sich Venus nach dem Gewinn der Goldmedaille in Peking. Da die beiden US-Amerikanerinnen nur bei den großen Turnieren im Doppel antraten, ist es auch nicht verwunderlich, dass sie nur acht Wochen lang gemeinsam die Weltranglisten anführten. Ob die Williams-Schwestern ihre beeindruckende Serie bei den Grand Slams und bei Olympia fortsetzen können, wird die Zukunft zeigen. Immerhin stehen 2012 die Olympischen Spiele in London an.

2. Gigi Fernandez / Natalia Zvereva

Auf Platz zwei hat es ein Duo geschafft, das sich in vielen Dingen voneinander unterschied. Aber vielleicht machte gerade das den Erfolg von Beatriz "Gigi" Fernandez und Natalia "Natasha" Zvereva aus. Die beiden unterschieden sich nicht nur in ihrem Spielstil und in ihrem Temperament, sondern auch in ihrem Alter. Die feurige US-Amerikanerin Fernandez, geboren in Puerto Rico, ist sieben Jahre älter als die recht unterkühlte Weißrussin Zvereva, die als die "Freiheitsmutter" des sowjetischen Tennis deklariert wurde. Beide schlossen sich im Spätsommer 1991 eher durch Zufall zusammen. "Unsere Doppelpartnerinnen hatten mit uns Schluss gemacht", erklärte Fernandez, die immer wieder für Wutausbrüche und eine Geldstrafe gut war.

Im Einzel reichte es für beide nicht bis ganz an die Spitze, im Doppel waren sie in den Neunzigern nahezu die Alleinherrscherinnen. 18 Grand-Slam-Finals spielten Fernandez/Zvereva zusammen, bei denen sie 14-mal als Titelträgerinnen den Platz verließen. Dabei gewannen sie sogar die ersten sechs Grand-Slam-Turniere, die sie gemeinsam bestritten. Fünf Titel bei den French Open, vier in Wimbledon, drei bei den US Open und zwei bei den Australian Open, zwei Weltmeistertitel und insgesamt 38 Turniersiege standen am Ende für das Duo zu Buche, das auch "Beavis and Butthead" - nach der berühmten Zeichentrickserie - genannt wurde. Das lag unter anderen daran, weil Fernandez und Zvereva ständig Unsinn trieben und sich aberwitzige Diskussionen lieferten.

Für den Grand Slam in einem Kalenderjahr reichte es jedoch nicht. 1993 und 1994 fehlte jeweils der Triumph in New York. Berühmt wurden Fernandez/Zvereva aber auch durch eine besondere Szene. Ihren US-Open-Sieg 1995 feierten sie, indem sie ihre Oberteile tauschten und den Zuschauern Blick auf ihre Sport-BH's gewährten. Fortan galten diebeiden als die "Jog bra girls". Ganz reibungslos verlief die Partnerschaft zwischen Fernandez/Zvereva aber dann doch nicht. Ende 1996 trennte sich Zvereva von der zweimaligen Goldmedaillen-Gewinnerin im Doppel. "Ihr damaliger Freund überzeugte Natasha, dass sie zu gut für mich war und ich älter wurde", erklärte Fernandez.

Nach ein paar Monaten gab es aber die Wiedervereinigung. "Ich habe Natasha gefragt, ob sie mit mir bis zu meinem Karriereende spielen will". Das Duo gewann 1997 die Titel bei den French Open, in Wimbledon und stand im Finale der US Open. "Ich wollte weiter spielen, aber sie war besessen von der Idee, mit Lindsay Davenport zu spielen. Ich bin dann in Rente gegangen. Natasha hat nie wieder einen Grand Slam gewonnen", sagte Fernandez, die 2010 gemeinsam mit Zvereva als Doppelpaar in die International Hall of Fame aufgenommen wurde.

1. Martina Navratilova / Pam Shriver

Es wird mit großer Wahrscheinlichkeit nie wieder ein so erfolgreiches Damendoppel geben wie dieses: Martina Navratilova und Pam Shriver haben sämtliche Rekorde gebrochen und werden diese wohl ewig behalten. Die 79 Turniersiege des US-amerikanischen Duos sind schon beeindruckend genug. Die 20 Grand-Slam-Titel - beide standen bei elf Grand-Slam-Finals in Folge - sind noch beeindruckender. Auch der Gewinn des Grand Slams, dem Triumph bei allen Majors im Jahre 1984, ist eine Leistung für sich. Aber eine ganz besondere Zahl dokumentiert die Dominanz von Navratilova/Shriver.

109 (!) Spiele lang war das Erfolgsdoppel zwischen 1983 und 1985 ungeschlagen, bis sie im Wimbledonfinale 1985 Kathy Jordan und Elizabeth Smylie unterlegen waren. Dabei kam die Liaison wie so oft recht zufällig zustande. Im Juni 1980 fragte die damals 18-jährige Shriver die sechs Jahre ältere Navratilova recht verschüchtert, ob sie mit ihr die Australian Open am Ende des Jahres spielen wolle. "Oh, wenn Billie Jean King nicht spielt, spiele ich wahrscheinlich mit Rosie Casals", lautete die vernichtende Antwort von Navratilova. "Ich stand ziemlich dumm da und fühlte mich richtig klein", sagte die 1,83 Meter große Shriver.

Doch vier Monate später erhielt Shriver einen Telefonanruf mit der Frage von Navratilova um ein gemeinsames Doppel. "Es war mit Sicherheit einer der besten Anrufe, die ich je in meinem Leben erhalten habe. Dieser Anruf war der größte Einschnitt in meinen 19 Jahren als professionelle Tennisspielerin. Unsere zehn Jahre andauernde Partnerschaft begann. Wir hatten eine respektvolle und freudige Beziehung zueinander", so Shriver. Neben ihren 20 Grand-Slam-Titeln waren Navratilova/Shriver auch die Königinnen des WTA-Masters. Zwischen 1981 und 1991 gewannen sie zehnmal den Weltmeistertitel im Madison Square Garden in New York.

Für Navratilova, die mit 31 Grand-Slam-Titeln und insgesamt 177 Turniersiegen mit großem Abstand die erfolgreichste Doppelspielerin ist, war das Doppel immer enorm wichtig. "Ich habe das Doppel immer geliebt. Ich habe es geliebt, im Team zu spielen. Ich habe es geliebt, mit einer Partnerin zu arbeiten und Sachen herauszufinden. Ich habe die Plauderei geliebt. Du brauchst viel mehr Fähigkeiten, um herausragend im Doppel zu sein", erklärte die US-Amerikanerin. (Fotos: GEPA pictures)

von Christian Albrecht Barschel

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