DTB-Präsident Dietloff von Arnim: "Wir müssen größer denken"

DTB-Präsident Dietloff von Arnim kandidiert am Sonntag für das Amt des ITF-Präsidenten. Im Interview mit dem SID hat von Arnim einen Ausblick auf seine Ziele gegeben.

von SID
zuletzt bearbeitet: 19.09.2023, 13:39 Uhr

DTB-Präsident Dietloff von Arnim hat höhere Ambitionen
© Jürgen Hasenkopf
DTB-Präsident Dietloff von Arnim hat höhere Ambitionen

SID: "Herr von Arnim, am kommenden Sonntag steht die Wahl des ITF-Präsidenten an. Glauben Sie an eine Siegchance in Cancun?"

Dietloff von Arnim: "Ja, auf jeden Fall. Ich bin angetreten, weil ich überzeugt bin, dass sich etwas verändern muss. Wir haben manche Aufgabe zu bewältigen - im internationalen Tennis und auch auf Seiten der ITF. Ich hoffe, dass dies in Cancun mit einer Neuwahl des Boards in die Wege geleitet wird und die ITF eine positive Richtung einschlägt. Einige Entscheidungen brennen sicherlich unter den Nägeln."

SID: "Fällt die Entscheidung zwischen Amtsinhaber David Haggerty und Ihnen auf den letzten Metern?"

Von Arnim: "Es laufen noch immer Gespräche. Es gibt nationale Verbände, die nach Mexiko kommen und sich vielleicht erst zum Schluss entscheiden, abhängig von den Präsentationen in Cancun. Am Samstag stellen sich die Kandidaten noch einmal vor mit einem Limit von zehn Minuten. Dann liegen wirklich alle Daten und Fakten auf dem Tisch."

SID: "Welches sind die zentralen Themen, die die ITF aus ihrer Perspektive dringend angehen muss?"

Von Arnim: "Wir müssen über den Davis Cup reden, über das Format, nachdem der Deal mit Kosmos geplatzt ist. Für die ITF war das eine Katastrophe und der Wettbewerb hat einen großen Einfluss auf die Finanzen. All das hat auch Auswirkungen auf die Föderationen, deren ganz entscheidende Aufgabe es ist, Tennis zu entwickeln und mehr Tennisspieler auf die Plätze zu bringen. Zum Beispiel haben wir in Pakistan 230 Millionen Einwohner, aber es gibt keinen einzigen überdachten Platz draußen - und da regnet es viel. Die nationalen Verbände haben zum Teil sehr unterschiedliche Anforderungen und fühlen sich von der ITF nicht mitgenommen."

SID: "Die Kritik am aktuellen Format des Davis Cups mit einer Gruppenphase an einem Standort war zuletzt groß. Wie kriegt man wieder Schwung in den Wettbewerb?"

Von Arnim: "Die ITF-Mitglieder kennen die Verträge nicht, zunächst einmal geht es um Transparenz. Wir müssen uns dann überlegen, wie wir den Davis Cup wieder sportlich dahin kriegen, wo wir ihn haben wollen. Das Format muss überdacht werden und wir dürfen nicht nur mit uns selber reden, wir müssen mit den Fernsehpartnern, Sponsoren und besonders den Spielern reden. Wir müssen uns über das Thema Entertainment unterhalten, weil wir mit dem Bereich konkurrieren. Zuletzt hat z.B. Novak Djokovic seine Bereitschaft dazu signalisiert. Das ist das Umfeld, in dem wir besser werden müssen. Wir müssen es anders und größer gestalten und größer denken. Und das bedeutet auch, dass wir viel enger mit der WTA, ATP und den Grand Slams kooperieren müssen."

SID: "Welche Themen brennen Ihnen noch unter den Nägeln?"

Von Arnim: "Der Billie Jean King Cup und das Thema Entwicklung, das sogenannte 'Grassroot Tennis'. Ich bin davon überzeugt, dass wir weltweit wachsen können. Nur sieben Prozent der Tennisspieler sind Mitglieder in Verbänden, in Deutschland sind es mehr. Wenn wir die weltweite Zahl verdoppeln, dann haben die Föderationen mehr Geld zur Verfügung. Das heißt, wir müssen uns darüber Gedanken machen, wie wir die Tenniswelt größer machen. Und auch, wie wir andere Einkommensmöglichkeiten für die Föderation und für die ITF schaffen, um die Finanzen stabiler zu machen. Zudem gilt es, mit den Regionen und mit den Föderationen viel näher zusammenzuarbeiten. Die fühlen, dass denen nicht zugehört wird."

SID: "Wie würde sich ihr Leben durch eine Wahl zum ITF-Präsidenten verändern?"

Von Arnim: "Wenn ich gewählt werden würde, bin ich sofort im Amt und muss dann irgendwann nach London umziehen. Meinem Verständnis nach ist es aber eine Reisetätigkeit, man ist viel unterwegs und gefordert, zu den Leuten hinzufahren. In den ersten drei Monaten würde ich in Gesprächen mit den Föderationen noch einmal herausfinden, was sie erwarten und wie wir Themen angehen wollen."

von SID

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19.09.2023, 14:25 Uhr
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