Nicolas Kiefer
„Kiwi“ schaffte als erster Deutscher nach Boris Becker und Michael Stich den Sprung in die Top Ten und gewann sechs Titel auf der ATP-Tour.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
14.12.2013, 08:59 Uhr

Vom 1. bis 20. Dezember präsentierttennisnet.comeine Bestenliste und kürt die zehn erfolgreichsten deutschen Spieler und Spielerinnen seit Beginn der Profiära im Jahre 1968. Bei der Auswahl wurden nur die Ergebnisse im Einzel berücksichtigt. Getreu dem Motto „Ladies first“ haben die Damen immer den Vorrang. Die Herren ziehen dann am nächsten Tag nach.
Die erfolgreichsten deutschen Spieler – Platz 4: Nicolas Kiefer
Platz 4 der erfolgreichsten deutschen Spieler belegt Nicolas Kiefer. „Kiwi“, wie der gebürtige Holzmindener genannt wurde, schaffte es als erster Deutscher nach Boris Becker und Michael Stich in die Top Ten. Kiefer erreichte seine Karriere-Bestmarke zu Beginn des Jahres 2000 mit Platz vier. Schon in der Jugend glänzte der Niedersachse mit Erfolgen. Er gewann 1995 die Australian Open und US Open und stand im Wimbledonfinale. Der Übergang von den Junioren zu den Profis meisterte Kiefer fließend. 1997 erreichte er im Alter von 19 Jahren sensationell das Viertelfinale in Wimbledon. Zwei Monate später feierte er in Toulouse seinen ersten Titel auf der ATP-Tour. Bei den Australian Open 1998 ließ Kiefer eine riesengroße Chance liegen. Im Viertelfinale verspielte er eine 2:0-Satzführung gegen den Franzosen Nicolas Escude. Im gleichen Jahr feierte er sein Davis-Cup-Debüt, wo er dann selbst sein erstes Einzel nach einem 0:2-Satzrückstand gewinnen konnte. Ein weiterer Höhepunkt des Jahres 1998 war der Gewinn des World Team Cups mit dem deutschen Team.
1999 spielte Kiefer seine beste Saison. Er gewann Titel in Tokio, Halle und Taschkent, schaffte den erstmaligen Sprung in die Top Ten und durfte am Ende des Jahres bei der ATP-WM in Hannover teilnehmen, wo er das Halbfinale erreichte. Im Jahr 2000 folgten zwei weitere Titel und die Viertelfinalteilnahmen bei den Australian Open und US Open. In den nächsten Jahren ging es dann bei Kiefer abwärts. Er verlor teilweise den Kontakt zur Weltspitze und schied bei den Grand Slams meistens vor dem Achtelfinale aus. 2006 bei den Australian Open feierte Kiefer dann sein bestes Resultat bei einem Grand Slam. Im 35. Anlauf erreichte er erstmals das Halbfinale bei einem Grand-Slam-Turnier.
Kiefer stand in der Folgezeit kurz vor dem Wiedereinzug in die Top Ten. Bei den French Open zog er sich dann eine schwere Handgelenksverletzung zu, wegen der er schließlich über ein Jahr pausieren musste. Das Comeback von Kiefer verlief erfolgreich und vielversprechend. 2008 stand er im Alter von 31 Jahren wieder in den Top 20. Zu Beginn der Saison 2009 schlug erneut der Verletzungsteufel zu. Kiefer knickte beim Hopman Cup in Perth um und musste drei Monate pausieren. „Kiwi“ schaffte danach nicht mehr den Anschluss an die Weltspitze und fiel aus den Top 100. Beim Wimbledonturnier 2010 spielt er das letzte Einzel in seiner Karriere. Ende 2010 gab er schließlich sein Karriereende bekannt. Nach seinem sechsten und letzten Titelgewinn im Jahr 2000 verlor Kiefer elf Endspiele in Folge auf der ATP-Tour. Damit ist er Rekordhalter in dieser Negativ-Statistik.
Wie bei Rainer Schüttler war Kiefers bitterste Niederlage auch gleichzeitig sein größter Erfolg. „Kiwi“ erreichtebei den Olympischen Spielen 2004 in Athen an der Seite von Schüttler das Finale in der Doppelkonkurrenz und hatte schon eine Hand an der Goldmedaille.Im Finale gegen das chilenische Duo Fernando Gonzalez und Nicolas Massu hatten Kiefer/Schüttler im Tiebreak des vierten Satzes vier Matchbälle am Stück. Beim vierten Matchball setzte Schüttler einen nicht allzu schweren Volley haarscharf ins Aus. Die beiden Deutschen verloren das Finaldrama schließlich um 2:39 Ortszeit. „Das ist so brutal. So eine Chance bekommt man nur einmal im Leben. So eine furchtbare Niederlage werde ich in meinem ganzen Leben nie wieder erleben“, erklärte Kiefer nach der Niederlage und weinte bittere Tränen. Auch Jahre nach der verpassten Goldmedaille denkt Kiefer immer noch an die vier vergebenen Matchbälle. „Natürlich war es die schlimmste Niederlage und dennoch mein größter Erfolg. So scheinbar widersprüchlich kann der Sport sein“, äußerte sich Kiefer in einem Interview mit tennisnet.com.
Steckbrief:
Nicolas Kiefer
Geburtstag: 5. Juli 1977 in Holzminden
Größe: 183 cm
Erstes Profiturnier Einzel: 1994
Letztes Profiturnier Einzel: 2010
Spielhand: Rechts, beidhändige Rückhand
ATP-Karriere-Bilanz Einzel: 366:274
ATP-Titel im Einzel: 6
ATP-Finals im Einzel: 19
Höchste Platzierung im Einzel: 4
Grand Slam: Halbfinale Australian Open, Viertelfinale Wimbledon und US Open
Davis-Cup-Bilanz Einzel: 10:11
(Text: cab; Foto: Jürgen Hasenkopf)