Diego Schwartzman im Interview: "Jeder hat etwas für die Geschichte des argentinischen Tennis getan"

Diego Schwartzman konnte bei der südamerikanischen Sandplatztournee 2022 in gleich zwei Turnieren das Endspiel erreichen. Im Exklusiv-Interview mit tennisnet.com spricht der Argentinier über den Stellenwert von Tennis in seiner Heimat, den Abgang von Juan Martin del Potro und seine persönlichen Ziele für die Zukunft. 

von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet: 28.02.2022, 11:21 Uhr

Diego Schwartzman blickt auf eine erfolgreiche Südamerika-Tour zurück
Diego Schwartzman blickt auf eine erfolgreiche Südamerika-Tour zurück

Herr Schwartzman, Sie spielten ja gerade die Golden-Swing-Turniere in Ihrer Heimat Südamerika. Als Spezialist für Sandplatzturniere und in Anbetracht der manchmal nicht ganz so voll gepackten Draws: Ist der Druck bei diesen Turnieren für Sie besonders groß?

Ich denke, ich habe mich bei den südamerikanischen Turnieren gut geschlagen. Es ist immer etwas Besonderes für mich, zumal wir im Moment zwei Turniere in Argentinien haben, in Cordoba und dann in Buenos Aires. Aber es ist auch schwierig, weil ich immer versuche, mein Bestes zu geben. Zugleich kennen mich alle Leute, die bei den Turnieren dabei sind, seit ich sehr jung war, und sie wollen auch sehen, dass ich mein Bestes leiste. Also versuche ich, darauf vorbereitet zu sein. Manchmal verliere ich, manchmal nicht: Aber es ist das vierte Jahr in Folge, dass ich mindestens ein Finale in meinem Land erreicht habe - und darüber bin ich sehr glücklich. Außerdem habe ich in Rio de Janeiro gespielt, und dort das Finale gegen (Anm. Carlos) Alcaraz erreicht. Ich denke, es war ein weiteres Mal eine großartige Sandplatzsaison in Südamerika - und es war etwas ganz Besonderes.

Bei dem Turnier in Buenos Aires hat Ihr Landsmann Juan Martin del Potro so etwas wie sein Karriereende bekannt gegeben. Wie schätzen Sie seine Karriere ein?

Ich denke, Juan Martin del Potro war für uns, für das argentinische und das lateinamerikanische Tennis etwas ganz Besonderes und sehr wichtig. Für mich, alle argentinischen Spieler und das argentinische Publikum war es traurig, zu sehen, dass er nicht zu 100 Prozent leistungsfähig war. Der Zustand seines Knies war offensichtlich schwierig, aber er will spielen. Ich glaube, er hat sich mit seinen Landsleuten hier sehr wohl gefühlt, das war das Wichtigste beim Turnier in Buenos Aires. Ich hoffe, dass er vielleicht einen Weg findet, noch ein paar Mal auf dem Platz zu stehen.

Was denken Sie über die Popularität des Tennissports in Argentinien? Haben Sie durch die erfolgreiche Ära von Juan Martin del Potro und David Nalbandian und natürlich durch Sie selbst einen Wandel erlebt?

Nein, ich denke, Argentinien hat eine Menge Spieler, nicht nur Juan Martin und David Nalbandian. Ich denke, dass sie zu den Besten gehören, aber wir haben sehr viele, sehr viele in den Top Ten, sehr viele in den Top 20, in den Top 50 und in den Top 100. Als ich angefangen habe, Tennis zu spielen, hatten wir sehr viele Spieler in den Top 100, die nahezu jede Woche bei verschiedenen Turnieren im Finale standen. Ich denke also, dass jeder etwas für die Geschichte des argentinischen Tennissports getan hat.

Letztes Jahr haben Sie auf heimischem Boden hier in Buenos Aires gewonnen. Ist das Ihr größter - oder zumindest emotionalster - Triumph?

Ja, es war sehr emotional und wichtig für mich, in Argentinien, in Buenos Aires, zu gewinnen. Ich glaube, das war einer der besondersten Momente in meiner Karriere und ein sehr emotionaler Moment.

Es wird eine schöne Herausforderung für die Spieler sein, die nicht mehr zur neuen Generation gehören, gegen sie zu spielen.

Diego Schwartzman über die NextGen

Sie befinden sich jetzt zwischen der alten und der neuen Generation. Verspüren Sie eine Menge Druck, der von der Generation nach Ihnen ausgeht? Wie sehen Sie Ihre Chancen gegen Sinner, Alcaraz und sogar Tsitsipas?

Ich denke, es ist großartig für das Tennis, dass eine neue Generation hervorragende Leistungen erbringt. Sinner, Alcaraz und Tsitsipas sind, wie Sie schon sagten, drei der besten der jungen Generation. Sie spielen so schnell, sie treffen den Ball so sauber und spielen sehr, sehr hart. Es wird eine schöne Herausforderung für die Spieler sein, die nicht mehr zur neuen Generation gehören, gegen sie zu spielen. Mal sehen, was in den nächsten Jahren passiert, aber für das Tennis und für alle Menschen, die jede Woche jedes Turnier verfolgen, ist es sehr wichtig, neue Spieler zu haben.

In Hinblick auf die noch junge Saison 2022: Sind die europäischen Sandplätze - und letztlich die French Open - die Turniere, auf die Sie sich am meisten konzentrieren wollen?

In den letzten Jahren habe ich sehr gut auf Hartplatz gespielt. Ich denke also, dass ich mich vielmehr auf jedes einzelne Turnier, das ich spielen werde, konzentriere. Natürlich kann ich in der Sandplatzsaison - wenn ich mein bestes Tennis spielen kann - Großes erreichen. Aber in den letzten Jahren habe ich mehr Matches auf Hartplatz gewonnen, also konzentriere ich mich auf beides.

Letztes Jahr konnten Sie bei den Masters-Turnieren vor Roland Garros Ihre Erwartungen nicht ganz erfüllen, nehme ich an. Gibt es etwas, das Sie bis 2022 ändern wollen?

Nein, nein, ändern muss ich nichts. Ich muss so weitermachen wie bisher. Das ist jedoch sehr schwierig, ich muss aber genau das tun: konzentriert sein, weitermachen und versuchen, jede Woche mein Bestes zu geben.

Ich glaube, jeder freut sich darauf, ihn wieder auf dem Platz zu sehen und ihn zu sehen, wie er sein Bestes gibt.

Schwatzman über das anstehende Comeback von Dominic Thiem 

Sie und Dominic Thiem sind gleich alt,  über die Jahre hinweg hat sich zwischen Ihnen eine gute Freundschaft entwickelt. Was können wir Ihrer Meinung nach von Dominic im Jahr 2022 angesichts seiner derzeitigen Verletzungsprobleme erwarten?

Zunächst einmal möchte ich ihn wieder zusammen mit uns auf dem Platz sehen, wissen Sie. Es ist sehr wichtig, dass er zurückkommt und gesund ist. Ich glaube, er wird großartig spielen. Er ist einer der Besten, er hat vor weniger als zwei Jahren ein Grand-Slam-Turnier gewonnen. Es wird also schön sein, ihn wieder auf dem Platz zu sehen. Ich hoffe, dass das bald geschehen kann. Ich glaube, jeder freut sich darauf, ihn wieder auf dem Platz zu sehen und zu sehen, wie er sein Bestes geben kann.

Im Jahr 2020 haben Sie Ihren einzigen Sieg gegen ein Mitglied der "Big Three" errungen, den Sieg gegen Rafael Nadal in Rom. Wenn Sie zurückblicken: Was braucht es, um einen dieser herausragenden Sportler zu schlagen?

Ich weiß nicht, wie ich darauf antworten soll. Ich denke, es ist sehr schwierig, gegen sie zu spielen. Manchmal hat man das Gefühl, dass man das Spiel gewinnen kann, aber am Ende gewinnen sie das Match und dann auch das Turnier. Es ist also schwierig, zu sagen, wie man gegen diese Art von Spielern gewinnen kann. Ich hoffe aber, dass ich sie in den nächsten Jahren noch ein paar Mal schlagen kann. 

Sie haben so etwas wie die Halbzeit Ihrer Profikarriere erreicht, manche würden sagen, das beste Alter, um Tennis zu spielen. Vorausblickend auf die nächsten fünf oder sogar mehr Spieljahre: Gibt es irgendwelche wichtigen Meilensteine, die Sie unbedingt noch erreichen wollen?

Wie ich schon sagte, ich bin sehr fokussiert und versuche, weiterhin mein Bestes zu geben und bei vielen Turnieren mein bestes Tennis zu spielen. Es ist sehr schwierig, im Tennis konstant zu sein und jedes Jahr, bei jedem Turnier, bereit zu sein. Ich denke, das ist mein Ziel: Gesund zu sein und so weiterzumachen wie bisher. Das ist im Moment mein Ziel.

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