Drittes Jahr, drittes Format: Was ist beim „neuen“ Davis Cup besser geworden?
Wieder einmal haben der Internationale Tennisverband (ITF) und der Vermarkter Kosmos Änderungen am „neuen“ Davis Cp vorgenommen. Ein paar große Probleme bleiben bestehen.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
19.02.2022, 12:39 Uhr

Nein, die am Donnerstag bekanntgegebene Version der Davis-Cup-Finalrunde 2022 hat auch innerhalb der tennisnet-Redaktion nicht zu spontanen Jubelausbrüchen geführt. Gerade Traditionalisten führen ja an, dass das erstmals 2019 ausgetragene Turnierformat die Bezeichnung „Davis Cup“ gar nicht führen dürfe. Zu weit hat man sich von dem über viele Jahrzehnte gelernten Modus entfernt, als alle Runden bis hin zum Titelmatch noch richtige Heim- und Auswärtsspiele brachten.
Die Amerikaner hatten ihr Hartford, die Österreicher ihr Praterstadion (und beide Heimteams mussten gegen Deutschland bzw. die USA am Ende die Segel streichen), 2016 in Zagreb gab es den großen argentinischen Triumph vor vollgepackten Rängen, und, und, und. Nein, das Ding müsste eigentlich „Kosmos Cup“ heißen, so schallt es auch durch unsere Flure, dem Vermarkter der Sause geschuldet.
Nun gibt es einzelne Rufer in der Wüste, den Autor dieser Zeilen etwa, der in manchen Aspekten immerhin eine Verbesserung zum vergangenen Jahr sieht.
Medvedev und Djokovic nach den US Open beim Davis Cup?
Was ist also neu? Da ist zunächst einmal der Termin für die Gruppenspiele der Finalrunde, die vom 14. bis zum 18. September ausgetragen werden sollen. Dieses Fenster nach den US Open wurde auch in der großen Zeit des Davis Cups genutzt - allerdings nur von vier Teams, die sich in zwei Halbfinali die Endspiel-Teilnehmer ausmachten. Aber: 2021 fand genau diese Phase des Wettbewerbs erst Ende November statt, wo viele Spieler mit ihrer Saison eigentlich schon abgeschlossen hatten.
Werden die weltbesten Spieler im September also eher einlaufen als zwei Monate später? Nachdem neuerdings 16 Teams in die Bütt gehen müssen, könnte die kumulierte Anzahl der Top-Ten-Asse vielleicht größer sein als bei vier Mannschaften, wie es zuletzt 2018 der Fall war. Allerdings: Wenn sich das US-Open-Endspiel des Vorjahres Anfang September 2022 wiederholen sollte - würden dann Daniil Medvedev und Novak Djokovic (Russland und Serbien sind fix für die Finalrunde qualifiziert) wenige Tage später schon für ihr Land aufschlagen? Und wenn ja: wo?
Denn das ist ja eine der Hauptaufgaben der ITF: Schnellstmöglich nach der Qualifikations-Runde Anfang März die vier Gruppen auszulosen und dann vier Verbände zu finden, die als Gastgeber die Hand heben. 2021 waren dies neben Madrid Innsbruck und Turin.
Zu viele Teams in der Finalrunde?
Auch das übrigens eine, wenn auch nur marginale, Verbesserung zum letzten Jahr: Diesmal wird eine Nation mehr den Heimvorteil genießen können. Und nachdem der Finalort noch nicht feststeht, muss auch nicht, wie bei der jüngsten Ausgabe, auf die ganz speziellen Verhältnisse in Madrid eingegangen werden. Sollten Argentinien und Großbritannien in, beispielsweise, Belgrad aufeinandertreffen, ist allerdings nach wie vor nicht von einem Tennisfest auf den Tribünen auszugehen.
Das Finale bleibt nach wie vor der große Knackpunkt: Weil immer noch sind es acht Teams, die Ende November den Champion ausspielen sollen. An einem Ort, der auch Abu Dhabi sein könnte (auch wenn sich hier Widerstand regt: Wenn genügend Geld auf dem Tisch ist, wird auch eine Reise Richtung Abu Dhabi vielleicht wieder auf´s Tableau kommen.) Welcher Topspieler aber, der es nicht zu den ATP Finals geschafft hat, wird die Mühe auf sich nehmen, eigentlich schon in der Off-Season noch einmal ein Ländermatch zu bestreiten - mit der Aussicht, dass sich die ganze Geschichte in einer Viertelfinal-Niederlage erschöpft?
Der „neue“ Davis Cup bleibt also weiterhin ein schwieriges Unterfangen. Das haben nicht nur Vermarkter Kosmos, sondern auch die Verbände entdeckt, die für die Reform gestimmt haben (der Deutsche Tennis Bund war keiner davon). Denn die Zahlungen von Seiten der Veranstalter sind dem Vernehmen nach deutlich geringer ausgefallen als ursprünglich versprochen.